Montag, November 27, 2006

Sayōnara

Gestern war mein letzter Arbeitstag, also habe ich nach Ende meiner Schicht mein Headset und meine Karte (zum Öffnen der Türen) abgegeben und mein Fach leergeräumt. Gut, außer einem Paar Schuhen und dem nützlichen Buch "Tatsachen über Deutschland" (herausgegeben vom Auswärtigen Amt) war da auch nichts drin. Die Schuhe habe ich in eine Plastiktüte gepackt, und das Buch Andrea gegeben. Ich hatte es ursprünglich für alternative Stunden mit Schülern höherer Level benutzen wollen, aber meistens kam es dann in der Anfängerlektion zum Thema "Zugfahrkarten kaufen" zum Einsatz, wenn ich den Schülern die schönen Bilder der deutschen Städte, zu denen sie sich gerade Fahrkarten "gekauft" hatten, in die Kamera gehalten habe.

Dann habe ich mich von einigen Kollegen verabschiedet, mich noch einmal kurz umgesehen, und dann das Gebäude verlassen.


Bis zur letzten U-Bahn war noch eine knappe Stunde Zeit. Mit Angelica, Guillermo und Ted bin ich daher ins Spat's gegangen, in dem Cari im Sommer auch ihren Abschied gefeiert hatte. Lustig war's, aber natürlich auch ein bißchen wehmütig. Ein merkwürdiges Gefühl, wenn man sich von jemandem verabschiedet und weiß "den/die sehe ich vielleicht nie wieder".


Heute wurde - wie vor ein paar Stunden schon berichtet - mein Rucksack abgeholt, dann habe ich ein bißchen in meinem Zimmer rumgeräumt, Japanisch gelernt und gefaulenzt. Um kurz vor halb sechs machte ich mich dann auf den Weg zu meiner Sayōnara-"Party" auf dem deutschen Weihnachtsmarkt in Umeda.


Auf dem Weihnachtsmarkt war nicht viel los. Offensichtlich bin ich letztes Jahr an dem einzigen Tag da gewesen, an dem dort Hochbetrieb herrschte. Der Stimmung tat das jedoch keinen Abbruch. Hauptsächlich standen wir um einen der Tische vor einem der beiden Glühweinstände herum, zwischendurch verschwand immer mal jemand, um Nachschub (Bratwurst, Glühwein bzw. Kinderpunsch, gebrannte Mandeln oder Mutzen) zu holen. Es gab eine Runde um den Markt, während der die Deutschen (und die Schweizerin) den Kollegen aus dem englischen Team eine kurze Einführung in die Produktpalette eines durchschnittlichen deutschen Weihnachtsmarktes (am Beispiel der vorhandenen Stände) gaben.


Danach kehrten wir an "unseren" Tisch zurück, besorgten uns wieder etwas zu essen und zu trinken (von einer Bratwurst allein wird man ja auch nicht satt), und blieben für eine Weile dort stehen.


Die Stimmung war gut, und das lockte einen älteren Japaner an, der sich plötzlich zu uns an den Tisch drängte und gar nicht wieder gehen wollte. Japanische Männer sind schüchtern? Nicht, wenn sie schon kräftig Alkohol intus haben! Das war etwas peinlich, um es mal vorsichtig auszudrücken. Es dauerte eine Weile, bis wir den Typ wieder los wurden. Bzw. der Typ wurde uns los, denn wir verabschiedeten uns nach einer Weile einfach, marschierten los und stellten uns an den anderen Glühweinstand. Auf der anderen Seite des überdimensionierten Weihnachtsbaums.


Um 21 Uhr machten die Stände dann alle dicht, wir blieben noch auf einer der Bänke sitzen, lachten und erzählten, machten letzte Fotos - und dann wurde es schon Zeit, sich zu verabschieden.*



Morgen treffe ich mich um 11 Uhr mit Kayo. Sie will mir ihre Heimatstadt (Kōbe) zeigen, die ich bisher eher vernachlässigt habe, und abends gehen wir dann mit ihrem Mann zusammen essen. Ich hatte keine Idee und v.a. keine rechte Meinung, wohin wir gehen und was wir essen sollten. Daher hatte ich Kayo die Wahl überlassen. Das war vielleicht keine so gute Idee. Am Donnerstag erzählte sie mir strahlend, wir würden "fugu" essen gehen. Mit anderen Worten: Japanisches Roulette. Super.

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* Auch wenn es wegen meiner Jacke so aussieht: es waren immer noch geschätzte 15 Grad. Aber den Übergangsmantel habe ich mit in den Rucksack gestopft. Würde in der anderen Reisetasche eh nur Platz wegnehmen.

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