Montag, September 26, 2005

Kulturführer Japan

Eine Buchbesprechung aus meiner Liste stand ja tatsächlich noch aus. Höchste Zeit, das zu ändern, zumal ich es schon einmal verlängert habe und es in den nächsten Tagen wieder abgeben muß (und will).

Die Rede ist von „Knaurs Kulturführer in Farbe: Japan“, erschienen 1989 in München. Nun lese ich die Bücher aus dieser Reihe nicht so furchtbar gern, weil es in ihnen wirklich nur um Denkmälern und sonstige Sehenswürdigkeiten geht. Andererseits sind die Beschreibungen zugegebenermaßen sehr ausführlich und fundiert. Die Autoren haben wirklich Ahnung (und vermutlich Kunstgeschichte oder ähnliches studiert). Aber das ist auf Dauer eben etwas langweilig. Bin ich eine Ignorantin? Manchmal ja, aber dazu stehe ich auch.

Nun heißt das Buch ja auch „Kulturführer“ und nicht „Reiseführer“, und folgerichtig findet man darin auch keinerlei Informationen über Ausgehmöglichkeiten, Unterkünfte (gut – zumindest in Osaka muß ich mir darum ja auch keinen Kopf machen), Restaurants oder Geschäfte (Shopping!). Für einen Reiseführer fände ich das Buch auch schon wieder zu schwer – wer will dieses Buch einen ganzen Tag lang in der Handtasche mit sich herumschleppen?!

Schön sind allerdings die vielen Farbfotos von Japans Städten, Parks, alten Schreinen und Palästen. Beim Betrachten konnte ich es kaum erwarten, das alles mit eigenen Augen zu sehen.

Ich denke, der Kulturführer ist die ideale Lektüre für Leute, die eine Gruppenreise mit allem Drum und Dran gebucht haben und sich zu Hause schon mal etwas vorbereiten wollen, damit man a) bei den Erklärungen des Reiseleiters ein Aha-Erlebnis hat und die vielen Informationen sich nicht gleich am nächsten Denkmal wieder verflüchtigen, sondern möglichst etwas länger im Gedächtnis hängenbleiben (die freundliche Variante), oder b) den Reiseleiter auf Falschaussagen in seinem Vortrag hinweisen kann (die nervige Variante, Typ Studienrat im Bildungsurlaub).

Ehrlich gesagt hatte ich dann doch keinen Nerv, mir das ganze Buch durchzulesen – Angesichts der Informationsfülle wäre auch nicht allzuviel hängengeblieben. Ich habe daher zuerst einmal nachgesehen, was ich mir in Osaka unbedingt ansehen muß. Offensichtlich nicht viel, wie sich herausstellte. Das Buch hat gut 400 Seiten, und davon befassen sich ganze neun mit Osaka (nur zum Vergleich: Kyoto, die alte Hauptstadt, wird auf gut 80 Seiten behandelt!). Gut, ich fahre ja auch nicht zum Vergnügen dahin...

Osaka war als führendes Handelszentrum (erst nach dem Zweiten Weltkrieg trat es hinter Tokyo zurück) die Geburtstätte der bürgerlichen Kultur in Japan. Zentrum dieser Kultur waren das Freudenviertel Shinmachi und das Vergnügungsviertel am Dotombori-Kanal mit seinen vielen Theatern.

Hauptsehenswürdigkeit der Stadt ist die Burg auf dem Ishiyama-Hügel. Sie wurde Ende des 16. Jahrhunderts errichtet und war die größte japanische Festung dieser Zeit. Allerdings wurde sie nach der Abdankung des letzten Shoguns 1867 durch einen Brand zerstört. In den 1930er Jahren wurde der Zentralturm wieder aufgebaut – in Beton. Auf den Fotos sieht er aber doch recht eindruckvoll aus. Und innen befindet sich ein Museum zur Stadtgeschichte.

Das nächste wichtige Baudenkmal ist der Shitenno-ji – der erste buddhistische Tempel Japans. Er hatte jahrhundertelang eine Sonderstellung inne. Aber – auch bei ihm ist von den ursprünglichen Gebäuden keines erhalten geblieben. Der Hauptbezirk wurde in den 1960er Jahren rekonstruiert – richtig geraten, in Beton... Die alten Feste, die da immer noch gefeiert werden, sollen aber sehr sehenswert sein. Aber da muß ich mich bis nächstes Jahr gedulden. Und wenn ich Pech habe, muß ich an den Tagen arbeiten.

Die Gebäude des Shinto-Schreins Sumiyoshi-taisha sind wenigstens etwas älter, sie wurden Anfang des 19. Jahrhunderts errichtet. Gewidmet ist er den drei Meeresgottheiten, die der Kaiserin Jingu zu ihrem großen Erfolg bei ihrem sagenumwobenen Feldzug nach Korea (im 3. Jh. n.Chr.) geholfen haben. Die Kaiserin ist die vierte Gottheit, der der Schrein geweiht ist. Hier gibt es auch ein interessantes Fest, die Reispflanzzeremonie am 14. Juni.

Was es sonst noch gibt: einen weiteren Schrein, zwei Museen (Keramiksammlung und Kunstsammlung mit viel Keramik).

Interessanter ist da schon die Umgebung: das Freilichtmuseum Hattori-minka-shuraku mit alten Bauernhöfen aus Westjapan. Oder das Ethnologische Museum in Ibaraki. Und die fast 2000 Jahre alten Hügelgräber an der Grenze zwischen Sakai und Osaka, von denen das größte in seinen Ausmaßen sogar die Pyramiden übertrifft. Aber da kann das Gelände nicht betreten werden, weil es sich im Besitz der kaiserlichen Familie befindet (aber wer weiß: seit 1989 ist viel Zeit vergangen, der Tenno hat zwischendurch mal gewechselt, vielleicht besteht da doch noch Hoffnung auf eine Besichtigung).

