Am Dienstag stand die Insel Miyajima auf unserem Programm. Zum einen, weil gutes Wetter vorausgesagt war, zum anderen, weil wir es gar nicht mehr erwarten konnten.
Miyajima bedeutet übersetzt "heilige Insel", und in früheren Zeiten durften Besucher der Insel selbige nur betreten, wenn sie zuvor mit dem Boot durch die großen O-torii gefahren waren, um die heilige Erde nicht zu verunreinigen. Heute sieht man das nicht mehr so eng.
Das Wetter war auch gut, blauer Himmel mit nur ein paar vereinzelten Wölkchen und weniger diesig als am Vortag, angehm warm (aber im Wind dann wieder etwas frisch, aber nur ein ganz kleines bißchen).
Am relativ frühen Vormittag (gegen halb zehn) verließen wir das Hotel und zogen los zum Bahnhof auf der Suche nach einer Frühstücksgelegenheit. Nachdem wir uns gestärkt hatten, bestiegen wir die Straßenbahn zum Fähranleger nach Miyajimaguchi. Die Fahrt zog sich hin, es dauerte etwas mehr als eine Stunde, aber wir kamen pünktlich zur Abfahrt der Fähre dort an. Die Überfahrt dauerte dann nur noch 10 Minuten, weil Miyajima dicht an der Küste Honshūs liegt. Auf Caris Rat hin stellten wir uns auf der rechten Seite auf das oberste Deck der Fähre - und genossen die grandiose Aussicht und den ersten Blick auf die leuchtend roten O-torii des Itsukushima-Schreins. (Eigentlich wollte ich an diese Stelle ein entsprechendes Foto setzen, aber das fiel einer rigorosen Kürzungsaktion zum Opfer. Das sind heute eh schon wieder zu viele Fotos.)
Es war kurz nach elf Uhr, als wir die Insel erreichten, und nach weiteren fünf Minuten standen wir auf dem Pier neben dem Schrein.
Wie man unschwer erkennen kann, war gerade Ebbe, und obwohl die O-torii noch von seichten Wellen umspült wurden, war das Wasser doch klar auf dem Rückzug. Der Schrein selbst, der in einer kleinen Bucht dicht am Ufer steht, stand schon im Trockenen.
Na ja, weitestgehend jedenfalls. Dennoch war es ein merkwürdiges Gefühl, auf den hölzernen Stegen entlang zu gehen. Muß toll sein, wenn Flut ist und das Wasser unter den Gebäuden gluckert. Nicht umsonst wird der Schrein auch "schwimmender Schrein" genannt. Andererseits kann ich mir gut vorstellen, daß das im Winter eine recht kühle Angelegenheit ist.
Unser Rundgang durch die Hallen des Schrein dauerten nicht allzu lange, aber in der Zwischenzeit war das Wasser noch weiter zurückgewichen, die O-torii waren nahezu trockenen Fußes erreichbar - und urplötzlich war das Watt von Japanern bevölkert. Alle hockten im Schlamm und gruben Austern aus. Typisch Japaner - denken immer ans Essen.
Vom Itsukushima-jinja zogen wir landeinwärts zum Haupttempel der Insel, dem Daishō-in.
Die kleinen Figuren rechts und links des Treppenaufgangs sind Statuen von Schülern des Shaka Nyorai (Nyorais sind Buddhas, Erleuchtete - sagt das Infoblatt, das wir am Eingang des Tempels fanden). 500 gibt es davon, und alle habe sie individuelle Gesichtszüge.
Itsukushima-jinja ist atemberaubend und unstrittig die Hauptattraktion von Miyajima, aber der Daishō-in ist einer der schönsten und friedlichsten Orte, die ich jemals gesehen habe. Angelica ging es ebenso. Wir wurden beide ganz still.
Vom Tempel suchten wir dann den auf der Karte eingezeichneten Weg zum Misen-san, der mit ca. 530 Metern höchsten Erhebung der Insel. Dummerweise ist der gesperrt, da letztes Jahr von einem Taifun arg in Mitleidenschaft gezogen. Mußten wir halt einen anderen Weg nehmen.
War das eine Kletterei! Gut zwei Stunden ging es steil nach oben, auf einem schmalen, mit vielen Treppenstufen versehenen Pfad. Zunächst führte der Weg durch dichten Wald, so daß wir nur schwer abschätzen konnten, wie weit oben wir schon waren. Nach anderthalb Stunden war jedoch das schlimmste geschafft. Wir waren auf einem Felsvorsprung angelangt, von wo aus wir erstmals die grandiose Aussicht auf die Seto-Inlandsee mit ihren vielen kleinen Inselchen genießen und in der Sonne den Schweiß trocknen lassen konnten.
Nach einer Weile ging es über weniger steile Wege weiter, und schließlich erreichten wir den Gipfel mit der Aussichtsplattform.
Das bin ich. Völlig geschafft, aber glücklich, oben angekommen zu sein. (Der Muskelkater in den Beinen am nächsten Tag hatte es in sich.)
Die Aussicht war wirklich überwältigend, und obwohl es etwas diesig war, habe ich zum ersten Mal seit sechs Monaten wieder so etwas wie einen Horizont gesehen.
Misen-san ist ein heiliger Berg, und deshalb gibt es dort oben, knapp unterhalb des Gipfels, natürlich auch einen Tempel. In einem der Tempelgebäude, dem Kiezu-no-Reikadō, sollte ein heiliges Feuer brennen, das ursprünglich vor 1.200 Jahren von Kōbō Daishi, dem Gründer der buddhistischen Sekte, zu der der Daishō-in gehört, bei seinem Besuch der Insel daselbst entfacht worden sein soll.
Nur war auch dieses Gebäude dem letztjährigen Taifun zum Opfer gefallen und wird gerade wieder aufgebaut. Wir konnten nur ahnen, wo das Feuer demnächst wohl wieder brennen wird.
Auf dem Weg nach unten benutzten wir dann die Seilbahn. Eine weise Entscheidung, denn ansonsten wären wir wohl im Dunkeln unten angekommen und hätten das beste verpaßt.
Als wir nämlich wieder zum Itsukushima-jinja wanderten, hatte die Flut wieder eingesetzt und das Wasser den Schrein fast erreicht.
Nur zwei der halbwilden Hirsche suchten noch den Weg ans Ufer (auf der anderen Seite wäre es einfacher gewesen, aber sie haben es dann doch noch geschafft).
Habe ich schon erwähnt, was für eine tolle Sache das Internet ist? Über den Japan Travel and Living Guide bin ich auf die Gezeitenvorhersage für Miyajima gestoßen, wo man zusätzlich noch die Zeit des Sonnenuntergangs erfährt.
Wir hatten noch etwas Zeit, schnell essen zu gehen (was nach der anstrengenden Wanderung auch dringend notwendig war), bevor die Sonne unterging. Dummerweise hatten die meisten Restaurants schon geschlossen, weil - wie wir später aus meinem Reiseführer erfuhren - die wenigen Touristen, die über Nacht bleiben, in ihren Hotels zu Abend essen. Und tatsächlich waren die meisten Tagestouristen schon verschwunden, und die Insel hatte sich merklich geleert. Dennoch fanden wir ein kleines Okonomiyaki-Restaurant, das noch geöffnet hatte. Da konnten wir gleich die Variante aus Hiroshima ausprobieren. Lecker, aber das Okonomiyaki aus Osaka gefällt uns doch etwas besser. Danach stürmten wir noch rasch durch die Andenkenläden, die auch gerade dabei waren, ihre Pforten zu schließen, um noch ein paar Postkarten und sonstige Mitbringsel zu erstehen, bevor wir ein letztes Mal zum Pier zurückkehrten.
Dort sahen wir dabei zu, wie die Sonne langsam hinter den Bergen von Westhonshū verschwand und es allmählich immer dunkler wurde, die Laternen am Pier angezündet wurden und schließlich auch die O-torii angestrahlt wurden.
Der wunderschöne, ruhige Ausklang eines perfekten Urlaubstages.
Sonntag, April 30, 2006
Das Geheimnis der japanischen Eiscreme
"Was sind Sie von Beruf?"
"Ich bin Konditorin von Beruf."
"Was ist 'Konditorin'?"
"Ich backe Kuchen. Ich koche Eiscreme."
"Ich bin Konditorin von Beruf."
"Was ist 'Konditorin'?"
"Ich backe Kuchen. Ich koche Eiscreme."
