Montag, Januar 30, 2006

Eigentlich...

... wollten Angelica und ich die Tatsache ausnutzen, daß Angelica einen ihrer freien Tage getauscht und heute auch frei hat, und hierhin fahren. Statt dessen sind wir hier gelandet:

Aber der Reihe nach.
Verabredet hatten wir gestern, uns heute um 9:15 bei Starbucks zu treffen und von da die paar Meter bis zum Bahnhof zu laufen.
Heute morgen wachte ich davon auf, daß Claudias Wecker auf der anderen Seite der Papierschiebetür um 9:20 klingelte. Als mein eigener heute morgen um 7:00 klingelte, muß eine temporäre Störung im Raum-Zeit-Kontinuum verhindert haben, daß ich das Klingeln zur Kenntnis nahm. Ich habe absolut nichts davon gehört.
Jedenfalls bin ich dann um 9:20:24 (= 4 Schrecksekunden später) fluchend aus dem Bett gesprungen, habe das Handy angestellt (wie gesagt: meistens ist es aus...) - und es klingelte sofort. Angelica. Bevor ich irgendwas sagen konnte, erzählte sie mir, sie habe die halbe Nacht mit ihrer Mitbewohnerin Myriah gequatscht und danach erst um 7 Uhr morgens einschlafen können. Folglich sei sie viel zu müde, um irgendwohin zu fahren, sondern wolle lieber versuchen, noch drei Stunden zu schlafen. Irgendwann konnte ich ihren Redeschwall unterbrechen: "Angelica, I overslept and I've just got up!"
Wir haben dann vereinbart, uns um 1 Uhr bei Starbucks zu treffen und dann irgendwoanders hinzugehen. Die Wahl fiel auf das Ōsaka Museum of History, weil das eines der wenigen Museen ist, das Montags nicht geschlossen hat.

In dem Museum gibt es eine liebevoll gestaltete Ausstellung zur Stadtgeschichte, angefangen von dem ersten Palast, den es an der Stelle, wo heute das Museum (und nebenan Ōsaka Castle) steht, mal gegeben hat. Hier ein Modell:

Weiter ging es dann mit Ansichten und Ausstellungsstücken aus der Edo-Periode, als Ōsaka zum bedeutenden Handelszentrum aufstieg.

Am Schluß tauchten wir in das Ōsaka der 1930er Jahre ein:


Wir sind eine nachgebaute Straße aus Shinsaibashi entlanggeschlendert, warfen einen Blick in eine typische japanische Wohnung aus den 30er Jahren - interessant.


Ein großes Manko hat das Museum allerdings: die englischsprachigen Erklärungen sind eher rudimentär und auf das allernötigste beschränkt. Da sieht man zum Beispiel ein Paar alte Lederschuhe, die mindestens 1000 Jahre auf dem Buckel haben, und auf dem großen Schild steht schlicht "Leather shoes". So weit war ich auch schon gekommen. Die weiterführenden Erklärungen (von denen es überall jede Menge gab) waren ausschließlich in Japanisch.
Fazit: schön gemacht, aber nur bedingt empfehlenswert.

Das Wetter heute war übrigens total verregnet und diesig. Da hätten wir von Himeji eh nicht viel gehabt.

Samstag, Januar 28, 2006

Service, Nachtrag

Vor zwei Wochen habe ich mich lobend über die japanische Post ausgelassen. Davon kann an sich jedes Wort so stehen bleiben, ein kleines Päckchen für 600 Yen in nur 4 Tagen von Japan nach Deutschland zu schicken, das ist und bleibt eine Spitzenleistung, von der sich so mancher Dienstleister eine Scheibe von abschneiden könnte.
Aber: ich muß das leider etwas revidieren. Sobald man ein etwas größeres Päckchen nach Deutschland schicken will, wird es doch teuer.