Ich habe dann auch noch etwas über Kyoto gelesen. Der Shugaku-in ryo, Villa eines Ex-Kaisers aus dem 17. Jh., ist berühmt für seine herrliche Gartenanlage, die im Herbst, wenn die Ahornblätter ihre bunte Färbung annehmen, ganz besonders schön sein soll.

Dienstag, September 20, 2005

Wahlimpressionen

Denkt Euch, ich habe ein Yeti gesehen!! Es kam gestern nachmittag in das Wahllokal, in dem ich Dienst an der Demokratie geschoben habe! Mindestens 50 Jahre alt, schon voll ergraut, weiße Dreadlocks bis in die Kniekehle und weißer Zottelbart bis zur Taille. Brr!! Wo kommt das her?! Habe ich noch nie hier gesehen!! Aber eines steht fest: es gehörte mit ziemlich großer Sicherheit nicht zu den insgesamt knapp über zwanzig Idioten, die für die NPD gestimmt haben. Wer die wählt, läuft nicht so rum.

Womit ich beim nächsten Thema wäre: wo kommen diese ganzen Rechten her? Was machen die hier? Warum sind die hier? Wo lebe ich denn hier?!

Insgesamt haben in „meinem“ Wahlbezirk mehr Leute mit Erst- und Zweitstimme für die Linkspartei oder die NPD als für Grüne und FDP gestimmt. Das ist nicht gut.

Zum Glück haben die beiden „ordentlichen“ Kleinen dann bei den Stimmzetteln mit Splitting abgesahnt und so das Bild relativiert. Schließlich wissen deren Wähler, daß die beiden Parteien eh nichts von der Erststimme haben, weil das Direktmandat eben einem der Kandidaten von Union oder SPD zufällt. In der Beziehung hat mein Lieblingskabarettist Volker Pispers ausnahmsweise einmal unrecht:

Aber da wir in Deutschland leben, glauben immer noch 46 Prozent der Befragten, da muß wohl die Erststimme die entscheidende Stimme sein. Von diesen Idioten lebt die FDP seit 26 Jahren.

Und das Wahlergebnis: Offen gesagt, ich ab nächsten Monat bin ich weg hier. Und egal, wer am Ende Kanzler wird oder bleibt, zumindest das nächste Jahr über muß ich mir das Elend nur noch aus der Ferne ansehen!!

Und sofern nicht gerade die Jamaika-Koalition (auch „Schwampel“ war als Bezeichnung schon im Gespräch) drankommen sollte – wenn Westerwelle nicht in der Regierung sitzt, „dann senkt das meinen Blutdruck schon mal um mindestens zehn Punkte“, um Georg Schramm zu zitieren, einen weiteren deutschen Kabarettisten der Spitzenklasse.

Die CSU hat herbe Verluste in Bayern eingefahren, noch so eine gute Nachricht. Dann bleibt mindestens der Stoiber Edi da, wo er hingehört. Und wenn wir ganz großes Glück haben, dann bleiben noch ein paar seiner Spezis im innerdeutschen Ausland. (Ja, ich mag die CSU nicht, da stehe ich zu!)

Und die Elefantenrunde gestern im Fernsehen war doch wohl klasse! Teilweise besser als Kabarett. Die Vorsitzende der Partei, die nach dem vorläufigen Endergebnis die meisten Sitze im Bundestag hat aber nur ganz knapp! –, machte ein Gesicht wie acht Tage Regenwetter und kam optisch mehr wie die Verliererin der Wahl rüber. Was auch immer wieder gerne eingeblendet wurde.

Schröder fühlte sich als Sieger, weil wir doch besser abgeschnitten haben als immer vorhergesagt.

Westerwelle hat sich selbst auf die Oppositionsbank verbannt, was mir sogar etwas widerwilligen Respekt eingeflößt hat.

Joschka freute sich über den Begriff Jamaika-Koalition und hörte schon die Reggaeklänge im Hintergrund, erklärte Frau Merkel freundlich, aber bestimmt, sie könne gerne mit den Grünen das Gespräch suchen, nur würde eh nichts dabei herauskommen.

Und der Stoiber Edi machte seine eigene Gewinn-Verlust-Rechnung auf, die da lautet: „wir haben zwar verloren, aber wir haben weniger verloren als ihr, und darum haben wir gewonnen!“

Ich freue mich ja schon sooo auf den Dienstags-U-Punkt von WDR 2, morgen um 10:50. Ich kann es kaum abwarten, was Volker Pispers zu dem ganzen Theater wohl zu sagen hat.

Und wie gesagt: in nicht mehr ganz einem Monat bin ich weg hier. Tschüß! Heute geht es früh zu Bett, das Wahllokal war a...kalt, und es wäre ein Wunder, wenn ich mir da nichts eingefangen hätte...

Samstag, September 17, 2005

Eistee für einen Kranken

Mein Bruder hat uns gebeten, ihm Getränke ins Krankenhaus zu bringen, weil er nicht ausschließlich Mineralwasser zu sich nehmen möchte. Ein verständlicher Wunsch. Besonders hat er mir durch unsere Mutter ausrichten lassen, ich könne ihm doch gerne einen Liter meines selbstgemachten Eistees mitbringen. Die Idee hatte ich selbst allerdings auch schon. Eigentlich wollte ich ihm gestern nachmittag den Eistee frisch zubereiten und ins Krankenhaus bringen, sobald ich meinen Paß eingescannt und an Nova geschickt hatte. Aber erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.