Samstag, April 29, 2006
Feiertag
Heute habe ich Geburtstag, und darum ist in Japan Feiertag. ;-)
Aber im Ernst: der 29. April war auch der Geburtstag des letzten Kaisers Hirohito, und nach dessen Tod wurde der Tag als Feiertag (und Beginn der Goldenen Woche, der Hauptferienzeit in diesem Land) beibehalten. Dank Alexander, der für seinen Umzug Anfang des Monats noch einen freien Montag brauchte und eine Schicht mit mir getauscht hat, muß ich heute nicht arbeiten. Schön. Stattdessen gehe ich heute nachmittag zu einem Tempel im Süden dieser schönen Stadt, wo eine uralte Zeremonie stattfinden soll. Bin mal gespannt, was das wird. Abends gehe ich mit Claudia und Anita essen. Letzten Freitag mußten die beiden leider arbeiten, als Angelica und ich unser gemeinsames Essen hatten. Aber so können wir es ja nachholen.
Aber im Ernst: der 29. April war auch der Geburtstag des letzten Kaisers Hirohito, und nach dessen Tod wurde der Tag als Feiertag (und Beginn der Goldenen Woche, der Hauptferienzeit in diesem Land) beibehalten. Dank Alexander, der für seinen Umzug Anfang des Monats noch einen freien Montag brauchte und eine Schicht mit mir getauscht hat, muß ich heute nicht arbeiten. Schön. Stattdessen gehe ich heute nachmittag zu einem Tempel im Süden dieser schönen Stadt, wo eine uralte Zeremonie stattfinden soll. Bin mal gespannt, was das wird. Abends gehe ich mit Claudia und Anita essen. Letzten Freitag mußten die beiden leider arbeiten, als Angelica und ich unser gemeinsames Essen hatten. Aber so können wir es ja nachholen.
Reisebericht Teil 1: Hiroshima
Am Montagmorgen um 10:11 war es soweit: Angelica und ich bestiegen den superschnellen Shinkansen, der uns in gut anderthalb Stunden von Ōsaka nach Hiroshima brachte. Eine sehr angenehme Fahrt. Sehr ruhig, fast sanft glitt der Zug durch die Landschaft. Innen: erstaunlich viel Platz. In den Großraumwagen sind jeweils fünf Sitze in einer Reihe, zwei inks, drei rechts, dazwischen der Gang, der so breit ist, daß man auch mit einem größeren Koffer (Marke rollender Kleiderschrank) relativ bequem hindurchrollen kann. Die Sitze selbst verfügen über etwas, das in Großraumwagen der Deutschen Bahn völlig unbekannt zu sein scheint: Beinfreiheit! Ich war doch sehr beeindruckt.
In Hiroshima angekommen, galt es zunächst, unser Hotel (Hiroshima Intelligent Hotel Annex) aufzusuchen. Mit Hilfe der bereitgestellten Wegerklärung war das überhaupt kein Problem, und nach einem ca. zehnminütigen Fußmarsch waren wir da. Das Zimmer war überwältigend: Betten! Nicht daß mein Futon so furchtbar wäre, aber ich hatte seit nun gut sechs Monaten nicht mehr in einem Bett geschlafen, und da war das natürlich eine willkommene Abwechslung.
Auch sonst machte das Hotel einen guten Eindruck: sauber, schönes Bad, schönes Zimmer, guter Service. Sehr zu empfehlen.
Nachdem wir uns kurz frischgemacht hatten, brauchten wir dringend etwas zu essen, und machten uns auf die Suche nach einem Restaurant und wurden schnell fündig. Das Hotel liegt auf einer Insel im Mündungsdelta des Ōta-gawa direkt an einem der Flußarme. Am anderen Ufer waren drei kleine Restaurants in Holzbuden, die ihre Tische am Ufer in die Sonne gestellt hatten. Dort setzten wir uns hin, genossen das leckere Essen und die warme Frühlingssonne (plus Meeresgeruch). Der perfekte Start in den Urlaub!
Anschließend ging es los in Richtung Stadtzentrum zum Friedenspark. Dazu mußten wir nur der belebten Straße folgen, und nach ca. 15 Minuten standen wir vor dem Genbaku Dome, einem der wenigen Gebäude, die in einem 3-km-Radius rund um das Hypozentrum der Explosion stehengeblieben waren. Wie man der Beschilderung entnehmen konnte, ist das Gebäude auch deshalb stehengeblieben, weil das Hypozentrum fast senkrecht über ihm war. Die Menschen in dem Gebäude sind in sekundenschnelle verdampft. Eine grauslige Vorstellung. Die Ruine wurde als Mahnmal an den Atombombenabwurf erhalten und gehört heute - zusammen mit dem Rest des Friedensparks - zum Weltkulturerbe.
Während wir noch auf dem kleinen Platz vor der Ruine standen und zwei kleinen japanischen Kindern beim fröhlichen Ballspielen zusahen, kam eine alte Frau auf uns zu. Sie zeigte uns ein Stück in Plastikfolie verschweißter Pappe, auf der auf Chinesisch, Englisch, Spanisch und Französisch "Erlauben Sie mir, für Sie zu beten?" geschrieben stand. Sie sagte, das sei ein Shinto-Gebet, es würde nur drei Minuten dauern, und wir sollten die Augen schließen. Wir wußten nicht so recht, was wir davon halten sollten, aber wir haben gehorsam die Augen zugemacht. Da ich als erste dran war, konnte ich bei Angelica zusehen. Da passierte nicht viel, außer daß die Frau die rechte Hand vor Angelicas Gesicht hielt und sie drei Minuten lang anstarrte. Als sie fertig war, drehte sie das Stück Pappe um, "you are purified now", bedankte sich bei uns und ging.
Ich weiß inzwischen, daß Reinigungszeremonien im Shintoismus eine wichtige Rolle spielen. Daher vermute ich, daß sie uns "reinigen" wollte, bevor wir den eigentlichen Friedenspark betraten, auf dessen Gelände damals so viele Menschen umgekommen sind.
Angelica und ich vermuten, daß die alte Frau eine Überlebende des Atombombenangriffs ist. Sie wirkte so beseelt von ihrer Aufgabe. Aber wir mochten nicht fragen.
Wir gingen dann über die Motoyasu-Brücke in den Friedenspark. Das erste Denkmal, auf das wir trafen, war das Friedensdenkmal der Kinder. Es erinnert an Sadako Sasai, die zehn Jahre nach dem Atombombenabwurf im Alter von zwölf Jahren an Leukämie erkrankte und acht Monate später starb. Auf dem Krankenbett begann sie, Origami-Kraniche zu falten. In Japan heißt es, daß das Falten von 1000 Kranichen einen Wunsch erfüllen kann, und Sadako faltete Kraniche für ihre Heilung. Sie hat aber nur etwas über 600 Kraniche geschafft. Den Rest falteten ihre Klassenkameraden nach ihrem Tod. Schließlich wurde das Denkmal errichtet, an dem jeder Origami-Kraniche niederlegen kann. Ehrensache, daß ich auch welche dort abgelegt habe (allerdings erst am Donnerstag, da ich Intelligenzbestie die gefalteten Kraniche in meinem Koffer vergessen hatte).
Als wir am Denkmal ankamen, waren gerade einige Schulklassen dort, um feierlich ihre 1000-Kraniche-Bündel niederzulegen.
Die bunten Kraniche werden in einigen Glasboxen, die in einem Halbrund hinter dem Denkmal aufgestellt sind, aufbewahrt. Schon wenn man etwas weiter entfernt steht, sieht man es bunt leuchten.
Etwas weiter hinten im Park steht die Friedensglocke, die jeder läuten darf. Am Montag war eine Gruppe alter Leute in Rollstühlen samt Angehörigen (?) und Pflegepersonal gekommen, die einzeln die Treppe hinaufgetragen und zur Glocke geschoben wurden, damit sie einmal läuten konnten.
Und alle wurden sie dabei fotografiert. Wieder haben wir vermtutet, daß es sich dabei um Überlebende handeln könnte, aber wir wissen es nicht.
Jedenfalls sind auch wir anschließend einmal läuten gegangen, um unseren bescheidenen Beitrag zum Weltfrieden zu leisten.
Wir sind dann noch weiter durch den Friedenspark gewandert, haben die zahlreichen weiteren Denkmäler besichtigt, von denen das Denkmal für die koreanischen Opfer (viele davon Zwangsarbeiter) und das Denkmal für die mobilisierten Schüler besondere Erwähnung verdienen. Es hat Jahrzehnte gedauert, bis das Denkmal für die koreanischen Opfer errichtet werden konnte. Japan schweigt sich über die dunklen Kapitel seiner Vergangenheit gerne aus.
Am Tag des Atombombenabwurfs waren viele Schüler in der Gegend, die dazu abgeordnet waren, Brandschneisen in der Stadt zu legen, um Hiroshima im Falle von Bombenangriffen vor den verheerenden Feuersbrünsten zu schützen. Sehr viele von ihnen haben den Bombenangriff nicht überlebt.
