Freitag, Juni 30, 2006

Aus zwei mach eins, II

"Haben Sie die Hose auch in Schweiß?"

Das scheint sich zum Klassiker zu entwickeln...

Die Hauptsehenswürdigkeit von Kōya-san


Was ist das?! Garage mag ich es gar nicht nennen. Vielleicht ein Regenmantel für Autos?

Mittwoch, Juni 28, 2006

Eine Nacht im Tempel

Kurz angekündigt hatte ich es schon mal: letzte Woche sind Angelica und ich für zwei Tage nach Kōya-san gefahren. Das ist einer der heiligsten Berge Japans. Auf 800 Metern befindet sich dort ein Tal, das von acht Gipfeln umgeben ist. Diese sollen den acht Blütenblättern einer Lotusblüte ähneln. Vor allem aber ist Kōya-san das Zentrum der buddhistischen Shingon-Sekte. Neben dem Haupttempel, dem Kongōbu-ji, gibt es in Kōya-san noch über hundert weitere Tempel und Klöster, die dieser Sekte angehören. Über 50 dieser Tempel sind shukubō, d.h. Pilger (und Touristen) können hier übernachten - stilvoll in einem Tatami-Zimmer mit Abendessen, Morgengebet und Frühstück inklusive. Vor allem deswegen sind wir dorthin gefahren. Es gibt Dinge, die sollte man einfach mal gemacht haben, wenn man für längere Zeit in Japan ist. Der zweite Grund war, daß es auf 800 Metern etwas kühler ist als in der küstennahen Betonwüste.

Die Anreise war schon toll: zunächst ging es mit dem Express in gut anderthalb Stunden von Namba nach Gokurakubashi, und von dort mit einer Seilbahn den Berg hinauf. Es dauerte eine Weile, bis wir die dicht besiedelte Kansaiebene hinter uns gelassen hatten, aber irgendwann waren die Berge erreicht, es ging durch einen Tunnel - und plötzlich waren wir in einer anderen Welt. Viel weniger und vor allem kleinere Häuser, anfangs noch das eine oder andere Reisfeld, viel Wald und noch mehr Bäume. Gokurakubashi schließlich entpuppte sich als Ministation mitten in der Pampa, wo es außer zwei Gleisen und der Seilbahnstation nichts zu geben scheint. Bilder davon gibt es später, heute erzähle ich vor allem von unserem shukubō.


Das ist der Fukuchi-in, einer der zahlreichen shukubō und unsere Unterkunft für eine Nacht. Wunderschön ruhig und friedlich, mit liebevoll gepflegten kleinen Gärtchen und Koi-Teichen in allen Ecken.


Gut bewacht ist er auch, und das ist auch nötig, denn "This room is no key", wie der Mönch erklärte, der uns unser Zimmer zeigte. Aber hier in Japan wird ja eh nicht geklaut. Außerdem gab es einen kleinen Safe im Kleiderschrank.


Mittags kamen wir an, bekamen kurz den Tempel gezeigt (während unsere Taschen schon in unser Zimmer gebracht wurden - das ist Service!), vereinbarten die Abendessen- und Frühstückszeiten, und dann machten wir uns daran, die Sehenswürdigkeiten von Kōya-san zu erkunden.

Abendessen wurde um 18:30 auf unserem Zimmer serviert. Alles vegetarisch, da wir uns ja in einem buddhistischen Tempel befanden, und sehr, sehr lecker.


Auf dem Bild trage ich einen Yukata, einen leichten Baumwollkimono, der vom Tempel bereitgestellt wurde. Sehr angenehm und überhaupt nicht warm, wie Angelica argwöhnte (oder als Ausrede benutzte, denn sie hat ihren nicht angezogen). Als wir mit dem Essen fertig waren, wurden die Tabletts rausgeräumt und anschließend zwei Futons für die Nacht auf dem Boden ausgebreitet.