Aber von vorne: schon vor einiger Zeit hatte ich die - wie ich immer noch finde - gute Idee, dem Verein Heim-statt Tschernobyl e.V. eine kleine Sachspende für die Mutter-Kind-Erholungen in diesem Sommer zukommen zu lassen. Ein paar Päckchen Origamipapier, um genau zu sein. Im Hundert-Yen-Shop bekommt man das für wenig Geld, auf den Packungen sind immer auch ein paar Anleitungen dabei, die man auch versteht, wenn man des Japanischen nicht mächtig ist, und dann habe ich noch ein kleines japanisch-englisches Buch, aus dem ich noch ein paar Seiten kopiert habe. Am Dienstag habe ich dann zehn Päckchen Origamipaier, die paar Kopien und eine kleine Postkarte in einen großen Briefumschlag getan und bin damit zur Post marschiert.
Gesamtgewicht: knapp 1.200 g. Die Postangestellte schrieb mir dann vier verschiedene Versandmöglichkeiten auf einen Zettel, deren Kosten sich in einem Rahmen von 2.000 bis 3.400 Yen bewegten. Natürlich habe ich die billigste Variante gewählt. Das wäre das Päckchen gewesen.
Dann fragte mich das Mädchen, ob da ein Brief drin sei. Weil ich sie verständnislos ansah (das Wort für Brief kenne ich inzwischen, ich hatte nur keine Ahnung, was die Frage sollte), rief sie ihre des Englischen mächtige Kollegin. Die fragte mich wieder, ob da ein Brief drin sei.
Ich hätte besser die Klappe gehalten. Aber ich erklärte wahrheitsgemäß, daß eine Postkarte in dem großen Briefumschlag liege. "Ist das handschriftlich?"
Was für eine dämliche Frage, dachte ich mir, wer jagt schon eine Postkarte durch den Drucker?!
Mal abgesehen davon, daß ich hier gar keinen Drucker habe, aber das ist ein anderes Thema.
Wie gesagt: ich hätte besser die Klappe gehalten. Wenn ein Brief oder etwas ähnliches Handschriftliches mit im dem Päckchen ist, darf man es nicht mehr als Päckchen verschicken. "Why?!" "Why? Hm, that's a good question..." mußte das Mädchen auf der Post zugeben.
Sie meinte dann auch, daß sie persönlich nichts dagegen hätte, den Briefumschlag als Päckchen aufzugeben, "but it's a RULE, and I don't want to break it." Denn: es könnte geöffnet werden, und dann würde es sofort zurückgeschickt werden.
*?!* Hallo?! Postgeheimnis?! Wo bin ich hier?!
Ich hatte keine große Lust, da groß rumzudiskutieren, hätte eh nix gebracht, also habe ich zähneknirschend die zweitbilligste Variante gewählt und das Ding als Paket mit der Schiffspost auf den Weg geschickt. 2.300 Yen (zugegebenermaßen nicht sooo viel teurer, aber immerhin), und dann ist es vielleicht in einem Monat da. Kommt auf das Schiff an.
Der Wert des Origamipapiers liegt übrigens bei knapp über 1.000 Yen. Plus 100 Yen für die Kopien. Plus 50 Yen für die Postkarte. Plus Tinte.
Wer sich diese dämliche Regel ausgedacht hat, möchte ich wissen. Ehrlich: wie viel Sake muß man intus haben, um auf so eine beknackte Idee zu kommen?!
Ich bin mir auch ziemlich sicher, daß das nur ein Mann gewesen sein kann. Frauen haben auch blöde Ideen, aber nicht solche.

*kopfschüttel*

Je länger ich den BILDblog lese, desto mehr bekomme ich den Eindruck, daß die Redakteure in der Blödzeitung wirklich doof sind.
Um es mal vorsichtig auszudrücken.

Freitag, Januar 27, 2006

Zen und Bambus

Ich war ja unter anderem auch in der Hoffnung nach Arashiyama gefahren, um etwas Schnee zu sehen. Meine Hoffnung wurde nicht enttäuscht. Zumindest nicht allzusehr. Während des "Aufstiegs" zum Iwata-yama bin ich an einigen kleinen Schneefeldern vorbeigekommen, aber hauptsächlich war der Schnee entweder da zu finden, wo kaum Sonne hinkam, oder noch weiter oben. Auf richtigen Bergen, beispielsweise.


Aber immerhin hatte die Schneemenge in der Stadt selbst den Angestellten eines der zahlreichen Andenkenläden ausgereicht, um vor dem Eingang jeweils links und rechts ein Spalier aus je drei Schneemännchen aufzustellen. "Schneemann" heißt auf Japanisch übrigens "yukidaruma". Ich zeige hier nur die linke Seite, denkt Euch die anderen drei einfach dazu, die sahen sehr ähnlich aus.

Zugegeben, ich hatte auch den Verdacht, daß es sich hier eher um Schneeaffen oder -hasen als -männer handelt. Alternativvorschläge der Leserschaft werden gerne entgegengenommen.