Da für Donnerstag Regen vorausgesagt war, hatten wir die Besichtigung des Friedensgedächtnismuseums für Donnerstag angesetzt. Am Montagnachmittag zogen wir daher weiter zu Hiroshima-jō, der wiederaufgebauten Burg.
Das interessanteste in der Burg war ein animierter Bericht über die Entstehung der Stadt durch die Videoprojektion (Hologramm?) eines aufgedrehten japanischen Burgwächters aus der Feudalzeit, dessen Erzählung man sich auch in Englisch anhören konnte. Sehr amüsant. Ebenso das Faltblatt zur Besichtigung, das in mehreren Sprachen erhältlich ist, u.a. auch in Deutsch. Manchmal frage ich mich schon, warum die Japaner bei der Herstellung dieser Faltblätter nicht wenigstens ab und an mal einen Muttersprachler konsultieren...
Vom obersten Stockwerk genossen wir die wunderbare Aussicht auf die Stadt und die umgebenden Berge. Bei klarem Himmel wäre die Sicht atemberaubend gewesen, aber Montag war es diesig (oder war es doch Smog?), und so war das Bild eben "nur" wunderbar.
Im Park der Burg stehen drei Bäume, die als Überlebende des Atombombenangriffs gekennzeichnet sind. Das hier ist ein Eukalyptusbaum.
Von der Burg zogen wir weiter zum Shukkei-en, einem schön gestalteten Garten. Er ist nach einer chinesischen Landschaft (Xihu in Hangzhou, wo auch immer das sein mag) gestaltet.
Ein schöner Abschluß unserer Stadtbesichtigung, durch diesen wunderschönen Garten mit seinen zahlreichen kleinen Brücken, Teehäusern und Blumen zu schlendern (wenn auch etwas zügig, da wir 40 Minuten vor Toresschluß ankamen).
In Hiroshima angekommen, galt es zunächst, unser Hotel (Hiroshima Intelligent Hotel Annex) aufzusuchen. Mit Hilfe der bereitgestellten Wegerklärung war das überhaupt kein Problem, und nach einem ca. zehnminütigen Fußmarsch waren wir da. Das Zimmer war überwältigend: Betten! Nicht daß mein Futon so furchtbar wäre, aber ich hatte seit nun gut sechs Monaten nicht mehr in einem Bett geschlafen, und da war das natürlich eine willkommene Abwechslung.
Auch sonst machte das Hotel einen guten Eindruck: sauber, schönes Bad, schönes Zimmer, guter Service. Sehr zu empfehlen.
Nachdem wir uns kurz frischgemacht hatten, brauchten wir dringend etwas zu essen, und machten uns auf die Suche nach einem Restaurant und wurden schnell fündig. Das Hotel liegt auf einer Insel im Mündungsdelta des Ōta-gawa direkt an einem der Flußarme. Am anderen Ufer waren drei kleine Restaurants in Holzbuden, die ihre Tische am Ufer in die Sonne gestellt hatten. Dort setzten wir uns hin, genossen das leckere Essen und die warme Frühlingssonne (plus Meeresgeruch). Der perfekte Start in den Urlaub!
Anschließend ging es los in Richtung Stadtzentrum zum Friedenspark. Dazu mußten wir nur der belebten Straße folgen, und nach ca. 15 Minuten standen wir vor dem Genbaku Dome, einem der wenigen Gebäude, die in einem 3-km-Radius rund um das Hypozentrum der Explosion stehengeblieben waren. Wie man der Beschilderung entnehmen konnte, ist das Gebäude auch deshalb stehengeblieben, weil das Hypozentrum fast senkrecht über ihm war. Die Menschen in dem Gebäude sind in sekundenschnelle verdampft. Eine grauslige Vorstellung. Die Ruine wurde als Mahnmal an den Atombombenabwurf erhalten und gehört heute - zusammen mit dem Rest des Friedensparks - zum Weltkulturerbe.
Während wir noch auf dem kleinen Platz vor der Ruine standen und zwei kleinen japanischen Kindern beim fröhlichen Ballspielen zusahen, kam eine alte Frau auf uns zu. Sie zeigte uns ein Stück in Plastikfolie verschweißter Pappe, auf der auf Chinesisch, Englisch, Spanisch und Französisch "Erlauben Sie mir, für Sie zu beten?" geschrieben stand. Sie sagte, das sei ein Shinto-Gebet, es würde nur drei Minuten dauern, und wir sollten die Augen schließen. Wir wußten nicht so recht, was wir davon halten sollten, aber wir haben gehorsam die Augen zugemacht. Da ich als erste dran war, konnte ich bei Angelica zusehen. Da passierte nicht viel, außer daß die Frau die rechte Hand vor Angelicas Gesicht hielt und sie drei Minuten lang anstarrte. Als sie fertig war, drehte sie das Stück Pappe um, "you are purified now", bedankte sich bei uns und ging.
Ich weiß inzwischen, daß Reinigungszeremonien im Shintoismus eine wichtige Rolle spielen. Daher vermute ich, daß sie uns "reinigen" wollte, bevor wir den eigentlichen Friedenspark betraten, auf dessen Gelände damals so viele Menschen umgekommen sind.
Angelica und ich vermuten, daß die alte Frau eine Überlebende des Atombombenangriffs ist. Sie wirkte so beseelt von ihrer Aufgabe. Aber wir mochten nicht fragen.
Wir gingen dann über die Motoyasu-Brücke in den Friedenspark. Das erste Denkmal, auf das wir trafen, war das Friedensdenkmal der Kinder. Es erinnert an Sadako Sasai, die zehn Jahre nach dem Atombombenabwurf im Alter von zwölf Jahren an Leukämie erkrankte und acht Monate später starb. Auf dem Krankenbett begann sie, Origami-Kraniche zu falten. In Japan heißt es, daß das Falten von 1000 Kranichen einen Wunsch erfüllen kann, und Sadako faltete Kraniche für ihre Heilung. Sie hat aber nur etwas über 600 Kraniche geschafft. Den Rest falteten ihre Klassenkameraden nach ihrem Tod. Schließlich wurde das Denkmal errichtet, an dem jeder Origami-Kraniche niederlegen kann. Ehrensache, daß ich auch welche dort abgelegt habe (allerdings erst am Donnerstag, da ich Intelligenzbestie die gefalteten Kraniche in meinem Koffer vergessen hatte).
Als wir am Denkmal ankamen, waren gerade einige Schulklassen dort, um feierlich ihre 1000-Kraniche-Bündel niederzulegen.
Die bunten Kraniche werden in einigen Glasboxen, die in einem Halbrund hinter dem Denkmal aufgestellt sind, aufbewahrt. Schon wenn man etwas weiter entfernt steht, sieht man es bunt leuchten.
Etwas weiter hinten im Park steht die Friedensglocke, die jeder läuten darf. Am Montag war eine Gruppe alter Leute in Rollstühlen samt Angehörigen (?) und Pflegepersonal gekommen, die einzeln die Treppe hinaufgetragen und zur Glocke geschoben wurden, damit sie einmal läuten konnten.
Und alle wurden sie dabei fotografiert. Wieder haben wir vermtutet, daß es sich dabei um Überlebende handeln könnte, aber wir wissen es nicht.
Jedenfalls sind auch wir anschließend einmal läuten gegangen, um unseren bescheidenen Beitrag zum Weltfrieden zu leisten.
Wir sind dann noch weiter durch den Friedenspark gewandert, haben die zahlreichen weiteren Denkmäler besichtigt, von denen das Denkmal für die koreanischen Opfer (viele davon Zwangsarbeiter) und das Denkmal für die mobilisierten Schüler besondere Erwähnung verdienen. Es hat Jahrzehnte gedauert, bis das Denkmal für die koreanischen Opfer errichtet werden konnte. Japan schweigt sich über die dunklen Kapitel seiner Vergangenheit gerne aus.
Am Tag des Atombombenabwurfs waren viele Schüler in der Gegend, die dazu abgeordnet waren, Brandschneisen in der Stadt zu legen, um Hiroshima im Falle von Bombenangriffen vor den verheerenden Feuersbrünsten zu schützen. Sehr viele von ihnen haben den Bombenangriff nicht überlebt.
Da für Donnerstag Regen vorausgesagt war, hatten wir die Besichtigung des Friedensgedächtnismuseums für Donnerstag angesetzt. Am Montagnachmittag zogen wir daher weiter zu Hiroshima-jō, der wiederaufgebauten Burg.
Das interessanteste in der Burg war ein animierter Bericht über die Entstehung der Stadt durch die Videoprojektion (Hologramm?) eines aufgedrehten japanischen Burgwächters aus der Feudalzeit, dessen Erzählung man sich auch in Englisch anhören konnte. Sehr amüsant. Ebenso das Faltblatt zur Besichtigung, das in mehreren Sprachen erhältlich ist, u.a. auch in Deutsch. Manchmal frage ich mich schon, warum die Japaner bei der Herstellung dieser Faltblätter nicht wenigstens ab und an mal einen Muttersprachler konsultieren...