Es fing damit an, daß kurz nach dem Mittagessen Oma bei uns auftauchte und fragte, ob Gero sie etwa nicht sehen wolle. Mit anderen Worten: sie suchte jemand, der sie zum Krankenhaus fährt. Meine Mutter schied aus, die war am Nachmittag zu einer Goldenen Hochzeit eingeladen und hatte keine Zeit. Ich habe mich bereit erklärt, Oma mitzunehmen, wenn ich selber fahre. „Es dauert aber noch, ich habe vorher noch einiges zu erledigen.“ „Du sagst mir aber rechtzeitig Bescheid, damit ich noch Zeit habe, mich umzuziehen?“ (In Wirklichkeit hat diese Aussage wesentlich mehr Worte gebraucht, Oma ist halt so.) „Ja, ich sage Dir rechtzeitig vorher Bescheid.“ „Also kann ich jetzt noch vorher die Blumen gießen, ich wollte nämlich noch Blumen gießen, und umziehen muß ich mich auch noch, ich kann so doch nicht ins Kranken-“ „Oma, ich habe selbst noch jede Menge zu tun, und natürlich sage ich dir rechtzeitig Bescheid!

Ich habe mich dann sofort an den PC gesetzt, die zwei Paßseiten eingescannt, mit der Email an Nova geschickt, was einige Zeit dauerte, da die Scanbilder eine relativ große Datenmenge gebraucht haben (eine geringere Dateigröße konnte ich nicht nehmen, weil die Wörter auf den Bildern sonst schlicht nichts zu entziffern gewesen wären, und auf die Wörter kam es ja gerade an). Danach habe ich zwei Minuten gewartet, um den Daten genügend Zeit zu geben, ihren Weg durch das World Wide Web zu finden, und habe dann bei Nova angerufen, der Paß sei jetzt doch schon fertig gewesen, ich hätte ihn eingescannt und vor wenigen Minuten per Email an Katie geschickt. Die Emails waren auch schon da „and everything looks very fine“, und daraufhin wollte ich den Leuten eigentlich erleichtert ein gutes Wochenende wünschen und auflegen. Eigentlich. Uneigentlich wurde ich dann gebeten, die Kopien dann bitte doch noch mit der normalen Post zu schicken. Toll.

Also: Computer meines Vaters heruntergefahren, meinen hochgefahren, schnell ein kurzes Begleitschreiben an Nova zusammengestoppelt (ich kann die Kopien schließlich nicht einfach in einen Umschlag packen und unkommentiert abschicken, wo leben wir denn?) und ausgedruckt, Briefumschlag gesucht – da klingelt das Telefon. Oma.

„Wo bleibst du denn, ich stehe hier schon die ganze Zeit und warte, ich habe mich schon vor einer ganzen Weile umgezogen, ...“ ARGH! Mal ehrlich, war an meiner Aussage „ich sage dir rechtzeitig vorher Bescheid“ irgend etwas unklar? Hatte ich nicht deutlich gemacht, daß ich noch was Wichtiges zu Erledigen hatte?! Andererseits – ich hätte es wissen müssen.

Eigentlich (eigentlich hätte ich „eigentlich“ auch als Titel für diesen Eintrags nehmen können, es hätte hervorragend gepaßt) hatte ich ja nun vorgehabt, im Schreibwarenladen von Frau Pinke (die heißt wirklich so, sehr nette ältere Dame) schnell die Kopien zu machen, diese mit in den Briefumschlag zu stecken und das Ganze bei der Hauptpost als Einschreiben aufzugeben, dann schnell nach Hause zu fahren, Oma Bescheid zu sagen, daß sie sich fertig machen kann, dann schnell den Eistee zuzubereiten, in eine Thermoskanne zu füllen, diese und Oma ins Auto zu packen und endlich zu meinem armen kleinen Bruder ins Krankenhaus zu fahren.

Statt dessen habe ich den Briefumschlag gepackt, bin mit Oma zum Krankenhaus gefahren, habe sie da abgesetzt, bin weiter zu Frau Pinke, habe dort die Kopien gemacht, bin von da weiter zur Hauptpost, habe das Einschreiben nach London aufgegeben und bin dann wieder zurück ins Krankenhaus.

Zum Glück war Gero schon aus anderer Quelle mit Eistee – allerdings keinem selbstgemachten – versorgt worden. Die Freundin seines Zimmergenossen hat ihm eine Tüte Tetrapack mitgebracht. Ihr Vater ist Logistiker, und die kommen anscheinend regelmäßig für umsonst an solche Sachen ran. Wenn die Mindesthaltbarkeit anstelle der vorgeschriebenen achtzehn Monate versehentlich nur siebzehn Monate beträgt, können diese Waren nicht in den Verkauf gelangen und kommen statt dessen ins Logistikerlager, aus dem sich die Logistiker dann bedienen können. So wurde mir das gestern erklärt.

So, und jetzt gehe ich in die Küche und mache Eistee. Morgen habe ich keine Zeit, da bin ich Wahlhelferin und muß spätestens um 7:30 (!!!!!) im Wahllokal erscheinen, und ab 18:00 darf ich bei der Auszählung der Stimmen mithelfen, und ab wir bis 21:00 (Ende der Besuchszeit) damit fertig werden, kann ich noch nicht abschätzen. Und Montag wird der Knabe voraussichtlich schon entlassen, da lohnt es sich nicht.

