Dienstag, April 11, 2006

Yoshino

Daß wir in Yoshino eine echte Shintozeremonie zu sehen bekommen haben, war klasse, fantastisch, mit einem Wort: sugoi, aber natürlich nicht geplant. Unser Hauptanliegen war die Kirschblüte, denn Yoshino ist laut japan-guide.com der bekannteste Ort in Japan, um blühende Kirschbäume zu bewundern. So bekannt, daß in meinem Reiseführer kein Wort davon steht. Nur auf der Karte der Kansairegion habe ich den Berg verzeichnet gefunden, so daß ich jetzt immerhin eine Ahnung davon habe, wo wir gestern überhaupt waren.

Der Bahnhof liegt sehr idyllisch im Tal, und wer die blühenden Kirschbäume und die Tempel und Schreine sehen will, muß den Berg rauf. Die ersten paar Meter kann man auch mit der Seilbahn fahren, aber das hätte erstens noch mal Geld gekostet und zweitens sehr, sehr lange gedauert, weil sich alle anderen mit dem Zug Angereisten brav an der Seilbahn aufstellten und die beiden Gondeln sehr, sehr langsam den Berg rauf- bzw. wieder runterzuckelten.


Der Aufstieg war dann auch überhaupt kein Problem, auf einer ordentlich asphaltierten, nur mäßig steilen kleinen Serpentinenstraße ging es die schätzungsweise 200 Meter langsam, aber sicher hinauf. Mit jedem Schritt und an jeder Biegung eröffneten sich uns neue Perspektiven auf den gegenüberliegenden Berg, auf dem wohl hauptsächlich Kirschbäume wachsen.

Und auch die Straße selbst war von Kirschbäumen gesäumt, die derzeit alle in voller Blüte stehen. Wirklich schön.


Die Aussicht war trotz des Regens atemberaubend: ringsum nur japanische Berge, alles grün (bis auf die Kirschbäume, die leuchteten weiß bis rosa), und dazwischen überall Nebel, der wie Rauch aus den Tälern aufstieg. Das sieht auf dem Foto schon toll aus, in Natura war es aber noch schöner. Das Auge sieht da doch etwas besser als die Kameralinse.


Oben angekommen, trafen wir auf die Touristenmeile mit ihren Restaurants und Andenkengeschäften sowie Unmengen beschirmter Japaner. Wir haben uns gesagt, daß bei gutem Wetter vermutlich noch mehr Leute unterwegs gewesen wären und wir so gesehen eigentlich wirklich Glück gehabt hatten. Andererseits ist es dann doch einfacher, sich durch eine Menschenmenge (sofern es sich dabei um eine Menge zivilisierter Japaner handelt) als mit Regenschirm an anderen Regenschirmen vorbei zu schieben. Zum Glück dauerte es gar nicht lange, und da hatten wir schon den Kinpusen-ji erreicht, da war mehr Platz, und man ist nicht mehr dauernd mit anderen Regenschirmen zusammengestoßen.


Das hier ist die große Haupthalle des Kinpusen-ji, beeindruckend groß und aus Anlaß der Kirschblütensaison mit hübschen bunten Fahnen geschmückt.


Anstatt in Richtung der anderen Tempel von Yoshino weiterzugehen, sind wir am Kinpusen-ji abgebogen und eine steile Treppe hinuntergestiegen, an deren Fuß es zu einem kleinen Schrein weiterging. Erstaunlich: nur ein paar Meter tiefer, und schon waren wir mitten im Nebel.


Und wie wir so den kleinen Pfad durch die Nebelwolke weitergehen, was müssen wir da sehen?


Gandalf war hier!

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