Sonntag, Februar 26, 2006

Weltrekord

Heute habe ich gleich zwei Briefe aus Weißrußland bekommen. Einen von Tanja und Nastja aus dem kleinen Dorf Mlynok im äußersten Südosten, und einen von Tanja aus Družnaja im Norden der letzten Diktatur Europas.
Bei genauerem Hinsehen (in einem Fall war der Poststempel nur mit großer Mühe zu entziffern) stellte sich heraus, daß die beiden Briefe zufällig auch am selben Tag abgeschickt worden sind: am 20.12.05.
Das dürfte neuer Weltrekord sein.

Dienstag, Februar 21, 2006

Das is' aber nett!

Auf dem Weg von der Burg zur U-Bahn verspürte ich ein leichtes Hungergefühl und beschloß deshalb, mir eine Minipackung Kekse am Zeitungsstand in der Station zu gönnen. Die Verkäuferin nannte den Preis (105 Yen) und zückte eilfertig ihren Taschenrechner, um mir den Betrag zu zeigen. Ich hatte aber das Wesentliche verstanden und wiederholte "hyaku go en?", nur um sicherzugehen (und meine atemberaubenden Sprachkenntnisse zu demonstrieren, ich geb's ja zu!).
"Ah, wakarimashita?"
"Hai, chotto wakarimasu."*
Daraufhin lächelte die gute Frau noch breiter, zauberte eine Art Maoam mit Erdbeergeschmack unter dem Tresen hervor und legte es auf die Kekspackung. "Servisu!"
Das fand ich soooo nett!

*Hier die Übersetzung:
"Ah, Sie haben das verstanden?"
"Ja, ich verstehe ein bißchen."

Ume

Letzten Montag hatte ich noch vor der Abfahrt nach Himeji am Bahnhof den "Osaka Event and Tourist Guide" für Februar und März in die Finger bekommen, und darin zu meinem Erstaunen gelesen, daß die Pflaumenblüte hier schon im Januar einsetzt. Damit stand das Ausflugsziel für diese Woche fest: Ōsaka-jō (= Ōsaka Castle), bzw. der zu den Parkanlagen gehörende Pflaumengarten mit seinen gut 1.250 Pflaumenbäumen von 93 verschiedenen Arten, um festzustellen, ob mein Befund vom letzten Wochenende stimmt und der Frühling auch wirklich schon kommt.

Nachdem für Montag Regen angekündigt war, habe ich den gestrigen Tag ruhigen Gewissens zum Ausschlafen und Saubermachen genutzt. Letzteres mit bedeutend geringerem Vergnügen, aber wem sage ich das. Geregnet hat es auch wirklich in Strömen (in den letzten Wochen regnet es zuverlässig immer genau an dem Tag, an dem ich meine Wäsche mache), aber heute sollte es ja besser werden. Wurde es auch. Allerdings erst später. Noch so ein Zufall, immer dann, wenn ich (mit einsatzbereiter Kamera) zum Ōsaka-jō oder in seine Nähe komme, ist der Himmel bedeckt.
Als ich nach dem Japanischunterricht gegen halb eins am Garten ankam, war der Himmel durchgehend grau. Später dann, als ich alles gesehen und das meiste fotografiert hatte, wurde der Himmel langsam blau. Typisch.

Aber jetzt habe ich genug über das Wetter gejammert. Der erste Blick auf den Pflaumengarten sah so aus:


Wohl wirklich noch etwas zu früh. Aber - ich ließ meinen Blick ein wenig nach links schweifen - und da leuchtete tatsächlich schon was.


Die meisten Pflaumenbäume sind zwar gerade erst dabei, gaaanz langsam ihre Knospen zu öffnen, aber ein paar Bäumchen stehen tatsächlich schon in voller Blüte und duften herrlich. Einige blühen weiß, sehr viele pink, und ein paar haben auch gelbe Blüten. Bei denen war ich mir aber nicht so ganz sicher, ob das auch wirklich Pflaumenbäume sind, aber wenn sie schon im Pflaumengarten stehen...
Da die anwesenden Japaner sich auch wenig um die kleinen Zäunchen gekümmert haben und dicht an die Bäume zum Fotografieren herangegangen sind, habe ich es ihnen gleich getan und mal die Digitalmakrofunktion meiner Kamera ausprobiert.