Freitag, September 16, 2005

Reisepaß, Teil 2

Hurra! Mein Reisepaß war tatsächlich in der heutigen Lieferung!! Vor einer knappen halben Stunde durfte ich ihn endlich in Empfang nehmen. Die Beamtin hat auch bestätigt, daß es diesmal ja wirklich extrem lange gedauert hat. O ja!
Jetzt warte ich nur noch darauf, daß mein Vater mit dem Mittagessen fertig ist, und dann können wir den Paß scannen und direkt an Katie schicken. Das heißt, ich fange mit dem Scannen schon mal an, damit das ganze etwas schneller geht. Die Email verschicke ich direkt von seinem PC, also auch über sein Emailkonto, das haben wir mit dem Führungszeugnis auch so gemacht. Wäre ja auch blöd, die Scans erst auf meinen PC und von da nach London zu schicken!
Übrigens, falls jemand von Euch demnächst die Dienste des Bürgerbüros der Stadt Bad Oeynhausen benötigen sollte (extrem unwahrscheinlich, weiß ich selber): die Telefonnummer lautet 14-1111. Die kann ich seit letzter Woche auswendig. Um diese Leistung meinerseits angemessen würdigen zu können, sollte ich nicht unerwähnt lassen, daß ich außerdem nur zwei weitere Telefonnummern auswendig weiß: die meiner Eltern und die meiner Großeltern. Mit meiner eigenen Rostocker Telefonnummer wurde es schon etwas schwieriger, jetzt habe ich sie eh schon vergessen, und bei meiner Handynummer habe ich es erst gar nciht versucht.

Reisepaß

Soeben hat Nova die Deadline für das Einsenden meiner Paßkopie um eine weitere Woche verlängert. Kein Problem, weil es ja nicht meine Schuld ist. Aber langsam wird es wirklich peinlich.
Anruf vor einer guten Viertelstunde im Bürgerbüro, "Guten Morgen, Ute F. ist mein Name, ich wüßte gerne ob mein Reisepaß endlich da ist. Mein Geburtsdatum: soundsovielter desunddes Monats desundes Jahres." Die Prozedur kann ich inzwischen schon im Schlaf hersagen. Kurzes Rumgeklicke der Beamtin auf ihrem Computer, die Spannung war kaum auszuhalten - "Nein, tut mir leid, er ist noch nicht da." (Kurzer Gedanke daran, eine Stinkbombe zu werfen - auch wenn das Bürgerbüro ja auch nichts dafür kann.) "Ihre Kollegin hat mir Anfang der Woche gesagt, daß die Reisepässe nicht mit der normalen Post, sondern mit Paketpost kommen. Ist die heutige Lieferung denn schon durch?" Ja, war sie. Aber durch kurzes Nachfragen habe ich immerhin herausbekommen, daß heute eine ganze Ladung Pässe dabei ist, und daß sie die erst bearbeiten müssen, oder, mit anderen Worten: welche Pässe heute geliefert wurden, wissen sie noch nicht. Gut, habe ich dann gesagt, wann kann ich dann wieder anrufen, in einer halben Stunde? Aber man darf unsere Beamten ja auch nicht überfordern. Heute nachmittag kann ich es noch einmal versuchen. Ich wüßte ja doch gerne, was daran so lange dauern soll, habe mir die Frage dann aber lieber verkniffen.
Mir liegt auch so was an, daß die Bearbeitungszeit für Reisepässe früher bei sechs Wochen gelegen hat, und inzwischen kommt bei mir so langsam der Verdacht auf, daß die jetzt nur vorgeben, den Paß in der Hälfte der Zeit auszustellen und in Wirklichkeit die Bearbeitungszeit weiterhin sechs Wochen beträgt. Man bekommt ja lauter solche Gedanken, wenn man in höchster Ungeduld auf etwas wartet.
Ein kurzer Blick ins Telefonbuch auf die Öffnungszeiten des Bürgerbüros (man glaubt ja gar nicht, was in Telefonbüchern so alles drinsteht: Öffnungszeiten, Speisekarten vom Pizzaservice...): Freitags bis 16:00 geöffnet. Kurz überlegt, was steht heute an? Gesetzt den Fall, der Paß ist heute geliefert worden, dann muß ich erst in die Stadt, ihn abholen, zurück nach Hause, mich an den PC meines Vaters setzen, den Paß einscannen, und ihn per Email an Katie von Nova schicken.
Also habe ich gleich darauf wieder zum Hörer gegriffen und bei Nova Bescheid gesagt. Erklärt, daß der Paß vielleicht möglicherweise schon da ist, die Beamten vom Bürgerbüro aber erst noch überprüfen müssen, welche Pässe heute geliefert wurden, ich ihn heute nachmittag also vielleicht abholen kann, vielleicht aber auch nicht. Weil mich an der ganzen Sache, wie gesagt, keine Schuld trifft, wurde die Frist wieder verlängert und ich habe versprochen, den Paß, sobald ich ihn habe, einzuscannen und das dann an Katie zu schicken.
Bei der Gelegenheit habe ich dem netten Mann am Telefon meine Kreditkartendaten durchgegeben, um den Flug nach Osaka zu bezahlen. Aus Sicherheitsgründen soll man so etwas ja nicht in einer Email schicken. Wer weiß, wer die noch liest. Andererseits: wer weiß schon, wer das Telefongespräch mithört? ;-)

Mittwoch, September 14, 2005

Wahl in Japan

Die Japaner haben nun am Wochenende gewählt, nachdem Ministerpräsident Koizumi das Unterhaus vor einem Monat aufgelöst hatte.

Vor einem Monat! Ich glaube, wir müssen dringend unser Wahlgesetz ändern. Allein die Vorstellung, daß der Wahlkampf (zumindest seine heiße Phase) nur einen Monat dauern könnte! Wäre das schön!! Nicht daß ich glaube, der Wahlkampf würde dadurch irgendwie interessanter oder er gewönne mehr Substanz, nein, aber man müßte das ganze Theater nur noch einen Monat lang ertragen!

Die Wahl in Japan hat Koizumi jedenfalls haushoch gewonnen – und das gegen seine Partei, die LDP. Weil viele in der LDP die von Koizumi geplante Privatisierung der Post nicht mittragen wollte, hat er das Unterhaus ja vor einem Monat aufgelöst. Und jetzt hat die LDP das beste Wahlergebnis seit langem eingefahren, und nur wegen Koizumi. Auf die „Abtrünnigen“, die zum Teil eine neue Partei gegründet haben, hat er in deren Wahlkreisen „Attentäter“ aufgestellt, junge, prominente und populäre Gesichter. Und die Strategie scheint ja aufgegangen zu sein.