Daß es auch in Arashiyama ein Weltkulturerbe gibt, hatte ich ja schon erwähnt, und da habe ich es mir selbstverständlich nicht nehmen lassen, selbiges zu besichtigen, nachdem ich die Affen besucht (und meinen Handschuh verloren) hatte.

Voilà, Tenryū-ji, der Tempel des Himmelsdrachens, Haupttempel einer der beiden wichtigsten Schulen des japanischen Zen-Buddhismus.

Gegründet wurde Tenryū-ji 1339, aber da der Tempel seitdem mehrmals abgebrannt ist, stammen die meisten Gebäude aus der Meiji-Ära (1868-1912). Der zum Tempel gehörende Landschaftsgarten jedoch ist im wesentlichen so, wie er damals vom Gründungsabt angelegt wurde und zählt zu den ältesten Gärten in Japan. Wenn ich das Infoblättchen aus dem Tempel richtig interpretiere, dann ist wohl auch eher der Garten als der Tempel in die Weltkulturerbeliste aufgenommen worden. 1994 übrigens, so wie auch der Kinkaku-ji. Das muß das japanische Jahr der UNESCO gewesen sein.


Das schöne an den japanischen Gärten ist übrigens meiner Ansicht nach, daß ihre Besichtigung auch mitten im Winter noch lohnenswert ist. Irgendwas blüht immer, einige Sträucher lassen sich darin auch nicht von etwas Schnee irritieren, viele Bäume und Büsche sind immergrün. Das einzige, was mich gestört hat, waren die abfrierenden Finger infolge des verlorenen Handschuhs. Weswegen ich mich auch etwas gesputet habe, durch den Garten zu laufen.

Es gab aber noch einen anderen Grund: es war kurz nach drei Uhr, so langsam wurde es dämmerig, und ich wollte noch durch den Bambuswald gehen, der sich hinter dem Tempelgarten befindet.


Wer ist schon mal durch einen Bambuswald gegangen?


Es ist unglaublich schön!! Es ist zwar ein Nutzwald, wenn ich das richtig mitbekommen habe, durch den eine kleine asphaltierte Straße führt, aber Bambuswäldchen bleibt Bambuswäldchen.


Und mittendrin klingelte plötzlich mein Handy, das ich ausnahmsweise mal angelassen hatte...
Nun ist das mit meinem Handy so eine Sache: in der Regel steckt es in der kleinen Handytasche in meiner Handtasche, für die es eigentlich etwas zu groß ist, und bis ich erstens realisiert habe, daß das mein Handy ist, das da klingelt, zweitens die Handtasche geöffnet und drittens das Handy aus der viel zu kleinen Handytasche herausgefummelt und aufgeklappt habe, hat der Anrufer längst aufgegeben. So auch in diesem Fall (diesmal dauerte es sogar noch länger als gewöhnlich, weil meine Finger inzwischen wirklich abgefroren waren). Und wer hatte angerufen? LS. Vermutlich auf der verzweifelten Suche nach jemandem, der Überstunden machen kann/will.
Schade, daß ich nicht antworten konnte: "I'm so sorry, but at the moment I'm in the midst of the nice bamboo forest in Arashiyama - it's impossible for me to make it for the next lesson!"

Montag, Januar 23, 2006

Ich glaub, mich laust der Affe!

Das ist offensichtlich meine Woche der Tierfotos. Dienstag jede Menge Fische, Montag jede Menge Affen.
Also, ich bin heute nach Arashiyama gefahren, einem westlichen Vorort von Kyōto. Dort gibt es auch jede Menge Tempel, ein Weltkulturerbe ist auch darunter (warum überrascht mich das nicht?), und es gibt den Iwata-yama. "Yama" () heißt Berg (außer dem Fuji, der wird ehrfurchtsvoll "san" genannt), und auf dem Berg Iwata-yama (sind 155 m wirklich schon ein Berg?) gibt es den "Arashiyama Monkey Park Iwatayama", in dem über 150 Affen leben. Diese dürfen gegen ein kleines Entgelt besichtigt werden.
Als ich den Berg hinaufgekeucht kam, waren die meisten Affen gerade ausgiebigst mit Sozialverhalten beschäftigt:


Offen gesagt, fand ich es ja schon etwas unheimlich, auf einem schmalen, leicht glitschigen (man sieht das hier nicht, aber an vielen Stellen lag Schnee, und an den anderen war er weggetaut), ungesicherten (rechts geht's direkt runter) Pfad an diesen Affen vorbeizugehen. Aber wenn man die grundlegendsten Vorsichtsregeln beachtet (nicht füttern, nicht streicheln, nicht in die Augen starren), geht es erstaunlich gut. Außerdem dürften sich die Affen längst an die vielen Besucher der Gattung Homo sapiens gewöhnt haben.