Vom obersten Stockwerk genossen wir die wunderbare Aussicht auf die Stadt und die umgebenden Berge. Bei klarem Himmel wäre die Sicht atemberaubend gewesen, aber Montag war es diesig (oder war es doch Smog?), und so war das Bild eben "nur" wunderbar.
Im Park der Burg stehen drei Bäume, die als Überlebende des Atombombenangriffs gekennzeichnet sind. Das hier ist ein Eukalyptusbaum.
Von der Burg zogen wir weiter zum Shukkei-en, einem schön gestalteten Garten. Er ist nach einer chinesischen Landschaft (Xihu in Hangzhou, wo auch immer das sein mag) gestaltet.
Ein schöner Abschluß unserer Stadtbesichtigung, durch diesen wunderschönen Garten mit seinen zahlreichen kleinen Brücken, Teehäusern und Blumen zu schlendern (wenn auch etwas zügig, da wir 40 Minuten vor Toresschluß ankamen).
Donnerstag, April 27, 2006
Wieder da
Seit gut einer Stunde bin ich wieder zuhause, habe meinen Koffer ausgepackt (dessen Inhalt jetzt zur Hälfte den Boden in meinem Zimmerchen ziert), die 450 Fotos auf meinen Computer überspielt und die paar total verwackelten gelöscht. Jetzt bin ich zu müde, um mit dem Urlaubsbericht anzufangen, daher zeige ich heute nur eines der etwas gelungeneren Bilder zur Einstimmung.
Ich muß sagen, der Urlaub war recht nett.
Ich muß sagen, der Urlaub war recht nett.
Sonntag, April 23, 2006
Urlaub!
Hurra, ich habe endlich Urlaub!
Morgen vormittag besteigen Angelica und ich den Shinkansen nach Hiroshima, am Nachmittag geht es in den Friedenspark, Dienstag nach Miyajima und Mittwoch wahrscheinlich nach Iwakuni. Donnerstag soll es regnen, da erledigen wir die Innenbesichtigungen in Hiroshima.
Hach, was bin ich aufgeregt!
Das meiste habe ich schon heute vormittag gepackt, eben habe ich zum dritten Mal den Wetterbericht gecheckt und mir die Voraussagen für Ebbe und Flut am Itsukushima-Schrein auf Miyajima aufgeschrieben - Internet ist schon 'ne feine Sache. Sieht allerdings ungünstig aus: Ebbe ist um 14 Uhr - hmpf. Na ja, mal sehen, wie wir das machen. Wir haben jedenfalls den ganzen Tag Zeit, um auf die Flut zu warten. Ich würde die berühmten Torii wirklich gern bei Flut sehen, aber man kann nicht alles haben, und immerhin wird Sonnenschein vorausgesagt.
Freitag hatte Angelica Geburtstag, und den (sowie meinen im Voraus) haben wir festlich mit einem gemütlichen späten Mittagessen beim Italiener vor der Arbeit gemacht. Es war gar nicht so einfach, sich auf einen gemeinsamen Termin zu einigen. Abends Party ging gar nicht, weil wir entweder bis kurz vor elf arbeiten und danach zusehen müssen, die letzte U-Bahn nicht zu verpassen, oder mindestens eine von uns beiden am nächsten Morgen früh raus muß - Früh- oder Morgenschicht bzw. Japanischunterricht. Freitag arbeiten fast alle aus unserem Freundeskreis die halbe Spätschicht ab 18:40, da war ein nettes Essen vorher die beste (und einzig sinnvolle) Option.
Wir waren bei einem Italiener in Namba Parks, einem nett gestalteten Einkaufszentrum (wesentlich schöner als der Werrepark in B.O.) in der Nähe vom MMC, in dem Angelica schon einmal mit Ryan gewesen war. Verabredet hatten wir uns mit unseren Gästen für 15:45 im Namba Walk neben der deutschen Bäckerei "Die Güte" (die zwar auch Brot verkauft, aber irgendwie ist das auch nichts richtiges). Wer nicht kam, war Angelica. Anrufen ging nicht, weil sie vor Ewigkeiten ihr Telefon verloren hatte und es seitdem bei einer Polizeistation herumliegt, wo sie es aus uns allen unverständlichen Gründen nicht abgeholt hat.
Zunächst hatten wir noch vermutet, sie habe sich verspätet (nichts ungewöhnliches), aber nach 20 Minuten sind Cari und Nicky als Suchtrupp losgezogen - und fanden nach kurzer Zeit Angelica mit Ted und Evelina auf der anderen Seite des Namba Walk. Neben der SKANDINAVISCHEN Bäckerei. Cari erzählte mir später, sie und Nicky hätten sich nur kurz angesehen und seien daraufhin in schallendes Gelächter ausgebrochen.
Daraufhin konnten wir uns endlich auf den Weg ins Restaurant machen, wo wir bei leckerer Pizza, Pasta und Lasagne und viel guter Laune zusammensaßen, bis wir uns dann beeilen mußten, um nicht zu spät zur Arbeit zu kommen. Eine gelungene "Party".
So, und ab jetzt herrscht hier bis Ende der Woche Funkstille, bis ich den Blog mit all den schönen Bildern aus Hiroshima und Miyajima fülle. Bis dann!
Morgen vormittag besteigen Angelica und ich den Shinkansen nach Hiroshima, am Nachmittag geht es in den Friedenspark, Dienstag nach Miyajima und Mittwoch wahrscheinlich nach Iwakuni. Donnerstag soll es regnen, da erledigen wir die Innenbesichtigungen in Hiroshima.
Hach, was bin ich aufgeregt!
Das meiste habe ich schon heute vormittag gepackt, eben habe ich zum dritten Mal den Wetterbericht gecheckt und mir die Voraussagen für Ebbe und Flut am Itsukushima-Schrein auf Miyajima aufgeschrieben - Internet ist schon 'ne feine Sache. Sieht allerdings ungünstig aus: Ebbe ist um 14 Uhr - hmpf. Na ja, mal sehen, wie wir das machen. Wir haben jedenfalls den ganzen Tag Zeit, um auf die Flut zu warten. Ich würde die berühmten Torii wirklich gern bei Flut sehen, aber man kann nicht alles haben, und immerhin wird Sonnenschein vorausgesagt.
Freitag hatte Angelica Geburtstag, und den (sowie meinen im Voraus) haben wir festlich mit einem gemütlichen späten Mittagessen beim Italiener vor der Arbeit gemacht. Es war gar nicht so einfach, sich auf einen gemeinsamen Termin zu einigen. Abends Party ging gar nicht, weil wir entweder bis kurz vor elf arbeiten und danach zusehen müssen, die letzte U-Bahn nicht zu verpassen, oder mindestens eine von uns beiden am nächsten Morgen früh raus muß - Früh- oder Morgenschicht bzw. Japanischunterricht. Freitag arbeiten fast alle aus unserem Freundeskreis die halbe Spätschicht ab 18:40, da war ein nettes Essen vorher die beste (und einzig sinnvolle) Option.
Wir waren bei einem Italiener in Namba Parks, einem nett gestalteten Einkaufszentrum (wesentlich schöner als der Werrepark in B.O.) in der Nähe vom MMC, in dem Angelica schon einmal mit Ryan gewesen war. Verabredet hatten wir uns mit unseren Gästen für 15:45 im Namba Walk neben der deutschen Bäckerei "Die Güte" (die zwar auch Brot verkauft, aber irgendwie ist das auch nichts richtiges). Wer nicht kam, war Angelica. Anrufen ging nicht, weil sie vor Ewigkeiten ihr Telefon verloren hatte und es seitdem bei einer Polizeistation herumliegt, wo sie es aus uns allen unverständlichen Gründen nicht abgeholt hat.
Zunächst hatten wir noch vermutet, sie habe sich verspätet (nichts ungewöhnliches), aber nach 20 Minuten sind Cari und Nicky als Suchtrupp losgezogen - und fanden nach kurzer Zeit Angelica mit Ted und Evelina auf der anderen Seite des Namba Walk. Neben der SKANDINAVISCHEN Bäckerei. Cari erzählte mir später, sie und Nicky hätten sich nur kurz angesehen und seien daraufhin in schallendes Gelächter ausgebrochen.
Daraufhin konnten wir uns endlich auf den Weg ins Restaurant machen, wo wir bei leckerer Pizza, Pasta und Lasagne und viel guter Laune zusammensaßen, bis wir uns dann beeilen mußten, um nicht zu spät zur Arbeit zu kommen. Eine gelungene "Party".