Erfolgreich, wie ich hier voller Stolz feststellen kann.

Im Vergleich mit Himeji-jō muß Ōsaka-jō zwar zurückstehen, aber ein nettes Motiv gibt der Turm immer noch ab, auch bei grauem Himmel. Man braucht nur einen passenden Rahmen.


Die ersten Bienen waren auch schon eifrig am Honigsammeln, wollten dabei aber nur ungern fotografiert werden. Vielleicht fürchten Sie ja eine Art Industriespionage... ;-)


An einer Stelle stehen sogar schon alle Bäumchen am Wegesrand in voller Blüte. Ja, der Frühling kommt wirklich!


Nächste Woche gehe ich noch mal hin. Es soll ja erst mal so warm bleiben, und dann werden sicher noch mehr Bäume blühen. Darauf freue ich mich jetzt schon.
Aber morgen heißt es erst mal wieder: eine neue Arbeitswoche beginnt. *seufz*

Montag, Februar 20, 2006

Lost and Found

Donnerstag mittag auf dem Weg zur Arbeit: vor Verlassen der Wohnung noch ein kurzer Griff in die Jackentasche - f***, wo ist meine Monatskarte?!
Handtasche durchwühlt: Fehlanzeige.
Schuhe aus, schnell zurück ins Zimmer und den Papierstapel überprüft, den ich kurz zuvor aus der Handtasche entfernt hatte, ob sie zufällig dahineingeraten ist (obwohl ich sie doch immer in der Jackentasche aufbewahre): Fehlanzeige.
Handtasche erneut durchwühlt: Fehlanzeige.
Zum x-ten Mal in der leeren Jackentasche gesucht: unverändert Fehlanzeige.
Es half alles nichts: ich mußte sie am Mittwoch abend irgendwo zwischen U-Bahn-Station, Videoshop und Wohnung verloren haben. Mich um Ersatz kümmern oder versuchen, an der Station nachzufragen, ob sie vielleicht zufällig gefunden wurde, konnte ich an dem Tag nicht mehr, die Arbeit wartete. Das mußte bis Freitag warten, wenn ich erst um 18:40 anfange und vorher jede Menge Zeit habe.
Der Freitag kam, und als ich am Nachmittag vom Einkaufen zurückkam, war die Post schon durch (in Deutschland kommt die Post vormittags, hier kommt sie nachmittags): drei Ausgaben meiner Zeitung und eine wild mit japanischen Schriftzeichen bedruckte Postkarte, auf der ich nur meinen Namen (in lateinischen Buchstaben geschrieben, dafür fehlte der letzte Buchstabe des Nachnamens) und das Datum 15.2.2006 (=Mittwoch) lesen konnte. Ach ja, und der Absender war irgendwas mit "Osaka-Shi", die Zeichen kenne ich inzwischen.
Was konnte das sein? Ich vermutete einen Zusammenhang mit der verlorenen Fahrkarte, beschloß, die Nachforschungen einen weiteren Tag aufzuschieben und erst mal bei LS nachzufragen, was es mit dieser Postkarte auf sich hatte.
Es war, wie ich vermutet hatte: jemand hatte meine Monatskarte gefunden und dem Stationsaufseher gegeben, der sie an das Fundbüro der U-Bahn weitergeleitet hatte, die sich praktischerweise irgendwo im Gewirr der Namba-Station befand. Und da man bei Erwerb der Monatskarte immer auch Namen und Adresse angeben muß, die dann bei der Erneuerung der Karte überprüft werden, war es den Leuten ein leichtes gewesen, mich zu benachrichtigen.
Eine freundliche Mitarbeiterin von LS hat mir die Wegbeschreibung auf der Postkarte übersetzt, und am Samstag mittag bin ich dann vor der Arbeit schnell da vorbeigegangen und habe meine Monatskarte in Empfang genommen.
Das ist das schöne in Japan: in diesem Land kann man seine Geldbörse samt Monatskarte, Alien Registration Card und weiteren wichtigen Dingen in der U-Bahn liegenlassen (Barbara), und man bekommt alles wieder. Man kann die Einkäufe aus dem einen Geschäft eine halbe Stunde lang im Fahrradkorb liegen lassen, während man noch schnell in den Supermarkt geht, und wenn man dann wiederkommt, ist alles noch da (sofern das Fahrrad angeschlossen war), man kann mitten im Gedränge der U-Bahn minutenlang sein Portemonnaie in der Handtasche verstauen, und es wird nix geklaut. Und man kann seine Monatskarte verlieren, und ein ehrlicher Finder wird sie sofort dem Stationsaufseher übergeben. Und Paul scheint seine Kamera, die er im Shinkansen vergessen hatte, auch wiederbekommen zu haben.

