Donnerstag, Juni 08, 2006

Streichelzoo revisited

Am Montag war ich nach längerer Pause wieder einmal in Nara, um im Nara-kōen einen Blick auf die Hirsche zu werfen.


Spaß beiseite, die Plüsch- und Plastikfraktion hat mich natürlich überhaupt nicht interessiert. Vielmehr wollte ich mir die Jungtiere ansehen. Aber der erste Hirsch, den ich vor die Kamera bekam, war gar nicht mehr sooo jung und trug ein passables Geweih mit sich herum. Das kannte ich von meinem ersten Besuch gar nicht, weil die Geweihe alljährlich zum Schutz der Touristenmassen entfernt werden.


Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind die Geweihe aber noch dran an den Köpfen. Sie sind von einem hellen Rotbraun und sind dermaßen glatt und glänzend, daß sie schon wieder künstlich aussehen. So, als ob man den Hirschen ihr Statussymbol zum Ersatz aus Plastik auf den Kopf gepeppt hätte.


Das Exemplar im Vordergrund könnte ein Junghirsch sein, zumindest sieht er für mein ahnungsloses Auge so aus. Vielleicht bin ich auch bloß schon wieder zu spät für den "Bambi-Effekt", wer weiß.


Es war ein heißer Tag, und die meisten Hirsche saßen im Schatten, sofern sie nicht gerade mit Nahrungsaufnahme beschäftigt waren. Gymnastische Übungen wurden der entzückten Besucherin nur in vereinzelten Fällen vorgeführt.


Wie schon bei meinem Besuch im November hätte ich alle paar Meter diese "Deer cracker" kaufen können, um die armen Hirsche vor dem Hungertod zu bewahren, aber auch dieses Mal habe ich darauf verzichtet.


Und das mit gutem Grund. Ich wäre die Viecher nicht mehr losgeworden.


Den Todai-ji hatte ich mir ursprünglich nicht noch einmal ansehen wollen, schließlich war ich schon mal drin, aber dann konnte ich doch nicht widerstehen. Und wieder war es atemberaubend. Ich hatte ganz vergessen, daß der Buddha so riesengroß ist. Einige Fotos habe ich auch wieder gemacht, aber wer sich für die Bilder vom Tempel interessiert, kann hier nachsehen. Am Montag sah es ähnlich aus, mit nur zwei Unterschieden: im November hatte ich strahlend blauen Himmel, und die Bäume waren überwiegend gelb und rot statt grün.


Im wesentlichen habe bin ich die selbe Strecke wie beim letzten Mal abgegangen, nur habe ich gegen Ende den Kasuga-taisha ausgelassen und bin statt dessen in den Botanischen Garten gegangen. Hübsch gemacht. Ein paar kleine Teiche mit Koi, schöne Blumen und viel sonstiges Grün.


Alles in allem ein schöner Nachmittag, der mir aber auch die Erkenntnis brachte, daß es allmählich zu heiß für so etwas wird und ich meine Wochenende fortan wohl besser in klimatisierten Museen verbringe. Nichts desto trotz haben Angelica und ich gestern einen zweitägigen Ausflug zum Kōya-san gebucht. Durch Swaps für Kollegen habe ich Ende Juni ein viertägiges Wochenende bekommen, und nach längerem Überlegen, wie sich dieser unverhoffte Urlaub am besten nutzen ließe, fiel die Wahl schließlich auf a) ausschlafen und b) zwei Tage Kōyasan. Das wurde mir schon von mehreren Kollegen des deutschen Teams wärmstens empfohlen, und neulich war Ted mit seinem Freund da und hat mir viele tolle Fotos gezeigt und von der Übernachtung im Tempel geschwärmt. Angelica war auch sofort Feuer und Flamme, als ich mit dem Vorschlag ankam, und somit war die Sache entschieden.

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