Was meine Reisevorbereitungen betrifft: mein Reisepaß ist immer noch nicht da. Und beim japanischen Generalkonsulat in Düsseldorf muß ich, sobald ich dieses Certificate of Elegibility habe, meinen Visumantrag persönlich einreichen. Da muß ich also extra nach Düsseldorf fahren! Also, das russische Konsulat in Hamburg, wo ich damals mein Visum für Moskau beantragt habe, ist zwar ein ziemlicher Saftladen, aber da konnte ich meinen Visumantrag immerhin mit der Post schicken – per Einschreiben, versteht sich, sind ja wichtige Dokumente drin. Aber nach Düsseldorf muß ich echt noch selber hin. Ist ja bloß am anderen Ende von Nordrhein-Westfalen. Immerhin kann ich einen frankierten Rückumschlag hinterlegen, dann muß ich nicht drei Tage später (so schnell geht das wohl) wieder hin.

Tja, und was nun gar nichts mit Japan zu tun hat: mein Bruder Gero liegt im Krankenhaus. Samstag nachmittag ist er beim Fußballspiel vor dem Tor gestolpert und mit dem Knie gegen den Torpfosten geknallt. Diagnose: gebrochene Kniescheibe. Montag sollte er operiert werden (deshalb lag der Knabe dann den Rest des Wochenendes vor dem Fernseher auf dem Sofa) und deshalb um sieben Uhr morgens im Krankenhaus erscheinen. Die OP wurde dann immer weiter nach hinten verschoben, dann kam noch ein Notfall, und sie wurde auf den nächsten Tag, also heute, gelegt. In der ganzen Zeit durfte er natürlich auch nichts essen und bekam Flüssigkeit und Nährstofe über den Tropf verabreicht (lecker!). Heute nachmittag war er dann endlich dran, und um acht Uhr abends haben wir ihn dann wieder besucht. Er war gerade erst aufgewacht, hatte Schmerzen – und wollte uns dann auch bald wieder los sein. Mal sehen, wie er morgen so drauf ist.

Samstag, September 10, 2005

Papierkram, Teil 4

Heute vormittag habe ich zum x-ten Mal im Bürgerbüro angerufen und wegen meines Reisepasses nachgefragt. Noch nicht da. Dabei sind es jetzt genau vier Wochen, seit ich ihn beantragt habe. Ja, meinte die Frau am Telefon, das würde schon so drei bis vier Wochen dauern, aber manchmal eben auch länger. Hmpf. Servicewüste Deutschland. Beim Führungszeugnis hat es doch auch anstandslos geklappt (aber das wird wohl auch eine Ausnahme gewesen sein, so überrascht, wie die Frau im Bürgerbüro damals gekuckt hat...).

Jedenfalls habe ich danach wieder in London angerufen, habe Katie am Telefon erwischt und mich erst einmal für die tollen Infohefte bedankt und ihr anschließend gebeichtet, daß mein Reisepaß immer noch nicht fertig ist. Jetzt habe ich eine erneute Fristverlängerung zur Einsendung der Kopie bis nächsten Freitag. Und das wird Vater Staat ja wohl hinkriegen!

Dann habe ich wegen des Fluges nach Heathrow nachgefragt, weil in dem Brief von Dienstag noch drinstand, daß ich mich auch mit Nova in Verbindung setzen soll, wenn ich einen Flug nach Heathrow buchen will (mit anderen Worten: einen Flug, um zu dem wirklich entscheidenden Flieger zu kommen). Damit soll ich aber noch warten, bis ich mein CoE erhalten habe. Noch mal zur Erläuterung: CoE = Certificate of Eligibility, mit dem ich dann beim zuständigen japanischen Konsulat in Deutschland – Düsseldorf – mein Visum beantragen kann – vorausgesetzt, mein Paß ist dann endlich da. Da muß ich auch noch mal anrufen oder hinmailen, um rauszukriegen, wie lange die Bearbeitungszeit für so einen Visumantrag ist.

Dafür habe ich endlich bei der Barmer angerufen und denen meine baldige Kündigung mitzuteilen. Und wie es mit der Wiederversicherung nach meiner Rückkehr aussieht – schließlich habe ich nicht vor, ewig in Japan bleiben. Und da liegt das Problem. Gegenwärtig bin ich ja als Stellenlose freiwillig versichert, aber wenn ich meine Versicherung jetzt kündige, und ich brauche sie jetzt ja auch nicht, denn mit Japan besteht kein Sozialversicherungsabkommen, und komme dann in einem Jahr zurück nach Deutschland, ohne hier eine Arbeit gefunden zu haben, dann können sie mich nicht wieder als freiwillig Versicherte aufnehmen. Warum auch immer. Wenn ich dann hier einer versicherungspflichtigen Tätigkeit nachgehe, dann ist eine Wiederversicherung kein Problem, und auch wenn ich die Probezeit in Japan nicht bestehen sollte und schon nach zwei bis drei Monaten wieder hier auf der Matte stehe, gibt es auch eine Lösung. Dann müßte ich lediglich die Monatsbeiträge nachzahlen, und die Mitgliedschaft wäre sozusagen nie gekündigt worden. Mich in einem Jahr auch wirklich mal arbeitslos zu melden, würde mir – so sagte es jedenfalls die Frau am Telefon – auch nicht viel helfen, denn ich habe noch keinen Anspruch auf Leistungen, weil ich bislang weniger als zwölf Monate in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt habe. Hm.