Wir suchten uns dann eine der Sitzecken mit Blick auf einen der Gärten aus, um noch eine Weile zu lesen, bevor wir sehr früh schlafen gingen, denn das Morgengebet um 6 Uhr wollten wir auf keinen Fall verpassen.
Vorher hatte ich mich noch gefragt, wie die Mönche das im Zeitalter vor der Erfindung des Weckers immer geschafft haben, nicht zu verschlafen. Jetzt weiß ich es: sie haben einfach die dünne Matratze unter dem Futon weggelassen. War das hart!!
Das Morgengebet fand in der "Haupthalle" des Tempels statt. Die Gäste (nicht alle waren gekommen) hockten, von den Mönchen (ich habe vier Männer und eine Frau gezählt) durch eine kleine Absperrung getrennt, auf den Tatamimatten und lauschten. Wir haben kein Wort verstanden, hatten keine Ahnung, was passierte, aber schön war's. In der Luft der leichte Geruch von Räucherstäbchen, dazu die Gebete der Mönche - eine einzigartige Erfahrung. Ich kann es jedem, der nach Japan kommt, nur empfehlen, das einmal mitzumachen.
Eine Enttäuschung gab es allerdings: die alltäglichen Gebete waren beendet, da griff sich der Abt ein Mikrofon und wandte sich in einer kleinen Rede an die Gäste. Da war die ganze schöne Stimmung zerstört. :-(

Danach zogen wir uns wieder auf unser Zimmer zurück, aus dem unsichtbare Geister die Futons schon wieder weggeräumt hatten, packten unsere Siebensachen zusammen und warteten auf das Frühstück. Fröstelnd, denn das Zimmer hatte keine Fensterscheiben (im Winter setzen sie hoffentlich was in die Fenster, um die Kälte abzuhalten) und war entsprechend frisch. Da hatte ich die Jeansjacke doch nicht umsonst mitgenommen.


Aber kurz vor 8 Uhr kam schon das Frühstück, mit heißen Suppen und Tee, da wurde uns von innen wieder warm. Um 9 Uhr war es Zeit, auszuchecken, aber wir konnten unser Gepäck noch im Tempel stehenlassen, während wir noch die letzten Sehenswürdigkeiten auf unserer Liste abklapperten.

Und was für Sehenswürdigkeiten es in Kōya-san gibt, erzähle ich ein anderes Mal.

Dienstag, Juni 27, 2006

In der Apotheke

"Ich hätte gerne etwas gegen Erkältungstabletten."

Reicht eine einfache Unverträglichkeit, oder soll es eine Allergie sein?

Montag, Juni 26, 2006

リバティ大阪 - Ribati Ōsaka

Am Dienstagnachmittag habe ich mein zweites japanisches Museum besucht, das Ōsaka Human Rights Museum, allgemein abgekürzt als リバティ大阪 - Ribati* Ōsaka.
Nun mag sich der eine oder andere fragen: warum geht die mitten im Sommer ins Museum? Die Antwort ist ganz einfach: weil das Museum klimatisiert ist.
Ribati Ōsaka stand ganz oben auf meiner Museumsliste, weil mich das Thema interessiert und mein Reiseführer sich sehr lobend darüber ausgelassen hat. Außerdem behandelt es auch und vor allem innerjapanische Menschenrechtsprobleme mit den ethnischen und sozialen Minderheiten.
Nach dem Japanischunterricht ging es los. Mit Ellie hatte ich mich um 12 Uhr am Silberball im Hof vom OCAT verabredet, dann ging es erst einmal zum Mittagessen (wir zwei Okonomiyaki-Junkies sind natürlich im Okonomiyaki-Restaurant gelandet) und anschließend mit JR in Richtung Museum.
Am Eingang gab es einen netten Empfang, der Eintrittspreis war überraschend niedrig und den Audioguide gab es kostenlos dazu. Außerdem noch ein paar Zettel mit englischen Infos zur Ausstellung.


Zu Beginn der Ausstellung gab es diese nette Videosequenz mit Bildern zur Entwicklung der Menschenrechte. Nett gemacht.


Dann sollten wir uns zunächst einmal über unsere eigenen Werte klar werden. Zum Beispiel: wie "muß" ein Kinderzimmer in Japan aussehen? Wie eine Wohnung? Der Grund:
Values provide an important base for our lives, give us the strength we need to go on living. Yet, these very values can people cause to have discriminatory attitudes.

So steht es auf dem englischen Infoblatt zur Ausstellung. Recht haben sie. Einige Werte wurden anschließend genauer illustriert, z.B. der Wunsch nach einem sicheren Arbeitsplatz, der Wunsch nach Familienzusammenhalt.