So, und ab jetzt herrscht hier bis Ende der Woche Funkstille, bis ich den Blog mit all den schönen Bildern aus Hiroshima und Miyajima fülle. Bis dann!
Freitag, April 21, 2006
Schnäppchenjagd
Wofür Präpositionen gut sind? Ganz einfach:
Versuchen Sie es mal bei Karstadt, die haben bestimmt noch was im Angebot.
"Was haben Sie am Wochenende vor?"
"Ich möchte Kaufhaus einkaufen gehen."
Versuchen Sie es mal bei Karstadt, die haben bestimmt noch was im Angebot.
Mittwoch, April 19, 2006
Halbzeit
Vor genau einem halben Jahr habe ich in Deutschland den Abflug gemacht. Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen.
Was ich mehr oder weniger schmerzlich vermisse:
Was mir gefällt:
Was ich mehr oder weniger schmerzlich vermisse:
- Brot. Und damit meine ich richtiges Brot, bei dem man die Kiefer auch bewegen muß, um es vom Mund in den Magen befördern zu können. Nicht dieses weiche, lutschbare Zeugs, das hier im Supermarkt als "Brot" verkauft wird.
- Richtige Taschentücher. Hier gibt es nur dieses dünne Kleenex, das sich in Nichts auflöst, sobald es auch nur mit der geringsten Menge Flüssigkeit in Berührung kommt. (Schön ist allerdings, daß kleine Päckchen davon allüberall an den Straßenecken als Werbegeschenk verteilt werden. Nicht schön ist, daß viele der Verteiler vorbeikommende Ausländer gerne ignorieren.)
- Den weiten Himmel über OWL, MV oder Weißrußland.
- Ulrich Wickerts Überleitungen zum Wetter.
- Ōsaka. Diese Stadt ist einfach nur grau, eng, laut und voll. Schöne Ecken gibt es zwar auch, aber die sind dermaßen in der Minderzahl, daß sie auf die Gesamtbewertung keinen Einfluß ausüben.
- Telefonanrufe Donnerstags bis Sonntags vor 11 Uhr morgens - die werden daher auch mit Nichtbeachtung gestraft.
- Die U-Bahn zwischen 17 und 20 Uhr.
- Das japanische Fernsehprogramm. Ein Nachmittag bei SAT1 oder RTL, "Wetten, daß" und der Mutantenstadl sind nichts dagegen.
Was mir gefällt:
- Kyōto und Nara mit ihren zahlreichen alten Tempeln und Schreinen, schönen Gärten und malerischen Gäßchen. Und Himeji. Und überhaupt eigentlich alles außer Ōsaka.
- Der Herbst. Wenn sich der Ginkgo knallgelb und der Ahorn leuchtendrot färbt, ist das einfach nur schön.
- Der Frühling. Wenn erst die Pflaumenbäume in allen Farbvarianten zwischen Weiß und Pink und später die Kirschbäume in denselben Farben erblühen, ist das einfach nur schön.
- Okonomiyaki. Wer das einmal probiert hat, braucht kein Sushi mehr.
- Die Züge. Hat man Herrn Mehdorn eigentlich schon mal erzählt, daß es durchaus möglich ist, Effizienz mit gutem Service und einem sehr günstigen Preis zu verknüpfen? Und daß das sogar mit einem ganz simplen Tarifsystem funktioniert?
- Das leckere Grüntee-Eis. Nicht jedermanns Sache, da leicht bitter, aber ich liiiiebe es!
- Die "Lady's Night" im Videoshop. Mittwochs bezahlen Frauen pro Ausleihe 100 Yen weniger.
- Mein Tatami-Zimmer. Ich werde mir allerdings bald einen Türvorhang zulegen, damit ich im Sommer, wenn es hier so richtig heiß wird, die Tür auflassen und trotzdem so etwas ähnliches wie Privatsphäre habe.
- Die kleinen Erfolgserlebnisse des Lehrerdaseins. Heute beispielsweise habe ich wieder einmal einer Schülerin (Anfängerin mit leichten Grundkenntnissen) erfolgreich vermitteln können, daß es in Deutschland zwar auch Schlösser gibt, in Japan aber ausschließlich Burgen. Burgen sind für den Krieg (schnell zwei gekreuzte Schwerter auf das White board gemalt), Schlösser für "Partys". Daraufhin erklärte sie mir schnell auf Englisch, daß sie sich schon lange gewundert habe, wo da der Unterschied bestünde. :-)
- Meine Japanischkenntnisse. Sie sind immer noch rudimentär, aber immerhin habe ich es Montag geschafft, mir den Weg zu einem Elektrogeschäft erklären zu lassen, wo ich dann endlich einen Ersatzakku für meine Kamera bestellen konnte. Der kommt zwar erst nächste Woche und damit zu spät für den Trip nach Hiroshima (werde ich den einen halt jeden Abend neu aufladen), aber das war dann auch schon wieder egal.
- Das allerwichtigste zum Schluß: die neuen Freunde.
Montag, April 17, 2006
Übersetzungshilfen
Es gibt eine Menge guter Gründe, die Finger von Computerübersetzungsprogrammen zu lassen, und alle sind sie auf diesem Bild zu sehen:
Gefunden und fotografiert von Cari in ihrem Waschsalon. Wir beide haben schon herzlich darüber gelacht und auch eine Theorie aufgestellt, wie genau diese völlig verquaste deutsche "Übersetzung" zustande gekommen ist.
Wer rät mit?
Gefunden und fotografiert von Cari in ihrem Waschsalon. Wir beide haben schon herzlich darüber gelacht und auch eine Theorie aufgestellt, wie genau diese völlig verquaste deutsche "Übersetzung" zustande gekommen ist.
Wer rät mit?
Sonntag, April 16, 2006
Sakura zum Dritten
In der Hoffnung auf besseres Wetter bin ich am Freitagmittag zusammen mit Anita erneut zum Kirschblütenbetrachten aufgebrochen. Ziel war der Garten des Ōsaka Mint Bureaus, in dem 370 Kirschbäume von 120 verschiedenen Arten stehen und der jedes Jahr eine Woche lang der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Das Wetter war mäßig, kühl und bedeckt. Immerhin hat es nicht geregnet, dafür muß man in diesen Tagen ja fast schon dankbar sein.
Das Ōsaka Mint Bureau liegt direkt neben dem Kema Sakuranomiya-kōen, in dem Angelica und ich am Dienstagabend so fürchterlich naß geworden sind. Zunächst sind wir daher auch in dem Park gelandet, der sich am Ufer des Ō-gawa entlangzieht und von nichts anderem als Kirschbäumen gesäumt wird. Unter den Kirschbäumen wiederum waren lauter Kirmesbuden aufgestellt, an denen es hauptsächlich alle möglichen japanischen Leckereien gab, aber auch Nippes, Tand und sonstigen Kram, der auf keinem Jahrmarkt fehlen darf. Inklusive einiger Stände, an denen man sich offensichtlich seine Goldfische selbst fangen durfte.
Unser erster Eindruck von dieser Kirschblütenschau war daher auch, daß die Japaner sich in erster Linie für das Essen interessierten. Die Kirschbäume wurden hier weitestgehend ignoriert. Wir schienen die einzigen zu sein, die neben den zahlreichen kulinarischen Angeboten (die zugegebenermaßen an sich schon faszinierend genug waren) auch die Kirschbäume bewunderten.
Als ich zwischen zwei kleine Büsche am Ufer trat, um ein paar blühende Kirschzweige über dem Wasser zu fotografieren, bin ich fast in einige Japaner hineingerannt, die sich daselbst zum Picknick niedergelassen hatten. Zu unserer großen Verblüffung (die sich nach den ersten Schrecksekunden in große Belustigung verwandelte) bemerkten Anita und ich, daß das durchaus nicht die einzigen waren. Vielmehr hatten sich überall Japaner zum Picknick in die Büsche geschlagen und verzehrten da ihre entweder mitgebrachten oder vor Ort erworbenen Bentos. Der Anblick war zum Schreien komisch!
Da bekommt das Wort "Buschmänner" eine ganz neue Bedeutung... *g*
Schließlich hatten wir dann aber auch den Eingang zum Garten gefunden, der nur in einer Richtung durchquert werden durfte. Angesichts der vielen Menschen, die sich durch den Park schoben, war das eine gute Entscheidung. Aber wie üblich ging das bei den Japanern sehr zivilisiert vonstatten. Hier standen auch eindeutig die vielen Kirschbäume im Vordergrund.
Die vielen hundert Kirschbäume waren ein wunderbarer Anblick. Man hatte oft den Eindruck, durch einen blühenden Tunnel zu gehen.
Und tatsächlich sind in dem Garten die verschiedendsten Sorten von Kirschbäumen zu sehen, mit einfachen und gefüllten Blüten in den zahlreichen Farbvarianten von Grün (!) ...