Was mir bleibt, ist die Möglichkeit, während der voraussichtlich zwölf Monate eine sogenannte Anwartschafsversicherung für derzeit 40,xx Euro aufrechtzuerhalten, dann könnte ich mich hinterher in jedem Fall wiederversichern. Mir ist dann noch die Idee gekommen, die vielen winke mit dem Zaunpfahl von Professor Werz nicht länger zu übersehen und mich zum Promotionsstudium einzuschreiben. Das müßte doch auch klappen.

Aber andererseits habe ich mir ja auch überlegt, zwar von Japan aus eine andere Stelle zu suchen, aber nach Ablauf der zwölf Monate die Verlängerungsoption zu nutzen, falls ich bis dahin nichts anderes gefunden habe – und falls die Arbeit nicht wirklich schrecklich ist.

Ein bißchen Zeit zum Überlegen habe ich ja noch.

Mittwoch, September 07, 2005

Papierkram, Teil 3

So, das Infomaterial ist heute vormittag per Einschreiben angekommen. Inhalt: Der Brief, den ich ja schon kenne, ein Visumformular plus einen Zettel mit Hinweisen zum Ausfüllen du drei kleine, aber feine Broschüren: „Crossing Cultures“ (Kurzinfos zu Land, Sprache, Essen, Klima und Verhaltensregeln), „Living in Japan – A Guide to Your Home in Japan“ und „Eating in Japan“. Besonders die beiden letzteren haben es mir angetan und enthalten wirklich wertvolle Infos. Mülltrennung und -entsorgung, Aufbau der Wohnung, Tips zum Saubermachen und wie man sich vor ungebetenen Gästen schützt: „cockroaches“ – die ich auch ohne Wörterbuch zweifelsfrei als Kakerlaken identifiziert habe und die „gokiburi“ auf Japanisch heißen, „mites“ (jap. „dani“) – da schwankte ich zwischen Flöhen und Wanzen, es sind aber Milben (oder sind Milben und Wanzen im Prinzip dasselbe – Frage an alle Biologen unter meinen Lesern), „mosquitos“ – eh klar, aber das japanische Wort sei dennoch hinzugefügt: „ka“. Verhaltensregeln im Notfall Taifune, Erdbeben, aber auch ganz gewöhnliche Katastrophen wie Feuer, Einbruch oder defekte Gasleitungen. Das verstehe ich ja sowieso schon mal überhaupt nicht: wieso wird in einem Land, das dermaßen häufig von Erdbeben heimgesucht wird, mit Gas gekocht?!

Na ja, ich werde mich mal von Oma in den sachgemäßen Gebrauch eines Gasherdes einweisen lassen. Manche Leute schwören ja darauf. Soll ja so ein tolles Kochen sein. Ich mit meinem großen Respekt vor allem, was brennt, bevorzuge trotzdem einen Elektroherd. Ein weiterer schwerer Schlag:

Dishwashers and ovens are rarely built into kitchens; portable countertop versions of both are readily available in department stores.

Okay, eine Spülmaschine hatte ich in meiner Rostocker Wohnung auch nicht und brauche sie auch nicht unbedingt, aber kein Ofen?! Backen Japaner nie Kuchen?! Oder machen Aufläufe?! Na ja, so ein Mini-Elektroofen soll ca. 15.000 Yen kosten, das ist ja noch einigermaßen erträglich. Aber vielleicht hatte einer meiner Vormieter ja schon dasselbe Bedürfnis.

Hilfreich ist auch, daß alle wichtigen Begriffe auch in Japanisch angegeben sind, sowohl in den einzelnen Kapiteln und im Anhang (im Heft „Living in Japan“ sind sogar die gängigsten japanischen Reinigungsmittel aufgeführt.

In dem Heft „Eating in Japan“ geht es – klar – ums Essen. Jede Art von japanischem Restaurant wird vorgestellt, mit den Namen und Beschreibungen der wichtigsten Gerichte und Grundnahrungsmittel. Hervorragend! Da ich ja noch kein Japanisch-Wörterbuch besitze (und wahrscheinlich werde ich mir auch erst dort eines anschaffen), wird dieses Heft vor allem in der ersten Zeit einfach überlebenswichtig sein.

Was sonst noch anliegt: Donnerstag nachmittag Termin beim Hausarzt wegen einer Patientenverfügung. Unangenehmes Thema, aber doch sehr wichtig. Außerdem muß ich meinen Eltern eine Betreuungsvollmacht ausstellen für den Fall, daß mir irgendwas passiert. Letzteres geht aber wohl nur bei einem Notar.

Im gleichen Abwasch wollte ich mir dann auch einen Organspenderausweis besorgen, aber ich habe da doch noch Bedenken. Ich weiß ja, daß es sehr wichtig ist, seinen diesbezüglichen Willen rechtzeitig deutlich zu machen, aber: ich bin Nichtraucher, habe nie in meinem Leben Alkohol getrunken, und dann würde ich eben gerne sicher gehen, daß meine Organe nicht jemandem eingepflanzt werden, der seine Lunge durch jahrelanges Kettenrauchen und/oder seine Leber durch ununterbrochenes Saufen systematisch ruiniert hat. Dafür sind mir meine Organe einfach zu schade. Laut Infomaterial geht das aber nicht. Da geht es nach medizinischer Notwendigkeit und Erfolgsaussichten. Bevor ich mich da festlege, möchte ich doch lieber wissen, wie die medizinischen Notwendigkeiten und Erfolgsaussichten bei Nikotin- und Alkoholabhängigen aussehen.

So langsam sollte ich mich besser auch mal bei meiner Krankenversicherung abmelden. Und da muß ich sichergehen, daß ich in einem Jahr oder so auch problemlos wieder in die Versicherung aufgenommen werde. Ich habe mal gehört, das sei gar nicht so einfach.