Diese Bilder hier illustrieren den Wunsch nach Gesundheit für Körper und Geist. Nett gemacht, aber alles auf Japanisch. Und obwohl die Kanji alle kinderfreundlich mit Hiragana überschrieben waren und somit auch wir die Worte lesen konnten, haben wir doch nichts (ich) bzw. wenig (Ellie) verstanden. Ich hatte zwar mein kleines Wörterbuch dabei, aber wenn wir damit jede einzelne Erklärung durchgegangen wären, wären wir heute noch nicht fertig. Der Audioguide war leider auch keine große Hilfe, denn er beschränkte sich darauf, zu Beginn jeder neuen Sektion anzukündigen, was man nun zu sehen bekommen würde.

Danach ging es weiter zu Teil 3 der Ausstellung: Diskriminierte Gruppen in Japan und wie sie für ihre Rechte kämpfen. Ein interessantes und in Japan immer noch umstrittenes Thema. Für uns bestand hier dasselbe Problem wie im vorhergehenden Teil der Ausstellung: zu wenig englische Erklärungen. Die Bilderklärungen gab es zwar auch in Englisch, und zu jedem einzelnen Thema gab es einen oder auch zwei Videofilmchen mit englischen Untertiteln, aber das, was ich verstehen konnte, blieb doch sehr an der Oberfläche. Da sahen wir beispielsweise zum Thema der koreanischen Minderheit in Japan ein Foto von einem Koreaner mittleren Alters, der ein Foto seines verstorbenen Vaters in den Händen hält, zusammen mit einem Japaner (Anwalt? Menschenrechtsaktivist?), welcher den Fall des verstorbenen Vaters vertritt. Aha. Was für ein Fall war das? Die Info gab es (vermutlich) nur in Japanisch. Wer das nicht versteht, hat halt Pech gehabt.


Weiter ging es dann mit der Bevölkerung Okinawas, von deren traditioneller Musik wir uns ein paar alte Aufnahmen anhören konnten. Ich bin für sowas ja immer aufgeshlossen, aber diese Musik ist bei aller Liebe nichts, was ich mir unbedingt anhören möchte. Klang doch sehr schrebbelig.


Richtig interessant war der Teil über die Ainu, die Ureinwohner Hokkaidōs, wo man sogar ein traditionelles Haus nachgebaut hatte. Auf dem kleinen Fernseher unten liefen in einer Dauerschleife die Erzählung einer alten Frau, wie die Fische entstanden (nette Geschichte), ein alter Mann, der ein Gebet in der Ainu-Sprache sprach und eine junge Frau, die in der Ainu-Sprache erzählte, warum sie jetzt seit einigen Jahren ihre eigene Sprache lernt. Letzteres war eine Rede zu irgendeinem offiziellen Anlaß, und man sah und hörte deutlich, daß die Frau furchtbar nervös war. Süß. Zum Schluß hat sie noch ein kleines Lied gesungen - klang wunderschön.

Weitere Themen waren: die soziale Minderheit der Burakumin, sexuelle Minderheiten, Behinderte, Obdachlose, AIDS-Kranke, Leprakranke und solche, die aufgrund von Umweltverschmutzungen schwere gesundheitliche Schäden davongetragen haben (z.B. die Minamata-Krankheit), und - Frauen. Keine Minderheit, aber diskriminiert.


Hier fanden wir auch Bilder und Dokumente zu den "Trostfrauen" (= Zwangsprostituierten) des Zweiten Weltkriegs.

Alles in allem eine interessante Ausstellung, wenn auch etwas oberflächlich (aber das läßt sich, glaube ich, auch nicht wirklich vermeiden) - und etwas mehr englische Informationen in der Ausstellung wären auch nicht schlecht gewesen.

_______
* "Liberty", wie es die Japaner aussprechen.

Samstag, Juni 24, 2006

Auflösung

Ich hatte eine kleine Bildspekulation veranstaltet, und sagenhafte zwei Personen haben sich daran beteiligt. Wie bei mir im Unterricht.

Die Aufgabe scheint doch schwieriger gewesen zu sein, als ich dachte. Mein Schüler sah weder einen Auffahrunfall auf seinem Bildschirm, noch eine Frau, die den Notarzt ruft. Er hatte schon einen für seinen Level recht guten Wortschatz, nur hat er bei Verb und Objekt die korrekte Vokabel haarscharf verfehlt.

Richtig hätte er sagen müssen: "Sie schiebt einen Rollstuhl."

Knapp vorbei ist auch daneben.