Samstag, Februar 18, 2006

Kulinarisches

Die Satzstellung im Deutschen ist nicht ganz unwichtig, und Konjugation und Deklination sind ebenfalls nicht bloße Dönekens (ich liiiebe dieses Wort!), sondern bedeutungstragend. Beispiel gefällig?

"Ich muß koch essen."

Aufgabe an alle: was hatte der Mann wohl sagen wollen?

Dienstag, Februar 14, 2006

Himeji Kōko-en

Von der Burg sind Paul und ich also weiter zum Himeji Kōko-en gegangen, nur fünf Minuten von Himeji-jō entfernt. Eine wunderschöne Gartenanlage, bestehend aus insgesamt neun verschiedenen Gärten im Stil der Edo-Periode. Ursprünglich hatten sich an dieser Stelle Samurai-Residenzen befunden, und die neun Gärten wurden erst 1992 errichtet. Sie werden durch solche Lehmmauern voneinander abgetrennt, wie sie auch zwischen den einzelnen Anwesen der Samurai gestanden haben dürften.

Der größte Garten ist der Oyashiki-no-niwa, der Garten des Herrenhauses, in dessen Zentrum sich ein großer Teich befindet, der von einer überdachten Holzbrücke (sehr hübsch, hier allerdings nur im Hintergrund zu erahnen) und einer wie jener elegant geschwungenen Steinbrücke überquert wird.


Der Teich stellt die Seto-Inlandsee dar, und da es in dieser, wie im Oaska Aquarium gesehen, von Fisch nur so wimmelt, dürfen auch in dem Teich die Fische nicht fehlen. Über 250 bunte Karpfen (Koi) sollen es insgesamt sein, hier sind vier davon zu sehen.


Nur mäßig interessant fanden wir den Nae-no-niwa, den Garten der Setzlinge. Jede Menge kleinerer und größerer Blumentöpfe und -beete, in denen außer der bloßen Erde noch nichts zu sehen war. Auf den Schildern konnten wir dann wenigstens lesen und sehen, was in den Setzkästen dann irgendwann einmal aus dem Erdreich auftauchen wird. Aber immerhin: am Rand stand ein kleiner Weidenbaum, und was wir dort gesehen haben, sah sehr verheißungsvoll aus:

Der Frühling naht!

Weiter ging es in den Cha-no-niwa, den Teezeremoniegarten, wo man in einem kleinen Teehaus für 500 Yen an der Teezeremonie teilnehmen kann. Was wir natürlich gemacht haben.
Eins steht fest: das nächste Mal mache ich so etwas nur in Begleitung von jemandem, der sich damit auskennt.
Wir wurden gebeten, uns auf den Tatamimatten hinzuknien (Paul als Mann hätte sich vermutlich auch bequemer hinsetzen können), bekamen dann einen winzigen süßen Mochi (ein kleiner weicher Kuchen aus Reismehl o.ä., recht süß), und kurz darauf jeweils eine Schale mit Grüntee von einer in einen schönen Kimono gekleideten Frau überreicht. Immer, wenn sie uns etwas gebracht hatte, kniete sie direkt vor uns nieder, legte die Hände vor ihren Knien übereinander auf den Boden und verneigte sich tief. Vermutlich hätten wir das dann auch machen sollen, wir hatten wirklich keine Ahnung und fühlten uns entsprechend unbehaglich. Wir viele Verhaltensnormen wir da gebrochen haben, weiß ich auch nicht, Japaner sind dann ja immer viel zu höflich, es den dummen Ausländern mitzuteilen. Sußer der Frau am Eingang, die kassiert hat, haben die Leute in dem Teehaus auch nicht wirklich Englisch sprechen können, und mein Japanisch reicht inzwischen zwar für Bilderbücher, aber nicht für viel mehr.
Geschmeckt hat es allerdings, auch wenn ich keine Ahnung habe, was die mit dem Tee angestellt haben: er war etwas dickflüssiger als gewohnt, oben cremig bis leicht schaumig - und giftgrün.