Ich habe mal die Preise der Lufthansa für einen Flug Frankfurt-Osaka überprüft: knapp 3.000 Euro! Vergeßt es!! Ich fliege mit JAL!

Und mein Reisepaß ist immer noch nicht da...

Sonntag, September 04, 2005

Kulturschock Japan

Und wieder eine neue Folge unserer beliebten Reihe „Rezensionen von Büchern über Japan“. Wie der Titel schon sagt, geht es heute um das wohl wichtigste Buch für mich, „Kulturschock Japan“ von Martin Lutterjohann aus dem Reise Know-How Verlag in Bielefeld (?!). Das Exemplar aus der Stadtbibliothek, was ich hier vor mir liegen habe (so ein Flachbildschirm schafft ganz schön Platz auf dem Computertisch!), ist auch nicht mehr ganz taufrisch (4. aktualisierte Auflage von 1998), hat erste Auflösungserscheinungen und ist von einem früheren Leser offensichtlich mal mit Wasser übergossen worden.

Wie gesagt, von den Büchern zu Japan auf meinem Schreibtisch ist das mit Sicherheit das wichtigste, denn es enthält wertvolle Informationen zu Verhaltensregeln, Sitten und Bräuchen in Japan. Mit anderen Worten: es verrät mir, wo die Fettnäpfchen liegen. (Wahrscheinlich werde ich einige Fettnäpfchen doch nicht auslassen – wenn Ihr Glück habt, werden die Vorfälle dann an dieser Stelle dokumentiert.)

Zur Auflockerung hat der Autor noch die Erlebnisse eines fiktiven jungen Paares auf Japanreise (teils beruflich, teils privat) in das Buch eingefügt – und die beiden stellen sich tatsächlich in der Regel so ungeschickt und unsensibel an, daß sich der geneigte Leser zufrieden in seinem Sessel zurücklehnen und sich über die Doofheit der beiden amüsieren kann – in der beruhigenden Gewißheit, daß man selbst sich nie dermaßen dämlich anstellen würde. Warum ein junges Paar im Alter von 32 und 29 ausgerechnet die Namen Wolfgang und Renate tragen muß, bleibt das Geheimnis des Verfassers.

Mit besonderem Interesse habe ich das Kapitel zur Begrüßung gelesen, denn wie heißt es so schön: der erste Eindruck ist endscheidend. Daß man sich in Japan zur Begrüßung verneigt, wußte ich schon. Das ist aber noch nicht alles, wie ich aus diesem schlauen Buch erfahren habe: bei Begrüßungen

legen die Männer ihre Hände leicht vorn oder seitlich an die Oberschenkel. Die Frauen umfassen mit der rechten die linke Hand und legen beide zu einem Dreieck verbunden ebenfalls an die Oberschenkel, aber natürlich in der Mitte. (S. 13)

An dieser Stelle wäre eine kleine Illustration oder gar ein Foto nicht schlecht gewesen.

Daß sich der Rangniedere immer etwas tiefer verbeugen muß als der jeweils Ranghöhere, war mir ebenfalls bereits bekannt (als Faustregel kann ich mir schon mal merken, daß ich als Frau in der Regel automatisch die Rangniedere bin – *grummel*), aber auch hier ist alles genau festgelegt. Zum Glück wird von Westlern nicht erwartet, daß sie die Regeln so genau kennen, deshalb geht es in Ordnung, wenn man einfach eine mittlere Verbeugung macht (uff!). Auch viele jüngere Japaner nehmen es mit den Verbeugungsregeln nicht mehr so genau – und bieten so den älteren Anlaß zur Klage über den allgemeinen Sittenverfall, aber davon erwähnt der Autor nichts. Aber zurück zur formvollendeten japanischen Verbeugung:

Bei formellen Anlässen und der ersten Begegnung (des Tages) gilt die formelle Verbeugung (Oberkörper ca. 30° abknicken, 3 Sek. halten), ansonsten die informelle (Oberkörper ca. 15° abknicken, 1-2 Sek. halten). (ebd.)

Visitenkarten sind extrem wichtig, werden mit beiden (!) Händen überreicht bzw. entgegengenommen, und danach nicht etwa achtlos eingesteckt (und auf gar keinen Fall in die Gesäßtasche!!!), sondern aufmerksam studiert – bei meinem fantastischen (har, har) Namensgedächtnis wird mir sowieso nichts anderes übrigbleiben.

Wichtig ist auch die Auflistung der wichtigsten Gesten (Kopfnicken gleich Bejahung wie bei uns, aber die Verneinung wird dadurch ausgedrückt, daß man mit der rechten Hand vor dem Gesicht herumwedelt). Allerdings vermisse ich in dieser Auflistung etwas ganz entscheidendes: welche Gesten sollte man in Japan tunlichst nicht verwenden?!

Tja, sonst enthält das Buch noch viele Infos zum japanischen Essen, zum Einkaufen, zum angemessenen Verhalten wenn man bei Japanern eingeladen ist und so weiter.

Wie gesagt, alles sehr wichtig und brauchbar für mich – und für alle anderen, die irgendwann einmal nach Japan wollen, egal als Tourist oder für länger, so wie ich, sei es damit ganz dringend ans Herz gelegt (und inzwischen ist bestimmt auch schon wieder eine aktualisierte Ausgabe im Buchhandel erhältlich).

Zum krönenden Abschluß noch eines der japanischen Sprichwörter, die in dem Buch (S. 33) vorgestellt werden. Dieses hier habe ich zu meinem Lieblingssprichwort erkoren:

„Saru mo ki kare ochiru“ – Auch ein Affe fällt mal vom Baum.