Wie sieht ein Affe aus, der sich langweilt? So wie ein Mensch, der sich langweilt.

Oben an der observation platform angekommen, stellte ich zu meiner Freude fest, daß mein Timing nicht besser hätte sein können:

Jungs, es gibt was zu Futtern!

Was passiert, wenn ich mit der Hand ins Wasser schlage? Es spritzt!

Die observation platform ist übrigens nicht nur ein schöner Ort, um den Affen in Ruhe beim Fressen, Spielen und Streiten zuzusehen, man hat auch einen ausgezeichneten Blick auf Arashiyama und Kyōto.

Was gibt es sonst noch zu berichten? Auf dem Weg nach oben habe ich einen meiner schönen, hellblauen Handschuhe verloren und konnte ihn auf dem Rückweg nicht wiederfinden. Da spielen jetzt garantiert die Affen mit. *grummel*

Dienstag, Januar 17, 2006

Kaiyukan

Für dieses Wochendende habe ich mir ein besonderes Ziel ausgesucht: Kaiyukan, das berühmte Ōsaka Aquarium, gelegen an der Ōsaka Bay. Pam war vor einigen Wochen schon dort und war ganz begeistert, mein Reiseführer empfiehlt den Besuch auch, höchste Zeit also, sich das mal selbst anzusehen. Mit 2.000 Yen Eintrittspreis kein ganz billiges Vergnügen (für dasselbe Geld kann ich auch einmal nach Kyoto hin- und zurück und dort ein bis zwei Tempel besichtigen), aber es lohnt sich wirklich. In dem Aquarium kann man Fische und sonstige Süß- und Salzwasserbewohner aus der gesamten Pazifikregion besichtigen.

Die Schau begann schon vor dem Eingang, wo die Kaiyukan-Leitung beschlossen hatte, einigen der Pinguine jetzt im Winter mal etwas Frischluft zu gönnen. Sehr zur Freude der Passanten und besonders eines kleinen Jungen, der sich vor lauter Freude kaum mehr einkriegte. Die Pinguine sehen aber auch schön aus...


Im Aquarium ging es dann gleich spektakulär los: Ticket gekauft, am Einlaß vorbei, links um die Ecke gebogen, und plötzlich befindet man sich im Aqua Gate, einem (im Vergleich zu den anderen Aquarien im Kaiyukan) kleinen Aquarium, das sich tunnelartig über den Gang neigt, so daß alle Besucher unter den Fischen hindurch gehen müssen. In dem Aquarium tummeln sich subtropische und tropische Fische, u.a. auch ein paar kleine Rochen. Eindrucksvoll, wenn sie gleichsam schwebend über einen hinwegschwimmen.


Danach ging es eine lange schmale Rolltreppe hinauf in den 8. Stock des Gebäudes, wo es dann entlang der einzelnen Becken langsam wieder hinunterging. Das hat jetzt garantiert keiner verstanden, daher zitiere ich doch noch einmal meinen Reiseführer:
The aquarium is contructed so that you wind your way down around fourteen elongated tanks, each representing a different aquatic environment, from Antarctica to the Aleutian Islands. The beauty of the design means you can, for example, watch seals basking on the rocks at the top of the tank and see them swimming,torpedo-like, through the lower depths later.
(The Rough Guide to Japan, S. 504)

Ganz oben begann alles mit den japanischen Wäldern, die u.a. auch einige schwer zu fotografierende Otter beherbergen. Als nächstes war der Lebensraum der Alëuten an der Reihe, mit Seeottern und diversen Fischen, deren Namen ich mir beim besten Willen nicht merken konnte. Außer diesen hier: Rainbow trout und Jacopever (aus dem englischsprachigen Faltblatt abgeschrieben ;-D). Sowohl die Otter als auch die Seeotter haben mir ausnehmend gut gefallen, wie sie ober- und unterhalb des Wassers herumgetobt sind, aber das bedeutet eben auch: keine brauchbaren Fotos für meinen Blog.