Donnerstag, Juni 22, 2006

Einwegstrümpfe

Montagnachmittag, im Supermarkt um die Ecke: fast schon gewohnheitsmäßig inspiziere ich das Angebot an Nylonstrumpfhosen, -strümpfen und -socken, obwohl ich derzeit eigentlich gut eingedeckt bin. Soll heißen: alle noch ganz. Die Dinger sind ja doch nur in Maßen strapazierfähig und bekommen mit schöner Regelmäßigkeit häßliche Laufmaschen oder Löcher. Und natürlich - Murphy läßt grüßen - immer im falschen Moment. Die kann man dann nur noch entsorgen.
Da der Dresscode meines Arbeitgebers für Frauen nackte Beine verbietet (auch jetzt im Sommer gibt es kein Erbarmen), habe ich inzwischen einen erklecklichen Vorrat davon im Schrank (und Fußdeo im Badezimmer). Zum Teil sind sogar noch in Deutschland gekaufte dabei. Deutsche Qualitätsarbeit, sozusagen. ;-)
Die japanischen Strümpfe gehen bei mir leider sehr schnell kaputt. Aber das wird auch damit zusammenhängen, daß meine Füße etwas größer sind als der durchschnittliche japanische Frauenfuß und es somit für mich schwierig ist, Strümpfe in meiner Größe zu finden. Ähnliches gilt für Hosen, weil die Japanerinnen alle so kurze Beine haben. Die schicke Leinenhose (Größe LL - *argh*) war genau einen Zentimeter zu kurz ... (*heul*). Aber ich schweife ab.
Wie gesagt, eigentlich brauchte ich gar keine neuen, aber ich habe doch ein Paar Kniestrümpfe gekauft (dann aber auch schick in Schwarz, solche hatte ich noch nicht). Beim Betrachten der Verpackung fiel mir nämlich plötzlich etwas auf, das unbedingt fotografiert und gebloggt werden mußte (das Bild zur Vergrößerung bitte anklicken):

Montag, Juni 19, 2006

Picture Speculation

In der ersten Hälfte der Stunde, wenn das neue Vokabular eingeführt und erklärt wird, arbeiten wir viel mit "Picture speculation". Wir zeigen den Schülern ein Bild und fragen "Was sehen Sie hier?", "Was macht der Mann?" oder "Was macht die Frau?". Je nachdem. Dann können die Schüler zeigen, was sie schon können, und außerdem müssen wir dann nicht so viel reden. Denn sprechen sollen ja hauptsächlich die Schüler.
Sie sagen dann entweder "ich verstehe nicht" oder "ich weiß nicht", oder - vor allem, wenn sie schon etwas mehr draufhaben - sie umschreiben die Situation, wenn ihnen der konkrete Ausdruck dafür fehlt. In solchen Fällen ist das Ergebnis des öfteren amüsant. Zum Beispiel, als ich vor einiger Zeit mal in der "Notruf"-Lektion die Bildspekulation in eine Geräuschspekulation umgewandelt und den Sound "Autounfall" eingespielt habe. "Was ist hier passiert?" "Das Auto ist jetzt kaputt." Stimmt ja auch. ;-)

Heute mache ich das mal umgekehrt. Frage an alle: Was war auf dem Bild zu sehen?

"Sie stößt den Krankenwagen."

Die Auflösung gibt es Ende der Woche.

Sonntag, Juni 18, 2006

Technik, die begeistert

Am Donnerstagabend habe ich nicht nur den verkleideten Hund gesehen, sondern auch ein Stück Technik, das mir in diesem Land bis dato gar nicht aufgefallen war. Was u.a. auch damit zu tun hat, daß ich es nicht brauche.

In diesem Land geht kein normaler Mensch ohne Schirm auf die Straße, sobald auch nur ein winziges Tröpfchen Regen fällt. Viele Frauen nehmen ihn auch jetzt im Sommer mit, wenn die Sonne scheint, aber das sei nur am Rande erwähnt. Ich habe mich da mittlerweile ja auch angepaßt und bin seit einiger Zeit nach jahrelanger Abstinenz wieder stolze Schirmbesitzerin. Die haben mir schon in der Kirschblütensaison gute Dienste geleistet, und jetzt, in der Regenzeit, schleppe ich auch immer einen in der Tasche mit mir herum.
Die meisten Geschäfte haben daher am Eingang oder im Eingangsbereich einen Schirmständer, damit die Kunden die tropfenden Schirme nicht mit ins Geschäft schleppen müssen (und dort die Ware nass machen). An anderen Orten liegen bei Regenschirmwetter lange, schmale Plastiktüten aus, in die man den Schirm stecken kann. Am Donnerstag nun habe ich eine andere Variante entdeckt. Cari war freundlicherweise bereit, den ganzen Prozeß im Zeitlupentempo zu machen, damit ich in Ruhe fotografieren konnte.