... über Weiß ...
... zu Rosa.
Ein wunderschöner Spaziergang, auch wenn wir am Ende etwas durchgefroren waren.
Und mit dieser schönen Frühlingsfotosammlung wünsche ich allen Lesern ein frohes Osterfest!
Das Ōsaka Mint Bureau liegt direkt neben dem Kema Sakuranomiya-kōen, in dem Angelica und ich am Dienstagabend so fürchterlich naß geworden sind. Zunächst sind wir daher auch in dem Park gelandet, der sich am Ufer des Ō-gawa entlangzieht und von nichts anderem als Kirschbäumen gesäumt wird. Unter den Kirschbäumen wiederum waren lauter Kirmesbuden aufgestellt, an denen es hauptsächlich alle möglichen japanischen Leckereien gab, aber auch Nippes, Tand und sonstigen Kram, der auf keinem Jahrmarkt fehlen darf. Inklusive einiger Stände, an denen man sich offensichtlich seine Goldfische selbst fangen durfte.
Unser erster Eindruck von dieser Kirschblütenschau war daher auch, daß die Japaner sich in erster Linie für das Essen interessierten. Die Kirschbäume wurden hier weitestgehend ignoriert. Wir schienen die einzigen zu sein, die neben den zahlreichen kulinarischen Angeboten (die zugegebenermaßen an sich schon faszinierend genug waren) auch die Kirschbäume bewunderten.
Als ich zwischen zwei kleine Büsche am Ufer trat, um ein paar blühende Kirschzweige über dem Wasser zu fotografieren, bin ich fast in einige Japaner hineingerannt, die sich daselbst zum Picknick niedergelassen hatten. Zu unserer großen Verblüffung (die sich nach den ersten Schrecksekunden in große Belustigung verwandelte) bemerkten Anita und ich, daß das durchaus nicht die einzigen waren. Vielmehr hatten sich überall Japaner zum Picknick in die Büsche geschlagen und verzehrten da ihre entweder mitgebrachten oder vor Ort erworbenen Bentos. Der Anblick war zum Schreien komisch!
Da bekommt das Wort "Buschmänner" eine ganz neue Bedeutung... *g*
Schließlich hatten wir dann aber auch den Eingang zum Garten gefunden, der nur in einer Richtung durchquert werden durfte. Angesichts der vielen Menschen, die sich durch den Park schoben, war das eine gute Entscheidung. Aber wie üblich ging das bei den Japanern sehr zivilisiert vonstatten. Hier standen auch eindeutig die vielen Kirschbäume im Vordergrund.
Die vielen hundert Kirschbäume waren ein wunderbarer Anblick. Man hatte oft den Eindruck, durch einen blühenden Tunnel zu gehen.
Und tatsächlich sind in dem Garten die verschiedendsten Sorten von Kirschbäumen zu sehen, mit einfachen und gefüllten Blüten in den zahlreichen Farbvarianten von Grün (!) ...
... über Weiß ...
... zu Rosa.
Ein wunderschöner Spaziergang, auch wenn wir am Ende etwas durchgefroren waren.
Und mit dieser schönen Frühlingsfotosammlung wünsche ich allen Lesern ein frohes Osterfest!
Samstag, April 15, 2006
Reisen im Zeichen des Terrors
Eine Stunde mit sehr weit fortgeschrittenen Schülern zum Thema "Reisen". Frage: Würden Sie eine Urlaubsreise absagen, wenn in dem Land gerade ein Terroranschlag verübt wurde? Wie denkt man in Japan darüber?
Dann ist ja alles gut.
"Viele Japaner fühlen sich gefährlich."
Dann ist ja alles gut.
Mittwoch, April 12, 2006
Kirschblüte
Gestern bin ich übrigens wieder losgezogen, um das Kirschblütenfest (o-hanami) zu begehen, diesmal mit Angelica, und wieder bin ich dabei naß geworden. Daher möchte ich an dieser Stelle kurz noch den treuen Begleiter meines Wochenendes vorstellen:
Meinen neuen Regenschirm. (Vielen Dank an George für das Foto.)
Angelica und ich hatten uns für gestern abend zum "Night Time Cherry Blossom Viewing" im Kema Sakuranomiya-kōen verabredet, in der Nähe der Burg.
Der Park liegt längs des Ō-gawa, an dessen Ufer ein Kirschbaum neben dem anderen steht. Abends wird alles beleuchtet. Das sieht tatsächlich wunderschön aus.
Die weißen Punkte auf dem Bild sind Regentropfen, die das Blitzlicht der Kamera reflektieren. Denn natürlich hat es wieder geregnet, war ja schließlich mein Wochenende.
Der Regen hat uns zunächst auch gar nicht gestört, eben weil alles so schön aussah. Was mich anfangs jedoch ein bißchen irritiert hat, waren die abwesenden Japaner.
Nach einer Weile habe ich dann jedoch begriffen, warum kaum Einheimische zu sehen waren: die hatten den Wetterbericht gehört. Der Dauerregen verwandelte sich in einen Wolkenbruch, der jede weitere Besichtigung unmöglich machte. Wir sind so schnell es ging, zum nächstgelegenen Bahnhof geeilt und nach Hause gefahren. Ursprünglich hatten wir uns anschließend in ein Restaurant oder Café setzen wollen, um einen Happen zu essen und wieder etwas zu trocknen, aber nachdem wir beide in den tiefen Pfützen nasse Füße bekommen hatten, mußten wir darauf verzichten.
So sehen Kirschblüten übrigens bei blauem Himmel und Sonnenschein aus. Dieses Foto habe ich letzte Woche Montag auf dem Weg zur U-Bahn-Station aufgenommen. Ja, das war tatsächlich ein Montag mit herrlichem Wetter. Aber an dem Tag habe ich ja auch arbeiten müssen.
Meinen neuen Regenschirm. (Vielen Dank an George für das Foto.)
Angelica und ich hatten uns für gestern abend zum "Night Time Cherry Blossom Viewing" im Kema Sakuranomiya-kōen verabredet, in der Nähe der Burg.
Der Park liegt längs des Ō-gawa, an dessen Ufer ein Kirschbaum neben dem anderen steht. Abends wird alles beleuchtet. Das sieht tatsächlich wunderschön aus.
Die weißen Punkte auf dem Bild sind Regentropfen, die das Blitzlicht der Kamera reflektieren. Denn natürlich hat es wieder geregnet, war ja schließlich mein Wochenende.
Der Regen hat uns zunächst auch gar nicht gestört, eben weil alles so schön aussah. Was mich anfangs jedoch ein bißchen irritiert hat, waren die abwesenden Japaner.
Nach einer Weile habe ich dann jedoch begriffen, warum kaum Einheimische zu sehen waren: die hatten den Wetterbericht gehört. Der Dauerregen verwandelte sich in einen Wolkenbruch, der jede weitere Besichtigung unmöglich machte. Wir sind so schnell es ging, zum nächstgelegenen Bahnhof geeilt und nach Hause gefahren. Ursprünglich hatten wir uns anschließend in ein Restaurant oder Café setzen wollen, um einen Happen zu essen und wieder etwas zu trocknen, aber nachdem wir beide in den tiefen Pfützen nasse Füße bekommen hatten, mußten wir darauf verzichten.
So sehen Kirschblüten übrigens bei blauem Himmel und Sonnenschein aus. Dieses Foto habe ich letzte Woche Montag auf dem Weg zur U-Bahn-Station aufgenommen. Ja, das war tatsächlich ein Montag mit herrlichem Wetter. Aber an dem Tag habe ich ja auch arbeiten müssen.
Dienstag, April 11, 2006
Yoshino
Daß wir in Yoshino eine echte Shintozeremonie zu sehen bekommen haben, war klasse, fantastisch, mit einem Wort: sugoi, aber natürlich nicht geplant. Unser Hauptanliegen war die Kirschblüte, denn Yoshino ist laut japan-guide.com der bekannteste Ort in Japan, um blühende Kirschbäume zu bewundern. So bekannt, daß in meinem Reiseführer kein Wort davon steht. Nur auf der Karte der Kansairegion habe ich den Berg verzeichnet gefunden, so daß ich jetzt immerhin eine Ahnung davon habe, wo wir gestern überhaupt waren.
Der Bahnhof liegt sehr idyllisch im Tal, und wer die blühenden Kirschbäume und die Tempel und Schreine sehen will, muß den Berg rauf. Die ersten paar Meter kann man auch mit der Seilbahn fahren, aber das hätte erstens noch mal Geld gekostet und zweitens sehr, sehr lange gedauert, weil sich alle anderen mit dem Zug Angereisten brav an der Seilbahn aufstellten und die beiden Gondeln sehr, sehr langsam den Berg rauf- bzw. wieder runterzuckelten.