In Becken 3 gab es Kalifornische Seelöwen und Harbor Seals aus der Monterey Bay (an der Westküste der USA vor San Francisco gelegen), dann ging es weiter entlang des Golfs von Panama und des Regenwalds von Ecuador (wie gesagt, Süßwasserfische werden im Kaiyukan auch gezeigt), an der Antarktis, wo noch mehr Pinguine im ewigen Kunsteis gezeigt wurden,vorbei zu Becken Nr. 7, in dem Lebewesen aus dem Tasmanischen Meer gezeigt werden: Pazifische Weißseiten Delphine (hoffentlich habe ich den Namen halbwegs richtig übersetzt). Einen von ihnen könnt ihr hier bewundern.

Und wer ganz genau hinsieht, der kann auch mein Spiegelbild auf dem Foto erkennen...

Sogar Nemo und seinen Vater habe ich gesehen. Ich bin mir nur nicht mehr sicher, ob das in dem Becken Nr. 8 ("Great Barrier Reef") war oder in einem kleinen separaten Becken. Ich glaube, letzteres, aber ich bin mir, wie gesagt, nicht hundertprozentig sicher.


Vergleichsweise klein ist Becken Nr. 10, das einige Fische aus der Seto-Inlandsee zeigt, welche die Insel Honshū von Shikoku trennt, der kleinsten der vier japanischen Hauptinseln. Und wie man sieht, wimmelt es in diesem Gewässer nur so von dem japanischen Nationalgericht: Fisch.


Der absolute Höhepunkt ist allerdings das riesige Becken Nr. 9, das sich in der Mitte des Gebäudes befindet, sich über drei Stockwerke erstreckt und dem Pazifik gewidmet ist. Die unterschiedlichsten Fische schwimmen darin herum, einige in großen Schwärmen, andere ziehen als Einzelgänger ihre Runden, so wie beispielsweise der große Walhai (unten im Bild in der linken oberen Hälfte, der dunkle große Fisch mit den hellen Punkten). Der sieht jetzt relativ klein aus, in Wirklichkeit ist er fast fünfeinhalb Meter lang.


Mantarochen gibt es auch - plötzlich schwamm einer direkt auf mich zu, bis ganz dicht an die Scheibe, und bog dann einfach nach oben ab. Und ich kann mit Stolz sagen, daß ich nicht zurückgezuckt bin! Das ist ein harmloser Mantarochen, und kein furchterregendes Tier mit viel zu vielen haarigen Beinen!


Und hier gibt es auch den Walhai noch einmal in voller Lebensgröße. Leider etwas unscharf, aber dennoch ist ganz deutlich zu erkennen, daß er doch nicht als totaler Einsiedler sein Leben fristet, sondern in Begleitung durch das Becken schwimmt. Wie nennt der Biologe das doch gleich? Symbiose? ("Ich fresse die Parasiten, die dich fressen wollen, und du frißt/vertreibst dafür die Parasiten, die mich fressen wollen.")


Weiter ging es zu einem kleineren Becken, Nr. 11, "Kelp Forest". Hat irgendwer eine Idee, was "kelp" heißt? Ich habe es im Wörterbuch nicht finden können.


Dieser Fisch jedenfalls ist von enormen Ausmaßen, heißt "Sunfish" (ich hätte jetzt ja eher auf "Mondfisch" getippt, weil ich weiß, daß es einen Fisch dieses Namens gibt, und weil der hier auch genauso doof dreinschaut wie ein Mondkalb, aber vielleicht irre ich mich ja mal wieder, und Mondfische sind ein paar Nummern kleiner), und - ja, ist halt einfach nur groß, hat einen extrem dummen Gesichtsausdruck und schwimmt ständig im Kreis (das Becken hätte man aber auch wirklich etwas größer machen sollen).

In der Cookstraße zwischen der Nord- und Südinsel von Neuseeland wimmelt es von riesigen Schildkröten und vielen hübschen, bunten Fischen.

Was diese Schildkröte wohl dachte, als sie ganz dicht an die Scheibe herankam? Ich tippe auf: "Beam me up, Scotty!"

Das letzte Becken trägt den Titel "Japan Deeps" und beherbergt "Giant spider crabs". Lauter gute Gründe, nicht im Pazifik zu baden, egal, wie tief im Meer sie leben. Wer hat alles den "Schwarm" gelesen?


Das war schon das letzte der Themenbecken, eine kurze Rolltreppe führte mich wieder auf Anfangsniveau zurück. Aber bevor es zum Ausgang ging, kam ich erst noch an einigen kleinen Becken mit Quallen (auf Englisch heißen die übrigens "jelly fish") in allen möglichen Farben vorbei. Unglaublich schön.

Sonntag, Januar 15, 2006

Service

Nachdem ich für die Weihnachtspakete noch Unsummen hingeblättert hatte, weil die Sachen natürlich schon noch vor und nicht nach dem Fest ihre Ziele erreichen sollten und ich - zugegebenermaßen - auch etwas herumgeklüngelt hatte, habe ich beschlossen, mich mit künftigen Geschenksendungen etwas mehr zu sputen. Also habe ich das Geburtstagsgeschenk für meinen Vater schon am Dienstag (= zwei Wochen vorher) abgeschickt. In einer "schönen" Versandtüte für nur 600 Yen (ca. 4,50 €).
Eben habe ich folgende Email von meinem Vater abgerufen:
"... heute kam eine Tüte von Dir an. Der Postbote war erstaunt, daß das nur vier Tage gedauert hat. Am 10. aufgegeben und am 14. morgens hier angekommen."

Das ist halt das, was die japanische Post unter Service versteht...
Lieber Postbote, wenn Sie sich von dem ersten Schrecken erholt haben, berichten Sie doch bitte Ihren Kollegen und Vorgesetzten davon und überlegen Sie dann gemeinsam, was die Deutsche Post AG davon lernen kann. Zum Beispiel: man kann ein Päckchen durchaus für einen bescheidenen Preis innerhalb von vier Tagen ans andere Ende der Welt schicken. Das ist für Dienstleistungsunternehmen aus einem hochentwickelten Land überhaupt kein Problem!
Übrigens habe ich gestern auch einen großen Briefumschlag von meinen Eltern bekommen. Inhalt: die letzte Ausgabe der Wochenzeitung "Das Parlament", deren Abo ich zum Jahresende gekündigt hatte. Versandkosten: 8 Euro. Poststempel: 8.1.2006.

Freitag, Januar 13, 2006

Ein erster Blick auf das japanische Gesundheitswesen

So langsam wurde es echt Zeit für meine dritte und letzte Hepatitisimpfung. Vor einigen Jahren hatte ich die dritte Impfung glatt verschwitzt, womit der Impfschutz dann auch unwirksam war. Also habe ich mich ein wenig unter den Kollegen umgehört, wo man denn da am besten hingeht. Nachdem ich darüber aufgeklärt wurde, daß man hier in Japan einen Hepatitisschutz eigentlich gar nicht benötigt (auch wenn das AA da anderer Meinung ist), bekam ich dann den Tip, einfach mal bei LS nachzufragen, die hätten Listen mit Krankenhäusern, die unsere JMA-Krankenversicherung akzeptieren und wo auch Fremdsprachenkenntnisse beim medizinischen Personal vorhanden sind.
Junko hat mir dann auch prompt den entsprechenden Zettel rausgesucht und kopiert, Adresse und Telefonnummer des Krankenhauses (Osaka Municipal General Medical Center), Preisliste und Wegbeschreibung samt Lageplan. Damit bewaffnet, bin ich heute hingefahren. Den Weg habe ich dank der Informationen auf dem Zettel problemlos gefunden, und in der riesigen Empfangshalle habe ich sofort die Information angesteuert. Die freundliche Dame führte mich dann zur Rezeption für neue Patienten, wo ich einen Zettel ausfüllen und erneut erklären mußte, was ich eigentlich wollte. Dabei entstand nur ein winziges Problem: wie wird mein Nachname ausgesprochen, und wie schreibt man den in Katakana (= der Silbenschrift für Lehn- und Fremdwörter)? Letzteres habe ich bis heute nicht rausgekriegt, aber nachdem ich meinen Nachnamen einige Mal extrem langsam und deutlich vorgesagt hatte, hatte die Dame am Empfang mit Unterstützung ihrer Kollegin eine Lösung gefunden. Dann mußte ich fünf Minuten warten und bekam dann eine Consultation card und einige Papiere ausgehändigt, mit denen ich dann zur eigentlichen Rezeption gehen sollte. Dort stand ich ca. 10 Minuten Schlange. Als ich an der Reihe war, habe ich alle meine neuen Papiere über den Tresen geschoben und mußte dann ein neues Formular ausfüllen - ob ich in den letzten 14 Tagen eine Impfung bekommen hätte, ob ich jemals Nebenwirkungen nach einer Impfung gehabt hätte etc. Habe alles mit "No" angekreuzt, und die letzte Frage (Nr. 14) ausgelassen, denn die Frage nach meiner Temperatur konnte ich nicht beantworten.
Daraufhin hat mir das Mädchen an der Rezeption gesagt, zu welchem Behandlungsraum ich gehen sollte, und, da ich naturgemäß kein Wort davon verstanden hatte, mich dann hingeführt. Dort mußte ich wieder fünf Minuten warten, dann kam eine Krankenschwester und drückte mir ein Fieberthermometer in die Hand und verschwand wieder. Ich habe also anweisungsgemäß (die Anweisung erfolgte in international verständlicher Zeichensprache) die Temperatur gemessen und wieder gewartet, bis ich auf Englisch in Behandlungsraum 17 zu Doktor Sakaue gerufen wurde.
Seine erste Frage: ob bei mir neulich Hepatitis B nachgewiesen worden sei. "Äh, no ..." "Okay, where are you going?" Merke: Japan ist ein hochentwickeltes Land, in dem man sich auch nur dann gegen Hepatitis impft, wenn man woandershin in Urlaub fährt. Aber nachdem ich Dr. Sakaue meinen Impfpaß gezeigt und erklärt hatte, daß ich lediglich die dritte und letzte Impfung benötige, war alles geklärt. Eine Spritze links, eine Spritze rechts, ein bißchen Smalltalk auf Englisch (Japan hat früher die medizinische Ausbildung von Deutschland übernommen, weshalb die japanischen Ärzte deutsche medizinische Fachbegriffe benutzten), dann war alles erledigt. "Auf Wiedersehen."
Ich mußte dann nur noch zur Kasse gehen und bezahlen. 9.290 Yen, ca. 70 Euro. Nur unwesentlich mehr, als eine Impfung in Deutschland gekostet hat. Und 300 Yen weniger, als auf den Informationen von NOVA angegeben.

