Freitag, Juli 28, 2006

Yukataparade

Am Dienstag war es soweit: Ōsakas Sommerfest Tenjin Matsuri, eines der drei größten Feste in Japan, erreichte mit der Bootsparade auf dem Ō-gawa und dem anschließenden Feuerwerk seinen Höhepunkt. Es war schönes Wetter (soll heißen: es hat nicht geregnet, denn schön war diese Hitze weiß Gott nicht!), und somit hatte ich keine Ausrede, meinen Yukata nicht in der Öffentlichkeit anzuziehen. Ich werde ja sonst schon immer von irgendwem angestarrt, da außer mir keine weiteren Ausländer in Ōsaka leben (*beißende Ironie*), aber jetzt war ich plötzlich eine Gaijin in Yukata mit selbstgeknotetem Obi. Doch schon auf dem Weg zur U-Bahnstation, wo ich mich mit Ellie, Anita, ihrer Partnerin vom Sprachaustausch und einigen ihrer Arbeitskollegen aus der Branch in Kyōto traf, hatte ich die perfekte Strategie entwickelt - einfach nicht hinsehen!
In der U-Bahnstation kam dann plötzlich eine Frau auf mich zugeschossen: "sugoi!!!"
*strahl*


Diese Holzsandalen sind übrigens höllisch unbequem, da hart. Ich hatte glücklicherweise für alle Fälle meine westlichen Sommerschuhe in der Tasche mitgenommen. Eine weise Entscheidung. Mir tun die Füße immer noch weh.

Am Ort des Geschehens angekommen, wurde ich immer noch angestarrt, aber das machte mir nichts mehr aus, denn ich war beileibe nicht die einzige Person, die einen Yukata trug. Auch nicht die einzige Ausländerin. Zu diesem Fest hatten sich sehr viele herausgeputzt und ihren schönsten Yukata angezogen, und auch wenn die überwiegende Mehrheit in westlicher Kleidung herumlief, gab es doch jede Menge Yukatas zu bewundern - in allen möglichen Farben und Mustern.


Gut, bei den Mustern ist der Variantenreichtum dann doch nicht sooo ausgeprägt, die meisten hatten irgendwas mit Blüten drauf.


Aber warum diese Mädels dazu noch diese Dinger auf den Rücken geschnallt hatten, verstehe ich immer noch nicht. Erstens sieht das schon mit "normaler" Kleidung bescheuert aus, und dann werden so doch die schönen Schleifen verdeckt!


Diese drei Grazien zogen meine Aufmerksamkeit aus zwei Gründen auf sich: wegen ihrer schönen Yukatas (auch oder gerade weil ich diese Farben einfach nicht tragen kann), und vor allem wegen ihrer Perücken. Das kann mir keiner erzählen, daß die Haare echt sind. Irre. Ich habe schon unter dem Obi wie wahnsinnig geschwitzt (und jetzt überlege ich, ob ich den Yukata selber in die Waschmaschine packe oder ihn in die Reinigung gebe - damit ich ihn nicht bügeln muß).


Wie man hier sehr schön sehen kann, sind diese Obis ungeheuer praktisch: man kann zum Beispiel seinen Fächer hineinstecken, wenn man ihn gerade nicht braucht bzw. beide Hände frei haben möchte. Die kleinen, zusammenfaltbaren Fächer steckt man sich einfach vorne unter den Obi (so wie bei mir zu sehen), die großen kommen nach hinten. Von denen habe ich beim Tenjin Matsuri auch zwei ergattert. Ein Werbegeschenk von irgendeinem Einkaufszenter. Anita hat unterwegs noch einen Mann mit einem NOVA-Fächer gefunden und ihn überredet, mit ihr zu tauschen. Sie meinte, der Typ sei reichlich geschockt gewesen, als plötzlich diese Ausländerin einfach so auf ihn zu kam und partout seinen Fächer haben wollte. *lol*


Obwohl vor allem (junge) Frauen im Yukata zum Fest gekommen sind, hatten sich doch auch einige Männer in traditionelle Kleidung gehüllt. Man sieht es schon: die sind weniger farbenfroh, der Obi hat einen wesentlich einfacher aussehenden Knoten und sitzt auch etwas tiefer als der bei den Frauen. Den Ausbeulungen auf der Brust nach zu schließen (hier auf dem Foto jetzt nicht zu sehen, glaubt's mir einfach!), können Männer in ihren Yukatas auch ein paar Sachen "verstecken". Frauen brauchen dazu eine Tasche. Obwohl - in den Ärmeln könnte man auch ein paar Kleinigkeiten verstauen ...


Als Ellie und ich etwas eher nach Hause gingen (Ellie hatte Mittwoch ihre letzte Frühschicht und ich darf Mittwochs ja auch früher arbeiten, außerdem hatte ich nur noch den Wunsch, meine Füße hochzulegen), löste sich im Gewühl kurz vor dem Eingang zur U-Bahn plötzlich mein Obi. Panik! Nicht, daß es da was zu sehen gegeben hätte, unter dem Obi war der Yukata sicher und fest mit zwei Baumwollbändern verknotet, aber trotzdem! Ich hatte es auch gar nicht gemerkt, aber ein japanisches Pärchen machte mich auf das Malheur aufmerksam. Die Frau versuchte gleich, mir zu helfen, hatte aber keine Ahnung, wie. Glücklicherweise eilte mir eine junge Frau im Yukata zu Hilfe und zauberte mir mit wenigen geübten Handgriffen eine neue Schleife auf den Rücken. Überflüssig zu sagen, daß die wesentlich besser aussah als die vorherige. Aber: die von mir geknotete hatte immerhin knapp fünf Stunden gehalten.

2 Kommentare:

Andreas hat gesagt…

sugoi = toll?

Ute hat gesagt…

Hai!
(Ja!)