Man steckt den Schirm oben in diese Plastikbox hinein, ...


... rüttelt den Schirm leicht hin und her, ...


... und zieht ihn dann seitlich wieder raus. Voilà, die Plastikhülle sitzt. Faszinierend.
Anita meinte abends, das gäbe es in Amerika (New York) auch. Ich komme vom ostwestfälischen Dorf (wech) und hatte so ein Teil noch nie gesehen. Und, wie gesagt, ich brauche es nicht, denn meine Schirme sind zusammenklappbar und haben ihre eigene Schutzhülle.

Donnerstag, Juni 15, 2006

Der arme Hund!

Heute habe ich wieder einen bedauernswerten Hund gesehen, und diesmal hatte ich meine Kamera griffbereit dabei.

Das Grüne auf seinem Kopf hatte vorne zwei runde Augen... Ob diese Verkleidung eine riesige Raupe oder ein winziges Krokodil mit Rucksack darstellen sollte - ich weiß es nicht.


Was soll man dazu noch sagen?! Ich war entsetzt, die Reaktionen der japanischen Passanten reichten von fasziniert über entzückt bis begeistert.

Um einen berühmten Franzosen zu zitieren: "Die spinnen, die Japaner!"

Präpositionen II

Präpositionen sind nicht überflüssig, das erlebe ich immer wieder.

Das aktuelle Thema: Begrüßung eines Gastes. Mal abgesehen davon, daß diese Frage eigentlich gestellt werden sollte, bevor der Gast mit dem Umzugswagen anreist, hatte der Schüler ein kleines, aber nicht unwichtiges Detail ausgelassen. Aber immerhin hat er selbst gemerkt, daß da was nicht stimmte.

"Wie lange möchten Sie mein Haus bleiben?"
Hm, irgendwas ist hier falsch. Probieren Sie es doch einfach noch mal.
"Wie lange wollen Sie mein Haus bleiben?"
Da war die erste Version aber höflicher, oder?
"Wie lange werden Sie mein Haus bleiben?"

*Seufz*. Da hilft wohl alles nichts. Zeit für Super-Ute, Ihre kompetente Deutschlehrerin.

Dienstag, Juni 13, 2006

Sayonara, Cari!

Am Sonntag hatte Cari ihren letzten Arbeitstag, gestern fand dann die eigentliche Sayonara-Party statt. Ort des Geschehens: das Spat's, eine kleine Bar, die bei uns Multimedia-Lehrern recht beliebt ist. Vom MMC dorthin sind es nur 5 Minuten zu Fuß, ebensolange dauert es vom Spat's zur U-Bahn-Station - ideal, wenn man nach der Spätschicht um 23:00 noch entspannt mit den Kollegen zusammensitzen will, bevor um 23:46 die letzte U-Bahn fährt.


Die Glaspyramide überdacht einen der zahlreichen Eingänge zur U-Bahn-Station, die "hübsch" blau beleuchteten Bäumchen gehören zum Spat's. Cari hatte keine Lust, mitten im Sommer ihre Sayonara-Party in einer verräucherten Bar zu feiern, wenn man genauso gut entspannt draußen sitzen kann. Ganz meine Meinung.


Es war ein schöner Abend, alle haben sich amüsiert, es wurde viel getrunken und nicht ganz so viel gegessen (ich scheine nicht die einzige zu sein, die bei hohen Temperaturen nicht so viel essen kann), viel erzählt und noch mehr gelacht. Trauriger Anlaß, gute Stimmung.


Zwischendurch wurden massenweise Erinnerungsfotos geschossen.


Für große Heiterkeit bei ihrer Ankunft sorgte Pam, die sich später mit Wiebke in eine andere Bar verzogen hat, um sich das Fußballspiel Japan - Australien anzusehen. Man beachte (in der Vergrößerung) bitte ihre Halskette und den linken Oberarm.
Irgendwann wurde es dann Zeit für den allgemeinen Aufbruch: die einen eilten zur U-Bahn, wir anderen begaben uns ins nächtliche Dotombori auf der Suche nach einer Karaoke-Bar.