Sonntag, Januar 08, 2006

Flatmates

Am Donnerstag ist Barbara (zur Erinnerung: meine ehemalige Mitbewohnerin) gutgelaunt aus ihrem Thailandurlaub zurückgekommen und stand am Freitag vormittag bei uns auf der Matte, um ihre letzten Sachen abzuholen. Nachmittags sind Barbara, Elisa und ich ein letztes Mal zusammen essen gegangen, und zwar - zu dem netten Okonomiyaki-Restaurant im OCAT Building, wo ich an Heiligabend mit Cari und Angelica war. Und nächste Woche fliegt Barbara dann nach England zurück - und Elisa zieht in eine andere Wohnung. Sie hatte schon im Oktober gesagt, daß sie eine günstigere Wohnung suchen wolle, und die hat sie nun gefunden.
Wie lange das Zimmer wohl freibleibt? Wahrscheinlich bekommen wir spätestens im März eine neue Mitbewohnerin, denn dann werden wieder viele neue Leute auf einmal eingestellt.

Schneechaos in Japan

Der Spiegel berichtet heute über den in diesem Jahr besonders schweren Winter in Asien, mit Kälterekorden in Indien und enormen Schneemengen in Japan. Falls das außer mir noch jemand gelesen hat und auf die Idee kommt, sich angesichts der sehr beeindruckenden Fotostrecke Sorgen um mich zu machen - nur keine Panik, Ōsaka hat von dem ganzen Schnee nichts abbekommen. Es hat zwar Freitag morgen ein bißchen geschneit, aber davon ist nichts liegengeblieben. Eigentlich schade. Ähnlich war es am 22.12., als morgens alles von einer dünnen weißen Schicht bedeckt war und alle auf weiße Weihnachten hoffen ließ. Pustekuchen, bis zum Mittag war alles wieder weg.

Mittwoch, Januar 04, 2006

Es ist schon wahr ...

... mit einer Digitalkamera macht man viel mehr Bilder. Viel mehr sonderbare Bilder. ;-)

Dienstag, Januar 03, 2006

"Uhm, Angelica, ...