Der Aufstieg war dann auch überhaupt kein Problem, auf einer ordentlich asphaltierten, nur mäßig steilen kleinen Serpentinenstraße ging es die schätzungsweise 200 Meter langsam, aber sicher hinauf. Mit jedem Schritt und an jeder Biegung eröffneten sich uns neue Perspektiven auf den gegenüberliegenden Berg, auf dem wohl hauptsächlich Kirschbäume wachsen.
Und auch die Straße selbst war von Kirschbäumen gesäumt, die derzeit alle in voller Blüte stehen. Wirklich schön.
Die Aussicht war trotz des Regens atemberaubend: ringsum nur japanische Berge, alles grün (bis auf die Kirschbäume, die leuchteten weiß bis rosa), und dazwischen überall Nebel, der wie Rauch aus den Tälern aufstieg. Das sieht auf dem Foto schon toll aus, in Natura war es aber noch schöner. Das Auge sieht da doch etwas besser als die Kameralinse.
Oben angekommen, trafen wir auf die Touristenmeile mit ihren Restaurants und Andenkengeschäften sowie Unmengen beschirmter Japaner. Wir haben uns gesagt, daß bei gutem Wetter vermutlich noch mehr Leute unterwegs gewesen wären und wir so gesehen eigentlich wirklich Glück gehabt hatten. Andererseits ist es dann doch einfacher, sich durch eine Menschenmenge (sofern es sich dabei um eine Menge zivilisierter Japaner handelt) als mit Regenschirm an anderen Regenschirmen vorbei zu schieben. Zum Glück dauerte es gar nicht lange, und da hatten wir schon den Kinpusen-ji erreicht, da war mehr Platz, und man ist nicht mehr dauernd mit anderen Regenschirmen zusammengestoßen.
Das hier ist die große Haupthalle des Kinpusen-ji, beeindruckend groß und aus Anlaß der Kirschblütensaison mit hübschen bunten Fahnen geschmückt.
Anstatt in Richtung der anderen Tempel von Yoshino weiterzugehen, sind wir am Kinpusen-ji abgebogen und eine steile Treppe hinuntergestiegen, an deren Fuß es zu einem kleinen Schrein weiterging. Erstaunlich: nur ein paar Meter tiefer, und schon waren wir mitten im Nebel.
Und wie wir so den kleinen Pfad durch die Nebelwolke weitergehen, was müssen wir da sehen?
Gandalf war hier!
Der Bahnhof liegt sehr idyllisch im Tal, und wer die blühenden Kirschbäume und die Tempel und Schreine sehen will, muß den Berg rauf. Die ersten paar Meter kann man auch mit der Seilbahn fahren, aber das hätte erstens noch mal Geld gekostet und zweitens sehr, sehr lange gedauert, weil sich alle anderen mit dem Zug Angereisten brav an der Seilbahn aufstellten und die beiden Gondeln sehr, sehr langsam den Berg rauf- bzw. wieder runterzuckelten.
Der Aufstieg war dann auch überhaupt kein Problem, auf einer ordentlich asphaltierten, nur mäßig steilen kleinen Serpentinenstraße ging es die schätzungsweise 200 Meter langsam, aber sicher hinauf. Mit jedem Schritt und an jeder Biegung eröffneten sich uns neue Perspektiven auf den gegenüberliegenden Berg, auf dem wohl hauptsächlich Kirschbäume wachsen.
Und auch die Straße selbst war von Kirschbäumen gesäumt, die derzeit alle in voller Blüte stehen. Wirklich schön.
Die Aussicht war trotz des Regens atemberaubend: ringsum nur japanische Berge, alles grün (bis auf die Kirschbäume, die leuchteten weiß bis rosa), und dazwischen überall Nebel, der wie Rauch aus den Tälern aufstieg. Das sieht auf dem Foto schon toll aus, in Natura war es aber noch schöner. Das Auge sieht da doch etwas besser als die Kameralinse.
Oben angekommen, trafen wir auf die Touristenmeile mit ihren Restaurants und Andenkengeschäften sowie Unmengen beschirmter Japaner. Wir haben uns gesagt, daß bei gutem Wetter vermutlich noch mehr Leute unterwegs gewesen wären und wir so gesehen eigentlich wirklich Glück gehabt hatten. Andererseits ist es dann doch einfacher, sich durch eine Menschenmenge (sofern es sich dabei um eine Menge zivilisierter Japaner handelt) als mit Regenschirm an anderen Regenschirmen vorbei zu schieben. Zum Glück dauerte es gar nicht lange, und da hatten wir schon den Kinpusen-ji erreicht, da war mehr Platz, und man ist nicht mehr dauernd mit anderen Regenschirmen zusammengestoßen.
Das hier ist die große Haupthalle des Kinpusen-ji, beeindruckend groß und aus Anlaß der Kirschblütensaison mit hübschen bunten Fahnen geschmückt.
Anstatt in Richtung der anderen Tempel von Yoshino weiterzugehen, sind wir am Kinpusen-ji abgebogen und eine steile Treppe hinuntergestiegen, an deren Fuß es zu einem kleinen Schrein weiterging. Erstaunlich: nur ein paar Meter tiefer, und schon waren wir mitten im Nebel.
Und wie wir so den kleinen Pfad durch die Nebelwolke weitergehen, was müssen wir da sehen?
Gandalf war hier!
Montag, April 10, 2006
Riten im Regen
Nachdem das letzte Wochenende meiner Erkältung und einem Shift Swap (ich habe am Montag für Alexander gearbeitet, der einen zusätzlichen Tag für seinen Umzug braucht, und im Gegenzug habe ich an meinem Geburtstag frei) zum Opfer gefallen war, stand heute endlich wieder ein Ausflug auf dem Programm.
Ursprünglich war es Caris Idee, sich die Kirschblüte in Yoshino anzusehen, aber weil schlechtes Wetter vorhergesagt war und außerdem ihr Knie Probleme macht, hat sie auf die Tour verzichtet. Also sind George und ich alleine losgezogen.
Vorrausschickend muß erwähnt werden, daß ich am Freitag im OCAT einen Kauf getätigt hatte, der sich als der vermutlich beste meines Lebens entpuppt hat: nach jahrelanger Abstinenz bin ich jetzt wieder stolze Regenschirmbesitzerin. Der Wetterbericht hatte für heute Regen vorausgesagt, und genau so kam es dann auch. Das hat uns aber nicht abgehalten, und als wir nach gut 90 Minuten in Yoshino aus dem Zug stiegen, hatte der Regen tasächlich aufgehört. Leider nicht für lange.
Aber wir wurden für die Nässe mehr als entschädigt, denn als wir uns dem Kinpusen-ji näherten, zog eine Prozession lustig gekleideter Japaner an uns vorbei. Auf dem Tempelgelände wurde eine shintoistische Zeremonie abgehalten (worum es dabei ging, wissen wir leider nicht), und wir haben alles ansehen können!! Das war eine unglaublich fasznierende Erfahrung, auch wenn wir nichts verstanden haben.
In einer Ecke des Tempels neben ein paar kleinen Shintoschreinen hatte man einen großen Holzstoß vorbereitet, neben dem ein Teil der Leute (Priester? - ich habe wirklich keine Ahnung) Platz nahm, während sich der Rest rechts davon (hier im Bild nicht zu sehen) aufstellte. Die ältere Dame unter dem roten Schirm war so was ähnliches wie die Oberpriesterin der Gruppe.
Die Priester (ich nenne die der Einfachheit halber jetzt so) rechts begannen, eine große Trommel zu schlagen bzw. mit kleinen Rasseln zu rasseln. Ein ganz einfacher Rhythmus, aber sehr eindrucksvoll. Dazu wurde irgendwas gesungen. Ich habe nur "hanami" (die Kirschblüte) und "sanbyaku" (300) verstanden, aber dafür gibt es natürlich keine Gewähr. Zur Unterstützung der Gesangsdarbietung kam moderne Technik in Form von Mikrofonen zum Einsatz.
Dann trat eine Priesterin hervor, verneigte sich vor der Oberpriesterin, bekam von dieser feierlich ein Schwert überreicht, mit dem sie dann vor dem Holzstoß herumfuchtelte und irgendwas rief, bevor sie es mit einer erneuten Verbeugung wieder zurückgab.
Anschließend holten andere Priester zwei riesige Fackeln hervor, marschierten damit einmal um den Holzstoß, dann wurden die Fackeln angezündet, und damit wurde endlich der Holzstoß in Flammen gesetzt.