Karaoke in Japan bedeutet nicht, daß man sich vor einer Menge unbekannter Leute mit seinen "Gesangskünsten" lächerlich macht, sondern nur im engsten Freundeskreis. In einer Karaoke-Bar gibt es viele kleine Räume mit Bänken an drei Seiten, einem großen Tisch in der Mitte und einer Videoanlage vorne. Dann gibt es mehrere Kataloge mit den gespeicherten Liedern, eine elektronische Wählmaschine, zwei Mikrofone - und los geht's. Für einen Festpreis kann man die ganze Nacht über per Haustelefon Getränke ordern (v.a. natürlich alkoholfreie, aber auch einige mit Alkohol), gegen ein extra-Entgelt auch kleine Snacks, aber wir hatten uns vorher schon im Convenience Store eingedeckt.


Es gibt eine große Auswahl englischer Songs, von denen sogar ich einige kannte und singen konnte. Darunter einige, die sich wirklich gut für Karaoke eignen: "Downtown" und "Hit the Road, Jack", zum Beispiel. Es geht halt nichts über die Klassiker. ;-)


Es gab sogar eine winzige Auswahl an deutschen Liedern: "Moskau" wäre lustig gewesen, aber davon kenne ich allerhöchstens den Refrain. Aber die anderen stellten mir dafür Nenas "99 Luftballons" ins Programm.


Obwohl es wirklich lustig war, wurden wir dann doch irgendwann müde, und so beschlossen wir, doch nicht auf die erste U-Bahn zu warten, sondern doch zu Fuß bzw. per Taxi nach Hause zu gehen. Es fing schon an zu tagen, als ich um kurz vor 5 auf Zehenspitzen in die Wohnung schlich und ins Bett bzw. auf den Futon fiel.

Montag, Juni 12, 2006

Heute sprechen wir über Filme

Einzelstunde mit einer sehr sympathischen, fortgeschrittenen Schülerin.

"Welchen Film haben Sie zuletzt im Kino gesehen?"
"Ich habe 'Narnia' gesehen."
"Und, wie war's?"
"Hm, also, ich war von dem Film nicht enttäuscht, aber ..."
"Ah, Sie hatten von dem Film mehr erwartet?"
[Der Satz wird von der netten Deutschlehrerin schnell aufgeschrieben.]
"Aah, ja, ich hatte von dem Film mehr erwartet, denn ... - ähm, wie nennt man den Mann, der das Buch geschrieben hat?"
"Das ist der Schriftsteller oder der Autor."
"Danke. Also, ich hatte von dem Film mehr erwartet, denn der Autor, C.S. Lewis, ist mein Geliebter."

Yasumi des

Vor zwei Wochen habe ich für eine Kollegin gearbeitet, zum Ausgleich hatte ich heute frei. Wie habe ich die Zeit genutzt?
Da ich keine Lust habe, ins Museum zu gehen, wenn der Rest der Bevölkerung das auch tut, bin ich zu Hause geblieben und habe meine Zeit anderweitig verbracht: bis Mittag geschlafen, dann ausgeruht, eine Ladung Wäsche in die Waschmaschine gepackt, Verpflegung im Supermarkt besorgt, eine DVD angesehen, weiter ausgeruht, ein ganz kleines bißchen Japanisch gelernt, gelesen, weiter ausgeruht - und um 21:45 bin ich nach Namba gefahren und habe Cari um 22:31 beim Verlassen des Lifts abgepaßt.


Heute war ihr letzter Arbeitstag. Freitag fliegt sie in die Staaten zurück, und wir alle werden sie schrecklich vermissen.
Aber morgen abend findet erst einmal ihre Sayonara-Party statt. Die eigentliche, denn weil ein paar Leute morgen unbedingt Fußball sehen müssen, haben wir heute schon einmal bei Spat's gesessen, der kleinen Bar in der Nähe vom MMC. Morgen abend (ok. HEUTE abend) um sechs treffen wir uns dort wieder. Anschließend geht's zum Karaoke. Meine Japanischstunde am Dienstag habe ich vorsorglich schon mal abgesagt. Yasumi des. Ich habe Ferien.

Donnerstag, Juni 08, 2006

Aus zwei mach eins

Es ist schon blöd, wenn man sich nur halb an ein Wort erinnert. Da kann es nämlich passieren, daß sich diese Hälfte mit der Hälfte eines anderen Wortes verbindet. Aus zwei mach eins.

"Welche Farbe hat das T-Shirt?"
"Das ist schweiß."

