Samstag, Januar 28, 2006

Service, Nachtrag

Vor zwei Wochen habe ich mich lobend über die japanische Post ausgelassen. Davon kann an sich jedes Wort so stehen bleiben, ein kleines Päckchen für 600 Yen in nur 4 Tagen von Japan nach Deutschland zu schicken, das ist und bleibt eine Spitzenleistung, von der sich so mancher Dienstleister eine Scheibe von abschneiden könnte.
Aber: ich muß das leider etwas revidieren. Sobald man ein etwas größeres Päckchen nach Deutschland schicken will, wird es doch teuer.

Aber von vorne: schon vor einiger Zeit hatte ich die - wie ich immer noch finde - gute Idee, dem Verein Heim-statt Tschernobyl e.V. eine kleine Sachspende für die Mutter-Kind-Erholungen in diesem Sommer zukommen zu lassen. Ein paar Päckchen Origamipapier, um genau zu sein. Im Hundert-Yen-Shop bekommt man das für wenig Geld, auf den Packungen sind immer auch ein paar Anleitungen dabei, die man auch versteht, wenn man des Japanischen nicht mächtig ist, und dann habe ich noch ein kleines japanisch-englisches Buch, aus dem ich noch ein paar Seiten kopiert habe. Am Dienstag habe ich dann zehn Päckchen Origamipaier, die paar Kopien und eine kleine Postkarte in einen großen Briefumschlag getan und bin damit zur Post marschiert.
Gesamtgewicht: knapp 1.200 g. Die Postangestellte schrieb mir dann vier verschiedene Versandmöglichkeiten auf einen Zettel, deren Kosten sich in einem Rahmen von 2.000 bis 3.400 Yen bewegten. Natürlich habe ich die billigste Variante gewählt. Das wäre das Päckchen gewesen.
Dann fragte mich das Mädchen, ob da ein Brief drin sei. Weil ich sie verständnislos ansah (das Wort für Brief kenne ich inzwischen, ich hatte nur keine Ahnung, was die Frage sollte), rief sie ihre des Englischen mächtige Kollegin. Die fragte mich wieder, ob da ein Brief drin sei.
Ich hätte besser die Klappe gehalten. Aber ich erklärte wahrheitsgemäß, daß eine Postkarte in dem großen Briefumschlag liege. "Ist das handschriftlich?"
Was für eine dämliche Frage, dachte ich mir, wer jagt schon eine Postkarte durch den Drucker?!
Mal abgesehen davon, daß ich hier gar keinen Drucker habe, aber das ist ein anderes Thema.
Wie gesagt: ich hätte besser die Klappe gehalten. Wenn ein Brief oder etwas ähnliches Handschriftliches mit im dem Päckchen ist, darf man es nicht mehr als Päckchen verschicken. "Why?!" "Why? Hm, that's a good question..." mußte das Mädchen auf der Post zugeben.
Sie meinte dann auch, daß sie persönlich nichts dagegen hätte, den Briefumschlag als Päckchen aufzugeben, "but it's a RULE, and I don't want to break it." Denn: es könnte geöffnet werden, und dann würde es sofort zurückgeschickt werden.
*?!* Hallo?! Postgeheimnis?! Wo bin ich hier?!
Ich hatte keine große Lust, da groß rumzudiskutieren, hätte eh nix gebracht, also habe ich zähneknirschend die zweitbilligste Variante gewählt und das Ding als Paket mit der Schiffspost auf den Weg geschickt. 2.300 Yen (zugegebenermaßen nicht sooo viel teurer, aber immerhin), und dann ist es vielleicht in einem Monat da. Kommt auf das Schiff an.
Der Wert des Origamipapiers liegt übrigens bei knapp über 1.000 Yen. Plus 100 Yen für die Kopien. Plus 50 Yen für die Postkarte. Plus Tinte.
Wer sich diese dämliche Regel ausgedacht hat, möchte ich wissen. Ehrlich: wie viel Sake muß man intus haben, um auf so eine beknackte Idee zu kommen?!
Ich bin mir auch ziemlich sicher, daß das nur ein Mann gewesen sein kann. Frauen haben auch blöde Ideen, aber nicht solche.

Keine Kommentare: