Dienstag, Dezember 27, 2005

Okonomiyaki an Heiligabend

Weihnachten wird in Japan nicht gefeiert. Trotz mehrwöchiger intensiver Beschallung mit Weihnachtsliedern in allen Geschäften und Einkaufspassagen, und obwohl viele Geschäfte ihre Angestellten zwingen, sich an den entsprechenden Tagen mit Weihnachtsmannmützen auf dem Kopf lächerlich zu machen, ist Weihnachten kein Fest in Japan. Aber Nova hatte dennoch ein Einsehen mit seinen nicht-japanischen Angestellten und hat darum die Schichten am Weihnachtswochenende umgelegt. Das heißt: ich mußte schon am späten Vormittag anfangen, hatte dafür aber auch wesentlich eher Feierabend. An Heiligabend bin ich mit Angelica und Cari ins OCAT gegangen, wo es unter den zahlreichen Restaurants im 5. Stock auch ein gutes und preiswertes Okonomiyaki-Restaurant gibt. Okonomiyaki ist definitiv mein japanisches Lieblingsessen. Vergeßt Sushi!

Außer den unvermeidlichen Eßstäbchen gibt es zum Okonomiyaki noch einen kleinen Spachtel, mit dem man kleine Portionen abtrennen und auf den Teller laden kann. Allein mit Stäbchen wäre es auch wirklich zu kompliziert. Und vermutlich würden die Stäbchen auf den heißen Platten (denn Okonomiyaki wird direkt am Tisch zubereitet) eh nur ankokeln.
In der kleinen Plastikverpackung unter den Eßstäbchen befindet sich ein feuchtes Tuch, mit dem man sich vor dem Essen die Hände reinigen kann. In teureren Geschäften bekommt man auch feuchtwarme Waschlappen gereicht. Feine Sache!

Was ist Okonomiyaki? Eine Spezialität von Osaka und der gesamten Kansairegion, die in ganz Japan für ihre gute Küche berühmt ist. Okonomiyaki ist eine Art Pfannkuchen aus Weizenmehl, Kohl, Ei und Wasser, dazu kommen unterschiedliche Füllungen (Schweinefleisch, Shrimps, Oktopus, ... - was man mag), und besonders eine leckere Soße, die dem ganzen richtig Pfiff gibt.
Zubereitet wird Okonomiyaki, wie gesagt, am Tisch, in dessen Mitte sich eine große flache Kochplatte befindet, die von unten geheizt wird. Die Zutaten werden in der Küche lediglich vorbereitet und in eine kleine Metallschüssel getan, der Koch/Kellner kommt damit an den Tisch und los geht's.

Zunächst werden vor den Augen der Gäste die Grundzutaten Mehl, Kohl, Wasser und Ei gründlich vermischt, und dann kommt alles auf die heiße Herdplatte. Der Kellner verschwindet, kümmert sich um die anderen Gäste, kommt nach einer Weile wieder, wendet die Okonomiyaki einmal um, verschwindet und kommt kurz darauf mit einer großen Schüssel getrockneter Bonitoschuppen wieder und fragt, ob man die mit auf sein Okonomiyaki haben möchte. Klar, wollten wir, gehört schließlich dazu, das ist dieses rötliche dünne Zeugs oben drauf. Sieht lustig aus, wenn sich die hauchzarten Schuppen in der Hitze kräuseln.


Dann sieht man mit immer vernehmlicher knurrendem Magen den Okonomiyaki beim Braten zu, bis der Kellner nach einer Weile wiederkommt und alles noch ein letztes Mal wendet, ...

... um schließlich die leckere Soße über den Okonomiyaki zu streichen. Wer mag, bekommt auch noch Mayonaise dazu, so wie auf dem vorne im Bild. Das ist meiner. Fertig!
Eigentlich muß/kann man zum Abschluß noch pulverisierten Seetang darüber streuen, aber das haben wir glatt vergessen. Nach einem Achtstundentag plus zwanzigminütiger Essensvorbereitung hatten wir einfach nur noch Kohldampf.

Anschließend sind wir nach Hause gefahren, Cari nach Juso, Angelica und ich nach Shin Osaka. Angelica ist dann noch zu mir mit raufgekommen, wo wir gemeinsam mit Claudia einen leckeren Adventstee (danke, Sabine!!) getrunken und (nach ca. einer Stunde, als die Okonomiyaki ein wenig gesackt waren) meine restlichen Pfefferkuchen vernichtet haben. Ich habe dann auch meine Geschenke ausgepackt (das Buch, das ich mir gewünscht hatte, noch ein Buch, und jede Menge Marzipan!). Das ist das schöne daran, wenn man aus Deutschland kommt: die Geschenke gibt es schon Heiligabend. Cari hat es übrigens genauso gehalten: nachdem sie uns auf der Heimfahrt in der U-Bahn von ihren zahlreichen europäischen Vorfahren erzählt hatte, unter denen sich möglicherweise/vielleicht/eventuell auch Deutsche befunden haben, habe ich ihr gesagt, daß sie dann ja auch genauso gut deutsche Weihnachten feiern und ihr Päckchen auch schon Heiligabend aufmachen kann. Was sie auch getan hat. Und am Sonntag ist sie während der Arbeit den ganzen Tag mit Weihnachtsmannmütze herumgelaufen. Santa Cari!

Am Sonntag ging es für mich direkt nach der Arbeit zur deutschen "Weihnachtsfeier" in ein japanisches Restaurant. Fast alle waren da, ein paar waren im Weihnachtsurlaub, wieder ein paar auf einer privaten Feier eingeladen, aber die Mehrzahl hat sich doch zum gemeinsamen Essen zusammengefunden. Sehr lecker und sehr lustig.
Und für die Glücklichen, die wie meine Wenigkeit Montags und Dienstags regulär frei haben, begannen damit die Neujahrsferien, denn ab morgen schließt das MMC für eine Woche seine Pforten, und alle Lehrer haben bis zum 4. Januar frei. Herrlich!

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Kein Sushi? Du Banause! Da sitzt Du quasi an der Quelle und nutzt es nicht! ;-)

Anonym hat gesagt…

Ach ja: mir ist auch nicht ganz klar, welchen Sinn es hat, die ganze Zeit mit diesem vorweihnachtlichen Brimborium berieselt zu werden, wenn man dann das Hauptereignis wegfallen läßt... ?!? *achselzucken*