... don't you spell "subway" with an "a"?..." Mal abgesehen davon, daß es sich dabei um ein einzelnes Wort handelt. Aber Angelica hat mir recht gegeben. Na ja, in Japan sind aktive Fremdsprachenkenntnisse halt nicht weit verbreitet. Andererseits sollte ich angesichts der zahllosen Beispiele für BSE (Bad Simple English) in Deutschland das Lästern vielleicht besser sein lassen. Ich denke da nur an den Bäcker im Rostocker Hauptbahnhof (Ausgang Südstadt), der sein Angebot "Belegen Sie Ihre Brötchen ganz nach Ihrem eigenen Geschmack" mit den Worten "Make it selbst" bewarb... *schauder*


Gefunden habe ich den Schreibfehler übrigens auf dieser Karte. Sie zeigt die diversen Tempel und Schreine im Ostteil von Kyōto. Man beachte übrigens die etwas andere Ausrichtung der Karte - hier ist Norden unten. Da werde ich mich wahrscheinlich nie dran gewöhnen.
Die vielen Hakenkreuze auf der Karte stehen für die buddhistischen Tempel. Das gefällt mir auch nicht, aber die Swastika ist nun mal ein uraltes indisches Symbol. Die Schreine werden ganz harmlos durch die torii symbolisiert.

Neujahr in Kyōto

Gestern sind Angelica schon wieder nach Kyōto gefahren, um uns in stilvoller Umgebung anzusehen, wie die Japaner das neue Jahr begrüßen. Dort angekommen, sind wir mit dem Bus zum Heian-jingū gefahren, einem großen Shintōschrein im Osten der Stadt, den wir schon am Freitag bemerkt haben. Man müßte ja auch schon mit besonderer Blindheit geschlagen sein, um diese torii zu übersehen.


Und wie man am unteren Bildrand unschwer erkennen kann, war eine Menge los. Auf dem Weg zum eigentlichen Schrein ging es zwischen jeder Menge Freßbuden hindurch, an denen man sich mit allen möglichen Leckereien stärken konnte. Was wir dann auch gemacht haben, aber erst hinterher.
Durch ein großes Torgebäude ging es auf den großen Platz, der an jedem anderen Tag menschenleer gewesen wäre, aber da die japanischen Familien an Neujahr einen Schrein oder Tempel aufsuchen, war entsprechend was los. Alles strömte zu dem Gebäude hinten im Bild, wo der Platz ist, um seine Gebete zu sprechen.


Ein kurzer Blick zurück auf das Torgebäude und das riesige torii im Hintergrund, ...


... und dann sind wir einfach der Menschenmenge gefolgt und haben uns kurz unter die Betenden gemischt. Ich muß schon sagen, so etwas geht hier fix. An der offenen Rückwand des Gebäudes wurden in teilweise hohem Bogen Münzen in die Opferschalen geworfen, dann verbeugten sich die Leute kurz, sprachen leise ihr Gebet oder was auch immer, verbeugten sich erneut, klatschten zweimal kurz in die Hände - und das war alles.


An den kleinen Verkaufsständen eines Schreins kann man Glückspapiere erwerben, die dann um die Zweige von Ästen gewickelt werden, damit sich die Weissagungen auch erfüllen. Und wie hier unschwer zu erkennen, hatten bis dahin schon sehr viele Leute den Schrein besucht.


Das waren übrigens nicht die einzigen Stellen, wo die Leute ihre Glückspapierchen festegebunden hatten. Rund herum waren Schnüre gespannt, an denen ihrerseits schon jede Menge dieser Zettel befestigt waren. Aber die Bäumchen haben mir am besten gefallen. Von etwas weiter weg sah es aus, als seien sie schneebedeckt.


Diese Leute hier haben wohl gerade ihre Glücckspapiere gekauft und lesen sich erst durch, was dann - hoffentlich - in Erfüllung gehen soll.
Direkt nebenan wurde sehr viel Lärm produziert - Erwachsene und Kinder schüttelten diese großen Rasseln (hier gut zu sehen bei der Frau rechts in der weißen Jacke), wozu auch immer. Wozu werden in Europa die ganzen Böller in die Luft gejagt? Um die bösen Geister zu verjagen. Vielleicht ist das hier ähnlich.


Manche Leute hatten sich auch besonders fein gemacht. Nicht wenige Frauen trugen Kimono (waren gegenüber den westlich gekleideten aber dennoch deutlich in der Minderheit), so wie dieses Mädchen hier.

Sonntag, Januar 01, 2006

2006

Prost Neujahr!
Meine Vorsätze für 2006:
  • An die Pazifikküste fahren und ein Foto machen.
  • Mehr Japanisch lernen.
  • Mehr Okonomiyaki essen.