Interessant.

Streichelzoo revisited

Am Montag war ich nach längerer Pause wieder einmal in Nara, um im Nara-kōen einen Blick auf die Hirsche zu werfen.


Spaß beiseite, die Plüsch- und Plastikfraktion hat mich natürlich überhaupt nicht interessiert. Vielmehr wollte ich mir die Jungtiere ansehen. Aber der erste Hirsch, den ich vor die Kamera bekam, war gar nicht mehr sooo jung und trug ein passables Geweih mit sich herum. Das kannte ich von meinem ersten Besuch gar nicht, weil die Geweihe alljährlich zum Schutz der Touristenmassen entfernt werden.


Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind die Geweihe aber noch dran an den Köpfen. Sie sind von einem hellen Rotbraun und sind dermaßen glatt und glänzend, daß sie schon wieder künstlich aussehen. So, als ob man den Hirschen ihr Statussymbol zum Ersatz aus Plastik auf den Kopf gepeppt hätte.


Das Exemplar im Vordergrund könnte ein Junghirsch sein, zumindest sieht er für mein ahnungsloses Auge so aus. Vielleicht bin ich auch bloß schon wieder zu spät für den "Bambi-Effekt", wer weiß.


Es war ein heißer Tag, und die meisten Hirsche saßen im Schatten, sofern sie nicht gerade mit Nahrungsaufnahme beschäftigt waren. Gymnastische Übungen wurden der entzückten Besucherin nur in vereinzelten Fällen vorgeführt.


Wie schon bei meinem Besuch im November hätte ich alle paar Meter diese "Deer cracker" kaufen können, um die armen Hirsche vor dem Hungertod zu bewahren, aber auch dieses Mal habe ich darauf verzichtet.


Und das mit gutem Grund. Ich wäre die Viecher nicht mehr losgeworden.


Den Todai-ji hatte ich mir ursprünglich nicht noch einmal ansehen wollen, schließlich war ich schon mal drin, aber dann konnte ich doch nicht widerstehen. Und wieder war es atemberaubend. Ich hatte ganz vergessen, daß der Buddha so riesengroß ist. Einige Fotos habe ich auch wieder gemacht, aber wer sich für die Bilder vom Tempel interessiert, kann hier nachsehen. Am Montag sah es ähnlich aus, mit nur zwei Unterschieden: im November hatte ich strahlend blauen Himmel, und die Bäume waren überwiegend gelb und rot statt grün.


Im wesentlichen habe bin ich die selbe Strecke wie beim letzten Mal abgegangen, nur habe ich gegen Ende den Kasuga-taisha ausgelassen und bin statt dessen in den Botanischen Garten gegangen. Hübsch gemacht. Ein paar kleine Teiche mit Koi, schöne Blumen und viel sonstiges Grün.


Alles in allem ein schöner Nachmittag, der mir aber auch die Erkenntnis brachte, daß es allmählich zu heiß für so etwas wird und ich meine Wochenende fortan wohl besser in klimatisierten Museen verbringe. Nichts desto trotz haben Angelica und ich gestern einen zweitägigen Ausflug zum Kōya-san gebucht. Durch Swaps für Kollegen habe ich Ende Juni ein viertägiges Wochenende bekommen, und nach längerem Überlegen, wie sich dieser unverhoffte Urlaub am besten nutzen ließe, fiel die Wahl schließlich auf a) ausschlafen und b) zwei Tage Kōyasan. Das wurde mir schon von mehreren Kollegen des deutschen Teams wärmstens empfohlen, und neulich war Ted mit seinem Freund da und hat mir viele tolle Fotos gezeigt und von der Übernachtung im Tempel geschwärmt. Angelica war auch sofort Feuer und Flamme, als ich mit dem Vorschlag ankam, und somit war die Sache entschieden.

Montag, Juni 05, 2006

Nara Trek: First Contact

Sternzeit 140956, persönliches Logbuch des Captains:

Auf unserer Reise dorthin, wo ich noch nie zuvor gewesen bin, haben mein Wissenschaftsoffizier und ich heute eine neue, nie gesehene Spezies entdeckt. Ihre Vertreter bewegen sich auf vier Beinen fort und sind am ganzen Körper behaart. Einige besonders große Exemplare tragen blitzblankpolierte Äste auf dem Kopf.

Faszinierend.

