Eigentlich hatte ich ja schon am Montag meinen wöchentlichen Ausflug, diesmal nach langer Zeit wieder einmal nach Nara, unternehmen wollen, aber als ich
Cari fragte, ob sie Lust hätte, mich zu begleiten, schlug sie vor, statt dessen am Dienstag zu fahren, weil George sie erst ein paar Stunden vorher dasselbe gefragt hatte und sie nicht zweimal fahren wollte. Also sind wir dann am Dienstag mittag nach meinem Japanischunterricht losgefahren (und ich konnte Montag wieder ausschlafen - auch schön!).
Unser Ziel war der H
ōry
ū-Tempel etwas außerhalb von Nara, laut Infoblatt Japans erstes Weltkulturerbe mit den ältesten erhaltenen Holzgebäuden der Welt. Eine große Sammlung alter buddhistischer Statuen gibt es dort auch zu sehen. Zu meiner großen Freude gab es am Eingang das obligatorische kostenlose Infoblatt nicht nur in Japanisch und Englisch, sondern auch in einigen anderen Sprachen, darunter Deutsch.
Ob Weltkulturerbe oder nicht, die ganze Anlage ist riesengroß, atemberaubend schön - und sichtbar sehr alt.
Das Gebäude in der Mitte ist das Ch
ūmon, das Mittlere Tor, errichtet zwischen der Mitte des 6. und Anfang des 8. Jahrhunderts, und links dahinter sieht man die ebenso alte große fünfstöckige Pagode, die älteste ihrer Art in Japan. Das Infoblatt sagt dazu:
Pagoden sind weiterentwickelte Formen von indischen Stupas und die wichtigsten Bauwerke in buddhistischen Tempeln, da hier die Reliquien eines Buddha aufbewahrt werden.
Schön, daß mir das endlich mal erklärt wurde. Jetzt wüßte ich nur noch gerne, was indische Stupas sind ...
Wenn man nahe an das Mittlere Tor herantritt, sieht man die Figuren der sympatischen Tempelwächter, die links und rechts des Eingangs Dienst tun. Ehrlich gesagt, sehen diese Figuren alle irgendwie gleich aus, aber bei diesen beiden Kameraden hier handelt es sich Japans älteste bekannte Wächtergottheiten aus Ton, wie das Infoblatt mitteilt.
Die Pagode ist wirklich eindrucksvoll, sieht wunderschön und sehr elegant aus. Und ich glaube gerne, daß sie mindestens 1300 Jahre alt ist.
Um ein paar typische Touristenfotos sind wir natürlich nicht herumgekommen. Hier steht eine deutsche Touristin in etwas zu dünnem Mantel (ein plötzlicher Kälteeinbruch hat die frühlingshaften Temperaturen kurzfristig wieder vertrieben) vor der Großen Vortragshalle, genannt Daik
ōd
ō. Auf dem Bild unten ist die Halle in voller Schönheit zu bewundern.
Alles in allem ein wunderschöner Ausflug in netter Gesellschaft, trotz der Kälte. Aber zwischendurch konnten wir uns in der Galerie der Tempelschätze wieder etwas aufwärmen, während wir die zahlreichen alten Statuen, Kultgegenstände und Handschriften bewunderten (und uns mangels Erläuterungen, welche Bedeutung all diese Gegenstände haben, unsere eigenen Erklärungen zurecht legten, z.B. warum die dargestellten Götter oder Krieger oder was auch immer so finster dreinschauen - ein bißchen kindisch, ich geb's ja zu, aber wir hatten unseren Spaß).
Auf dem Rückweg zur Bahnstation suchten wir ein Restaurant, um uns innerlich wie äußerlich noch einmal richtig aufzuwärmen, bevor es zurück nach Osaka ging. Nun waren wir in einem Außebezirk von Nara, wo zwar viele Touristen hinkommen sollen, es aber sehr ruhig ist und es kaum Restaurants gibt. Zumindest nicht entlang der ausgeschilderten Strecke zur Bahnstation. Also fanden wir erst gegenüber vom Bahnhof ein kleines Café, wo wir von einer sehr netten Bedienung aber ein leckeres Curry serviert bekamen.
Und während wir uns den ganzen Tag schon über mehrere Beispiele von schlechtem Englisch amüsiert haben (O-Ton Cari: "It's Katakana, not English!"), kamen wir auf dem Weg vom Tempel zur Bahnstation an einem kleinen Tümpel vorbei, neben dem weitaus sichtbar dieses Schild vor irgendwelchen Gefahren warnt.
Wir haben auf Tsunamis getippt.