Weiter ging es dann durch den Nagare-no-hira-niwa, den flachen Landschaftsgarten in den Natsuki-no-niwa, den Garten der Sommerbäume, die alle erwartungsgemäß noch laublos waren. Machte aber nichts, war trotzdem schön anzusehen, und über allem schwebte Himeji-jōs Nishi-no-maru.


Sehr gut gefallen hat mir der Matsu-no-niwa, der Piniengarten. Viel Grün, und mittendurch schlängelt sich ein Bach mit jeder Menge Koi darin.


Im Hana-no-niwa, dem Blumengarten, gab es auch noch nicht viel zu sehen, aber die ersten Narzissen versprechen den baldigen Frühling.


Auf der anderen Seite sorgte so mancher Strauch, der das Herbstende verpennt hat, für zahlreiche rote Farbtupfer. Hier im Tsukiyama-chisen-no-niwa, dem Garten mit Hügel und Teich, dem vorletzten der Gärten.


Das hier ist definitiv mein Lieblingsfoto aus dem Kōko-en. Auf das Motiv bin ich schon ein bißchen stolz...

Nachdem Paul und ich alle Gärten besichtigt und bewundert hatten, sind wir dann langsam zum Bahnhof zurückgeschlendert, haben unterwegs noch einen Happen gegessen und die Auslagen der Geschäfte bewundert. Am Bahnhof haben wir uns dann getrennt: Paul stieg als Inhaber eines Railpasses in den Shinkansen nach Kyōto, und ich in den Special Rapid Express nach Ōsaka.

Montag, Februar 13, 2006

Himeji-jō

Endlich! Heute habe ich weder verschlafen noch irgendeinen anderen Grund gehabt, nicht nach Himeji zu fahren. Wäre auch zu ärgerlich gewesen, bei dem herrlichen Wetter heute: wie angekündigt strahlender Sonnenschein und kein Wölkchen am Himmel zu sehen.
(Bei einer leichten Darmverstimmung wirkt eine große Tasse Rooibostee übrigens wahre Wunder über Nacht - ansonsten hätte es heute an dieser Stelle geheißen: eigentlich ...)
Also: strahlender Sonnenschein heute, das ideale Wetter, um sich ein weiteres japanisches Weltkulturerbe anzusehen: Himeji-jō, die Burg von Himeji, eine riesige Anlage und im Original erhalten. Eine Festung gab es an dieser Stelle schon lange, aber ihr heutiges Aussehen erhielt die Burg zwischen 1608 und 1618.


Ich zitiere wieder einmal meinen Reiseführer, den zuverlässigen "Rough Guide To Japan", 3. Auflage, Januar 2005, S. 614:
Of Japan's twelve surviving feudal-era fortresses, by far the most impressive is the one in the city of Himeji, 55 km west of Kōbe. (...) The splendid gabled donjons of Himeji-jō - also known as Shirasagi-jō, or "white egret castle", since the complex is supposed to resemble the shape of the bird in flight - miraculously survived the World War II bombings that laid waste to much of the city, and in 1993 it was added to UNESCO's World Heritage list.

Die Burg ist tatsächlich gigantisch, wunderschön, toll, fantastisch, oder - wie die Japaner bei solchen Gelegenheiten sagen: すごい, sugoi! Die Burg von Ōsaka ist nichts dagegen. Ich weiß zwar nicht, wie ein fliegender Reiher aussieht, aber ich glaube den Japanern die Ähnlichkeit gerne.


Die Besichtigung des gesamten Komplexes dauert etwa 90 Minuten, erfährt man am Eingang - und es stimmt! Denn bevor man durch mehrere Tore und an vielen Türmchen und Mauern vorbei endlich in den Daitenshū, den großen Hauptturm gelangt, geht es zunächst zur westlichen Zitadelle, dem eigentlichen Wohnbereich (der Hauptturm wurde nur in Kriegszeiten genutzt, und es ist auch wirklich kein sehr wohnlicher Ort), von dem allerdings nur noch der Lange Korridor (oben im Bild) und der "Cosmetic Tower" erhalten sind. Den Langen Korridor kann man besichtigen, wenn man seine Schuhe auszieht und statt dessen in ein Paar Museumsschlappen schlüpft. Brav wie ich bin, habe ich das gemacht - und beschlossen, im Hauptturm dann nur in Socken rumzulaufen, denn in etwas zu kleinen Schlappen, deren Oberseite auch viel zu kurz geraten ist, steile Holztreppen hoch- und dann wieder runterzuklettern, ist schlicht lebensgefährlich. Wie gut, daß ich ein Paar der schönen warmen, liebevoll von Oma gestrickten Wollsocken angezogen hatte!