Freitag, Juni 02, 2006

Mein Weg zur Arbeit

Schon lange habe ich es mir vorgenommen, heute komme ich endlich dazu, das Vorhaben in die Tat umzusetzen: einen kleinen Eintrag über meinen Weg zur Arbeit zu schreiben. Wobei ich gleich einschränken muß, daß an dieser Stelle jetzt nicht der komplette Weg beschrieben wird, sondern nur der kurze Fußweg bis zur U-Bahn-Station.

Ich verlasse das Haus, in dem sich meine Wohnung befindet, wende mich nach rechts, gehe ein paar Schritte, überquere die erste kleine Seitenstraße, und sehe das hier:


Wenigstens sind ein paar Bäumchen gepflanzt, aber das ändert nichts an der Tatsache, daß ich mitten in einer Betonwüste lebe. Rechts hinter der Einfahrt (im ersten der beiden Hochhäuser) befindet sich übrigens der Familiy Mart, einer der zahlreichen Convenience stores, die 24 Stunden geöffnet haben und von Fertignahrung über Kosmetika bis zu Plastikregenschirmen so ziemlich alles mögliche verkaufen. Gewerkschaftler mögen mich dafür verfluchen, aber ich finde es schön, daß ich da gegen 23:30, wenn ich auf dem Rückweg von der Arbeit bin, noch ein Grüntee-Eis bekommen kann. Direkt hinter dem Family Mart ist eine Digital Station, wo ich ab und an ein paar meiner Fotos ausdrucke, mit denen ich meinen Lieben in Deutschland eine Freude machen will.

Das zweite der beiden Hochhäuser beherbergt in den beiden unteren Stockwerken ein paar Cafés und Restaurants, u.a. den Starbucks.


Die jungen Damen rechts im Bild tragen die Uniform der japanischen Angestellten: weiße Bluse mit Kragen, dazu schwarzes Kostüm mit Blazer und/oder Weste. Sehr konservativ, um nicht zu sagen: ein bißchen langweilig.

Mein Weg führt mich dann jedenfalls durch die Halle des Gebäudes zur Rolltreppe auf der linken Seite, auf der ich dann in den ersten Stock (bei uns wäre das das Erdgeschoß, also sehen wir hier quasi das Untergeschoß) fahre, das Gebäude links durch eine weitere Tür verlasse und mich dann auf diesem schönen Fußgängerübergang befinde. Alternativ gibt es außerhalb des Gebäudes noch eine normale Treppe, aber da die nicht überdacht ist, nehme ich die nur bei schönem Wetter.

Der Fußgängerübergang macht nach einer Weile einen Knick nach rechts, dann geht es geradeaus weiter bis zur Treppe, die in die U-Bahn-Station führt.


Zu sehen rechts in der Mitte, das kleine dreieckige Dach. Da geht es rein, und dann atme ich bis zu meiner Rückkehr nur noch "Frischluft", wenn ich den kleinen Hof vom OCAT überquere. Ansonsten geht es durch die U-Bahn und unterirdische Einkaufspassagen bis ins klimatisierte MMC.

Aber bis es soweit ist, genießen wir doch einfach mal die Schönheit der Station Shin Ōsaka, die gleichzeitig auch noch Bahnhof für den Shinkansen (hier leider nur undeutlich zu erkennen) und normale JR-Züge ist.


Links vom Fußgängerübergang sieht das so aus:


Eine der Hauptstraßen und in der Mitte die U-Bahn-Linie, die auf dieser Seite des Yodo-gawa überirdisch verläuft. Kurz vor der Station Nakatsu (von hier aus die zweite Station, dazwischen kommt noch Nishinakajima-Minamigata) geht es dann ab unter die Erde. Da verabschiede ich mich vom Tageslicht. Auch auf diesem Foto leider nur undeutlich zu erkennen: einer der U-Bahn-Züge.

Na ja, dann betrete ich die U-Bahn-Station, fahre ca. 15 Minuten bis nach Namba, gehe von dort ca. 10 Minuten durch den Namba Walk, über den Hof des OCAT und durch dessen Untergeschoß, das es sich mit dem Gebäude, in dem sich das MMC befindet, teilt, steige in den Lift in den 15. Stock, und genieße den Blick über Ōsaka, die häßlichste Stadt Japans.


Deshalb sehe ich mir so viele Tempel und Schreine an. Damit ich wenigstens ab und an auch mal was Schönes vor Augen habe.

Sein vs. haben

"Ich bin Kopfschmerzen."

Nein. SIE nicht.