Samstag, September 03, 2005

Gedanken zum Tage

Wie sich die Bilder gleichen... Hat nicht schon vor drei Jahren ein Mitglied der Regierung Schröder es kurz vor der Wahl fertiggebracht, den amerikansichen Präsidenten zu beleidigen? So kurz vor der Wahl, daß sich das Feuern der Betreffenden nun wirklich nicht gelohnt hat? Eine Flut gab es auch in Deutschland - vielleicht muß Merkel in drei Wochen doch zurücktreten...
Aber auf die neue NRW-Landesregierung lasse ich echt nichts kommen! Die nehmen ihre Wahlversprechen sehr ernst, wie ich erst diese Woche wieder der Zeitung entnehmen konnte. Um den versprochenen Bürokratieabbau im Land durchzuführen, werden erst einmal 100 neue Beamtenstellen geschaffen - höherer Dienst, versteht sich.
Auch der Unterrichtsausfall im Land wird entschieden bekämpft. Deswegen hatte Gero am gestrigen Freitag auch schulfrei, weil die Lehrer einen pädagoischen Tag hatten, auf dem all die tiefgreifenden Veränderungen, die auf sie zukommen (Zentralabitur, Profilklassen), bei einem gemütlichen Spaziergang rund um den Hannoveraner Maschsee in Ruhe besprechen können. Nachdem man sich vorher in der Chagall-Ausstellung weitergebildet hat.
Eigentlich müßte die SPD-Landtagsfraktion jetzt aus lauter Jux einen Wahllügen-Untersuchungsausschuß beantragen. Nur, um den Rüttgers zu ärgern. Und die Merkel gleich mit.

*freu*

Hurra! Der Zeitplan steht!! Heute kam eine neue Email aus London mit der Nachricht, daß ein neuer dicker Brief mit weiteren Informationen zum Leben in Japan unterwegs ist. Der dazugehörigen Brief wurde als Word-Dokument angehängt. Dem konnte ich entnehmen, daß mein Flieger der JAL am 18. Oktober von Heathrow aus startet. Kosten: schlappe 397£. Ich habe noch die Möglichkeit, bis nächste Woche evtl. einen anderen Flug aus Deutschland auf eigene Faust zu buchen. Mal sehen, auf jeden Fall werde ich da noch einen Preisvergleich unternehmen. Denn dazu kommen ja noch die Kosten der Anreise zum Flughafen, die in diesem Fall auch nicht unerheblich sein dürften.

Jetzt ist auch mein Einsatzort sozusagen amtlich, bislang hatte es immer noch unter einem gewissen Vorbehalt gestanden, auch wenn ich nicht mit Änderungen gerechnet habe. Und es bleibt auch wirklich beim Multimediazentrum in Osaka.

Ich schreibe diese Zeilen hier an meinem neuen Bildschirm. Heute mittag mit Beratung meines Vaters und eines sehr kompetenten Verkäufers im Fachhandel in Bünde erworben. Ein schicker Flachbildschirm, 19 Zoll – Wahnsinn!! Ein tolles Arbeitsgefühl! Und gleich werde ich hier das Kino ausprobieren.

Jetzt fragt Ihr Euch bestimmt, wie ich so einen riesigen Bildschirm mit nach Japan nehmen will. Ganz einfach: überhaupt nicht! Meinen Computer lasse ich selbstverständlich hier, in einen Koffer paßt er schließlich nicht. Die Anschaffung eines neuen Bildschirms war aber trotzdem dringend notwendig, weil mein alter inzwischen das stolze Alter von zehn Jahren erreicht hat und systematisch seinen Geist aufzugeben begann. Das äußerte sich in regelmäßigen Aussetzern in der ersten Zeit nach dem Anstellen (ca. die erste halbe Stunde).Der Bildschirm wurde plötzlich ganz schwarz, und dann war entweder nach einer Sekunde das Bild wieder da, oder aber man mußte mehrmals kräftig oben drauf hauen. Meistens half nur letzteres. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis das Teil entgültig seinen Geist aufgegeben hätte, und da man ohne Bildschirm nicht wirklich am PC arbeiten (z.B. neue Einträge für seinen Blog verfassen) kann, mußte eben ein neuer her. Nun kann ich mich noch anderthalb Monate darüber freuen, und dann überlasse ich PC und Bildschirm meiner Familie. Dann kann mein Vater an meinem PC arbeiten, während mein Bruder an seinem sitzt und spielt. Außerdem ist mein Computer derzeit das einzige Gerät in diesem Haushalt mit DVD-Player.

Völlig ohne Computer werde ich natürlich nicht nach Japan reisen. Neben dem schönen neuen Bildschirm habe ich mir nämlich ein Notebook zugelegt. Genaugenommen ist es sogar ein Subnotebook, zumindest hat das der Verkäufer gesagt. Mein Vater war letzte Woche schon mal zu Sondierungsgesprächen in dem Laden und hatte da einen Laptop ins Auge gefaßt. Ich habe mich nun für das Notebook entschieden, weil es zwar eine etwas kleinere Festplatte hat (80 GB statt 100 wie beim Laptop), aber eben auch kleiner, handlicher und leichter ist und genauso viel gekostet hat. Da ich bei der Reise nach Japan auf Gewicht, Menge und Umfang meines Gepäcks achten muß, habe ich mich daher für das kleinere Gerät entschieden. Sabine, du kannst es Dir vermutlich schon denken – es ist kein Apple. Aber auch sehr schick, in einem edlen Grau gehalten. Der Bildschirm ist nur 12,1 Zoll groß/klein, der mitgleiferte DVD-Brenner ist extern, d.h. er muß extra angeschlossen werden, aber darum ist das Gerät ja auch so klein. Und leicht. Internetfähig ist es auch, es hat ein Modem und einen DSL-Anschluß. Ich werde also wohl kaum Probleme mit dem Internetzugang in Japan haben.