Die Burganlage wirkt schon riesig, wenn man sich ihr von ferne nähert, und je näher man dem Hauptturm (Daitenshū) kommt, desto mehr verstärkt sich dieser Eindruck. Unten sehr hohe, dicke Mauern, und darüber schwebt dann der elegante hölzerne Daitenshū. Eine höchst gelungene Verbindung aus Funktionalität und Ästhetik.


Wie gewaltig der Daitenshū ist, kann man hier ganz gut sehen. Zumal hier jetzt "nur" einer der drei kleineren, mit dem Daitenshū durch Korridore verbundenen Türme zu sehen ist - und zum Größenvergleich ein kleines Menschlein, das seinen Eltern vor lauter Begeisterung davon gestürmt ist (im Schatten auf der Treppe).


An der Südseite des Daitenshū befindet sich eine riesige Freifläche (vermutlich früher einmal mit weiteren Gebäuden bedeckt), die einem einen schönen Blick auf die Stadt und den Bahnhof bietet. Bei sehr klarem Wetter kann man angeblich auch einige Inseln der Seto-Inlandsee noch weiter südlich des Bahnhofs erkennen, aber in der Hinsicht hatte ich heute kein Glück. Der Himmel war zwar klar, aber es war gerade Mittagszeit, da lachte im Süden die Sonne und erlaubte keinen Blick in allzu weite Fernen.

Dann ging es endlich hinein in den Daitenshū. Viel Holz, zugig, und vor allem in den unteren Stockwerken sehr dunkel - kein Wunder, daß die Burgen ständig abgebrannt sind, meinte ich zu einem anderen ausländischen Touristen. So kamen wir ins Gespräch und haben den Rest der Besichtigungstour gemeinsam absolviert. Paul hieß der junge Mann, Engländer, der seinen bei Kyotō lebenden Bruder für ein paar Wochen besucht.
Zu unserer Erleichterung haben die Japaner die 12 Jahre seit der Aufnahme von Himeji-jō in die Weltkulturerbeliste u.a. dazu genutzt, alle Ausstellungsgegenstände auch mit zufriedenstellenden englischen Erklärungen zu versehen - ganz im Unterschied zu anderen Museen. Wir sahen alte Zeichnungen, Tagebücher von Kriegern und Burgbewohnern, alte Waffen und einige Rüstungen. Diese hier hat sogar einen Bart an der Gesichtsmaske.


Ich bin mir nur nicht sicher, ob sich der Feind über den Bart zu Tode erschrecken oder totlachen sollte. Wirkt jedenfalls reichlich bizarr.
Vom obersten Stockwerk des Daitenshū hat man wieder eine wunderschöne Aussicht auf die Stadt.


Hier ist die westliche Zitadelle noch einmal zu sehen. Das weiß leuchtende Gebäude in der rechten Bildmitte ist der "Cosmetic Tower", der gerade renoviert wird, und dahinter schließt der Lange Korridor an. Wie man sieht - die Burganlage ist wirklich riesig.


Und hier noch mal ein Blick in die andere Richtung. Der Fisch auf dem Giebel ist übrigens ein Talisman, der das Gebäude vor Feuer, Erdbeben und anderen Katastrophen schützen soll. Das hat eine gewisse Logik, denn wo Fische leben, hat normales Feuer keine Chance.


Das hier ist ein etwas makabrer Ort: Harakiri-maru, wo die Samurai angeblich Selbstmord begangenen haben sollen. In Wirklichkeit, sagt das Infoblatt, das ich am Eingang bekommen habe, war das Gebäude einer der wichtigsten Verteidigungsposten für das hintere Tor.


Noch ein letzter Blick auf den Hauptturm und die dicken Verteidigungsmauern, dann sind Paul und ich zum benachbarten Himeji Kōko-en, einer wunderschönen Gartenanlage, weitergezogen. Der bebilderte Bericht folgt.