Oder besser gesagt, in Rauch, denn Flammen waren anfangs nicht zu sehen. Zwei Priester waren auch lange damit beschäftigt, mit großen hölzernen Schöpfkellen Wasser auf die Zweige zu gießen, vermutlich um zu verhindern, daß das Ganze zu schnell abfackelt. Bei dem Regen war das eigentlich überflüssig, aber wahrscheinlich gehört das zum Ritual einfach dazu.
Die Rauchentwicklung war jedenfalls gewaltig, die "Musikgruppe" war unseren Blicken nach kurzer Zeit entzogen, aber nach einer Weile zog der Qualm in eine etwas andere Richtung ab und gab den Blick auf die trotz Regen und Qualm unverdrossen rasselnden und singenden Priester wieder frei.
Wir standen übrigens günstig, der Qualm wanderte nicht in unsere Richtung. Der Regen leider doch, aber das war uns in dem Moment herzlich egal.
Als die Rauchentwicklung eine gewisse Konstante erreicht hatte, begannen die Priester, mit japanischen Schriftzeichen beschriebene Holzbrettchen in die nun doch sichtbaren Flammen zu werfen.
Als das getan war, wurde noch etwas gesungen und gebetet. Anschließend hielt einer der Priester eine Ansprache, von der George immerhin verstand, daß es in den vergangenen 25 Jahren nicht so stark bei der Zeremonie geregnet hätte. Danach zogen sie wieder ab, klatschnaß, erschöpft und von oben bis unten mit Schlamm bespritzt.
Wir sind danach auch noch etwas in der Nähe herumgegangen, bevor wir uns auf den Rückweg zum Bahnhof machten. Vorbei an einer atemberaubenden Aussicht über blühende Kirschbäume im Regen. Hinter dem Kinpusen-ji wäre es noch weiter gegangen mit mehr Tempeln, Schreinen und Kirschbäumen, aber wir waren naß, und mit der Shintozeremonie hatten wir schon wesentlich mehr gesehen als erwartet.
Und morgen gibt es dann noch ein paar mehr Fotos von blühenden Kirschbäumen, für heute sind das erst einmal genug Fotos.
Außerdem wollte blogger.com nicht mehr.
Ursprünglich war es Caris Idee, sich die Kirschblüte in Yoshino anzusehen, aber weil schlechtes Wetter vorhergesagt war und außerdem ihr Knie Probleme macht, hat sie auf die Tour verzichtet. Also sind George und ich alleine losgezogen.
Vorrausschickend muß erwähnt werden, daß ich am Freitag im OCAT einen Kauf getätigt hatte, der sich als der vermutlich beste meines Lebens entpuppt hat: nach jahrelanger Abstinenz bin ich jetzt wieder stolze Regenschirmbesitzerin. Der Wetterbericht hatte für heute Regen vorausgesagt, und genau so kam es dann auch. Das hat uns aber nicht abgehalten, und als wir nach gut 90 Minuten in Yoshino aus dem Zug stiegen, hatte der Regen tasächlich aufgehört. Leider nicht für lange.
Aber wir wurden für die Nässe mehr als entschädigt, denn als wir uns dem Kinpusen-ji näherten, zog eine Prozession lustig gekleideter Japaner an uns vorbei. Auf dem Tempelgelände wurde eine shintoistische Zeremonie abgehalten (worum es dabei ging, wissen wir leider nicht), und wir haben alles ansehen können!! Das war eine unglaublich fasznierende Erfahrung, auch wenn wir nichts verstanden haben.
In einer Ecke des Tempels neben ein paar kleinen Shintoschreinen hatte man einen großen Holzstoß vorbereitet, neben dem ein Teil der Leute (Priester? - ich habe wirklich keine Ahnung) Platz nahm, während sich der Rest rechts davon (hier im Bild nicht zu sehen) aufstellte. Die ältere Dame unter dem roten Schirm war so was ähnliches wie die Oberpriesterin der Gruppe.
Die Priester (ich nenne die der Einfachheit halber jetzt so) rechts begannen, eine große Trommel zu schlagen bzw. mit kleinen Rasseln zu rasseln. Ein ganz einfacher Rhythmus, aber sehr eindrucksvoll. Dazu wurde irgendwas gesungen. Ich habe nur "hanami" (die Kirschblüte) und "sanbyaku" (300) verstanden, aber dafür gibt es natürlich keine Gewähr. Zur Unterstützung der Gesangsdarbietung kam moderne Technik in Form von Mikrofonen zum Einsatz.
Dann trat eine Priesterin hervor, verneigte sich vor der Oberpriesterin, bekam von dieser feierlich ein Schwert überreicht, mit dem sie dann vor dem Holzstoß herumfuchtelte und irgendwas rief, bevor sie es mit einer erneuten Verbeugung wieder zurückgab.
Anschließend holten andere Priester zwei riesige Fackeln hervor, marschierten damit einmal um den Holzstoß, dann wurden die Fackeln angezündet, und damit wurde endlich der Holzstoß in Flammen gesetzt.
Oder besser gesagt, in Rauch, denn Flammen waren anfangs nicht zu sehen. Zwei Priester waren auch lange damit beschäftigt, mit großen hölzernen Schöpfkellen Wasser auf die Zweige zu gießen, vermutlich um zu verhindern, daß das Ganze zu schnell abfackelt. Bei dem Regen war das eigentlich überflüssig, aber wahrscheinlich gehört das zum Ritual einfach dazu.
Die Rauchentwicklung war jedenfalls gewaltig, die "Musikgruppe" war unseren Blicken nach kurzer Zeit entzogen, aber nach einer Weile zog der Qualm in eine etwas andere Richtung ab und gab den Blick auf die trotz Regen und Qualm unverdrossen rasselnden und singenden Priester wieder frei.
Wir standen übrigens günstig, der Qualm wanderte nicht in unsere Richtung. Der Regen leider doch, aber das war uns in dem Moment herzlich egal.
Als die Rauchentwicklung eine gewisse Konstante erreicht hatte, begannen die Priester, mit japanischen Schriftzeichen beschriebene Holzbrettchen in die nun doch sichtbaren Flammen zu werfen.
Als das getan war, wurde noch etwas gesungen und gebetet. Anschließend hielt einer der Priester eine Ansprache, von der George immerhin verstand, daß es in den vergangenen 25 Jahren nicht so stark bei der Zeremonie geregnet hätte. Danach zogen sie wieder ab, klatschnaß, erschöpft und von oben bis unten mit Schlamm bespritzt.
Wir sind danach auch noch etwas in der Nähe herumgegangen, bevor wir uns auf den Rückweg zum Bahnhof machten. Vorbei an einer atemberaubenden Aussicht über blühende Kirschbäume im Regen. Hinter dem Kinpusen-ji wäre es noch weiter gegangen mit mehr Tempeln, Schreinen und Kirschbäumen, aber wir waren naß, und mit der Shintozeremonie hatten wir schon wesentlich mehr gesehen als erwartet.
Und morgen gibt es dann noch ein paar mehr Fotos von blühenden Kirschbäumen, für heute sind das erst einmal genug Fotos.
Außerdem wollte blogger.com nicht mehr.
Sonntag, April 09, 2006
Zeugenbefragung
Der "Polizist" befragt die beiden "Augenzeugen" eines Banküberfalls:
"War der Dieb einsam?"
"War der Dieb einsam?"
Samstag, April 08, 2006
Mode für Fifi und Romeo
Heute nachmittag gesehen in Shinsaibashi: Fifi und Romeo, das Geschäft für den gehobenen Hundebedarf. Und wie es aussieht, gibt es für Frauchen auch das eine oder andere Teil.
Ja, Japaner lieben es, ihre vierbeinigen Freunde nett anzuziehen. Im Hundert-Yen-Shop gibt es eine Ecke mit Hundekostümchen in allen möglichen Variationen: von rot-gold-chinesisch bis cowboylike-westlich. Wie so was dann in der Praxis aussieht, ist auf dem unteren Foto zu sehen:
An dieser Stelle ein großes Dankeschön an meinen Kollegen Hans, der mir das Foto am Mittwoch mit folgenden Worten hat zukommen lassen:
Stimmt!
Logo.
Ja, Japaner lieben es, ihre vierbeinigen Freunde nett anzuziehen. Im Hundert-Yen-Shop gibt es eine Ecke mit Hundekostümchen in allen möglichen Variationen: von rot-gold-chinesisch bis cowboylike-westlich. Wie so was dann in der Praxis aussieht, ist auf dem unteren Foto zu sehen:
An dieser Stelle ein großes Dankeschön an meinen Kollegen Hans, der mir das Foto am Mittwoch mit folgenden Worten hat zukommen lassen:
Hier ein Bild, das eine Bekannte von mir geschossen hat. Ich glaube, das wäre was für Deine Japanseite, hm?
Stimmt!
Falls Du es verwendest, aber bitte nur mit dem entsprechenden Copyright. Danke.
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