Samstag, Februar 11, 2006

"Mein Hobby ist ..."

Ich habe ja erst überlegt, schreib ich es oder schreib ich es nicht, aber da ich über den Satz heute noch lauthals lachen kann, soll der Rest der Welt auch was davon haben.

Lehrreich ist es außerdem, denn es zeigt sehr schön, was passiert, wenn man beim Abschreiben aus dem Wörterbuch nicht aufpaßt mit der Rechtschreibung.

Gestern abend kam Suzana nach einer Stunde lachend zu den Buden gerannt, wo wir anderen Deutschlehrer saßen, und rief:
"Eben sagte mir eine Studentin: "Mein Hobby ist Bogenscheißen"!"

Wegen dieser Sternstunden mag ich meinen Job.

Freitag, Februar 10, 2006

Harapeko aomushi

Ich bin sooo stolz auf mich!!!

Mein Japanisch macht Riesenfortschritte.

Gerade lese ich mein allererstes Buch auf Japanisch.
Das ist gar nicht so leicht, wenn man nur ein winziges Wörterbuch zur Verfügung hat, in dem man viele Wörter nicht oder nur in etwas anderer Form findet.

Aber davon lasse ich mich nicht unterkriegen, und ich habe heute eine ganze Menge geschafft.
Ich weiß ja auch, worum es in dem Buch geht.
Mir fehlen nur noch die letzten drei Seiten, die werde ich mir heute abend nach der Arbeit zu Gemüte führen.

Aber jetzt wollt Ihr ja sicher alle wissen, welche anspruchsvolle Lektüre ich gerade habe.

Also:
*großer, langanhaltender Trommelwirbel*

はらぺこ あおむし (harapeko aomushi),
oder "The Very Hungry Caterpillar",
bei uns bekannt als ...

DIE KLEINE RAUPE NIMMERSATT!!!!

Donnerstag, Februar 09, 2006

Neues vom Tage

Es gibt einige Neuigkeiten, und alle von gestern!
Erstens: André hat mich gestern nach meiner halben Frühschicht abgefangen und gefragt, ob ich Interesse an Demolessons hätte. Das sind buchstäbliche Schnupperstunden von 10 Minuten Länge für potentielle neue Kunden. Klar hätte ich Interesse, habe ich gesagt. Sofort bekam ich das "pre-task" in die Hand gedrückt, meine "Hausaufgaben" für das erste Demo-Training, daß am 17. Februar stattfinden wird.
Zweitens: am 2. März wird Anita aus den USA hier einziehen. Ich hatte also recht: im März kommen viele neue an.
Drittens: Nachdem ich meine verspannte Schulter über eine Woche lang mehr oder weniger tapfer ertragen habe, Dienstag in der Apotheke eine heilende Lotion gekauft und mich am Mittwoch trotzdem nur mühsam bewegen konnte (o.k. ich war nie irgendwo unbeweglich, aber es tat halt weh), bin ich gestern nachmittag nach der Arbeit (und dem Mittagessen mit Nicky) zur Massage gegangen. Praktischerweise gab es eine Praxis gleich im Namba Walk. 15 Minuten für 1.600 Yen. Tat das gut! Inzwischen ist die Verspannung so gut wie weg, aber mein Kollege Alexander hatte mir ja schon gesagt, daß es bei ihm in einem ähnlichen Fall auch noch zwei Tage nach der Massage gedauert hätte, bis nichts mehr weh tat.
Viertens: das Treffen mit Natsuko verlief erfolgreich. Wir beide waren pünktlich, haben uns problemlos gefunden (bzw. sie mich, nachdem ich ihr zur Sicherheit noch die Farbe meiner Winterjacke - hellblau - mitgeteilt hatte). In einem kleinen Café im Untergeschoß des OCAT haben wir uns dann von 17:30 bis 20:00 an einem großen Kaffee (ich) und Eistee (Natsuko) festgehalten und uns angeregt unterhalten. Auf Deutsch. Natsuko spricht fließend, erstens weil sie Germanistik studiert hat und das zweitens zwei Jahre ins Konstanz getan hat. Viel Japanisch habe ich gestern nicht gelernt, aber das war beim ersten Kennenlernen auch ganz in Ordnung. Und weil Natsuko nach eigenen Worten nicht viel Erfahrung im Japanischunterrichten hat, habe ich dann gesagt, daß ich nächstes Mal gerne lernen würde, Wegbeschreibungen zu verstehen und zu geben.
Alles in allem also ein sehr zufriedenstellender Tag.

Montag, Februar 06, 2006

Sprachaustausch

Vor ca. zwei Monaten habe ich mal versucht, über diese Seite an einen Austauschpartner zu geraten, der mir im Austausch für Deutschunterricht mit meinem Japanisch weiterhilft. Ich hatte auch tatsächlich eine entsprechende Anzeige gefunden, aber auf meine Email habe ich nie eine Nachricht bekommen und die Sache dann erst einmal sein lassen.
Am Donnerstag vormittag habe ich mich dann erneut aufgerafft und die Seite noch einmal aufgerufen. Ich muß einfach mehr Japanisch sprechen, sonst wird das nie was. Nach längerem Suchen (hauptsächlich werden Austauschpartner für Englisch gesucht) habe ich dann tatsächlich wen gefunden: Natsuko, (noch) Germanistikstudentin in Osaka, die gerade ihren Abschluß macht und auch danach noch Deutsch sprechen möchte.
Wir haben schon ein paar Emails ausgetauscht, und jetzt geht es nur noch darum, wo und wann genau wir uns am Mittwoch das erste Mal treffen. Bin gespannt, wie sich das weiter entwickelt.

Wenn man mich sooo lieb bittet...

... dann mache ich bei diesem Kettenbrief halt auch mit.

Vier Jobs in meinem Leben
Dauerstudentin
Elektrikergehilfin
Kinderbetreuerin
Deutschlehrerin

Vier Filme, die ich immer wieder sehen kann
Star Trek IV
Die letzte Metro
Things You Can Tell Just By Looking At Her
Jahrestage

Vier Orte, an denen ich gelebt habe
Löhne, Bad Oeynhausen
Rostock
Moskau
Osaka
(bei mir ist der Trend gen Osten unübersehbar!)

Vier TV-Sendungen, die ich gerne sehe
Star Trek
Die Sendung mit der Maus
Für alle Fälle Amy
Kabarett am Samstag abend auf WDR3

Vier Orte, an denen ich Urlaub gemacht habe
Grafenhausen
s. Punkt 1 bei Sabine
Malojaroslavec
Družnaja

Vier meiner Lieblingsgerichte
Kaffee
Eis
Eiskaffee
eine dicke Stulle mit ganz viel selbstgemachter Leberwurst aus der Amselschänke drauf

Vier Webseiten, die ich täglich besuche
meinen eigenen Blog
siehe die Einträge rechts
spiegel.de
Genki
(thanks, Cari!)

Vier Orte, wo ich jetzt lieber wäre
Bad Oeynhausen (gerade sehr akut)
Moskau
Krakau
Kyoto (das läßt sich machen, aber nicht dieses Wochenende)

Vier Blogger, die das über sich ergehen lassen soll(t)en
Sabine (hat schon)
Patrick (hat schon)
Andreas (hat schon)

Cari (I'd help you with the translation, if you want!)

Merkwürdige Dinge passieren...

Da ist doch über Nacht einfach mein Eintrag von gestern aus meinem Blog verschwunden, und ich habe keine Ahnung warum und wohin!
Immerhin habe ich das Verfassen des Posts nicht geträumt, denn in meinem Postfach war heute morgen die Nachricht über einen Kommentar von Andreas, der mir mitteilt, ich hätte zu diesem Post (also zu dem, der verschwunden ist) keine Kommentare zugelassen. Nix dergleichen habe ich getan!!
Der Post ist jedenfalls weg, auch als ich mich eingeloggt habe und auf "Posts bearbeiten" gegangen bin, war er auch nicht zu sehen.
Sonderbar.
Außerdem merkwürdig ist, daß ich Andreas' Kommentar zwar in meinem Emailfach, aber nicht in meinem Blog habe. Bei dem Eintrag, wo er ihn dann hinterlassen hat, wird zwar unten "5 Kommentare" angezeigt, aber wenn ich mir die Kommentare ansehen will, dann stehen da nur vier, und kein Druck auf die magische F5-Taste kann das ändern.
Ich habe keine Ahnung, was hier abgeht.
Hat irgendjemand da draußen irgendeine Idee?!