Mal abgesehen davon, daß ich meinen Yukata der Weltöffentlichkeit vorführen wollte, sind wir vor allem deshalb zum Tenjin Matsuri gegangen, um das Feuerwerk und die Bootsparade auf dem Ō-gawa zu sehen. Bei dieser sogenannten Funatogyo-Zeremonie fahren 100 heilige Boote den Fluß auf und ab, es gibt ein riesiges Feuerwerk, und schließlich erreicht die ganze Prozession den Tenmangu-Schrein. Weil die Veranstaltung eines von Japans drei größten und ehrwürdigsten Festivals ist (mein Reiseführer benutzt das Wort "grand"), machten wir uns auf einen großen Besucherandrang gefaßt. Da waren wir nicht die einzigen.
Am Ausgang der U-Bahnstation konnte man an mehreren Tischen schon vorgelöste Fahrkarten erwerben. An jedem Tisch gab es eine andere andere Preisklasse. So sollte vermieden werden, daß sich nach dem Feuerwerk lange Schlangen an den Automaten bilden. Das nenne ich Organisation! Überflüssig zu sagen, daß wir die Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen ließen und gleich Karten für den Rückweg erwarben.
Anschließend folgten wir einfach der Menge, den Hinweisschildern und den Ordnern, bis wir auf der Temmabashi-Brücke ein freies Plätzchen mit Blick auf die Bootsparade ergatterten. Die andere Brückenseite wäre günstiger gewesen, aber hinterher ist man ja immer schlauer.
Weil bis zum Beginn der Parade noch genügend Zeit war, ließen wir zwei Platzhalter zurück und gingen auf die andere Seite des Ō-gawa, um uns an den zahlreichen Imbißständen mit Eßbarem zu versorgen. Wie man sieht, war auch schon sehr viel Volk unterwegs. Am selben Ort war ich übrigens vor ein paar Monaten mit Anita zur Kirschblütenschau, und ich meine mich zu erinnern, daß es an dem Tag damals nicht ganz so voll war. Und vor allem nicht so wahnsinnig heiß.
Trotz der Hitze haben wir kräftig was gegessen - jedenfalls mehr als dieser junge Mann hier. ;-)
Pünktlich um 18:00 begann die Bootsparade mit vielen kleineren und größeren Booten. Vorher waren schon zwei kleinere Boote unter der Brücke hin- und hergeflitzt. Von zahlreichen Ruderern angetrieben, während ein paar Trommler für den nötigen Krach gesorgt haben.
Plötzlich wurde auch ein heiliges Feuer entzündet - zu diesem Zeitpunkt bemerkten wir erstmals, daß wir uns besser auf der anderen Seite der Brücke aufgestellt hätten.
Na ja, ändern konnten wir es nicht mehr, denn in der Mitte der Fahrbahn war eine Absperrung, über die zumindest ich in meinem Yukata nicht herüberkommen wäre, und außerdem war die Fahrbahn da auch nicht so ganz durchgängig. Machte aber nichts, denn das Feuer hat vor allem jede Menge Qualm entwickelt, und den konnten wir auch von unserer Seite aus problemlos sehen.
Unterdessen ging die Bootsparade munter weiter und die größeren Boote kamen vorbei. Diese wurden mit Motoren angetrieben. Ellie wunderte sich darüber, was die vielen Männer an Bord machten. Ich fand die einzig logische Erklärung: das sind die Männer, die vor Erfindung des Motors die Schiffe gerudert hätten und jetzt aus Traditionsgründen weiterhin mitfahren, aber quasi arbeitslos sind. ;-p
Hatte ich schon erwähnt, daß viele Menschen unterwegs waren? Es wurden immer mehr! Eine gewaltige Menschenmasse schob sich in einem nicht endenwollenden Strom von der U-Bahnstation kommend an uns vorbei. Es leben definitiv zu viele Menschen in diesem Land!! Aber natürlich wäre das hier nicht Japan, wenn es dabei nicht zivilisiert zugegangen wäre. Zumindest in meiner nähreren Umgebung gab es keine Schnapsleichen, Pöbeleien oder gar Prügeleien. Die Atmosphäre war großartig. Alle waren trotz der Hitze gut gelaunt und entspannt.
Um 20:00 begann das Feuerwerk. Hinter der Flußbiegung, hinter dem Hochhaus links im Bild. Zuerst konnten wir nur die Spiegelung in der Glasfassade eines anderen Hochhauses auf der rechten Flußseite sehen. Etwas später wurden die Knaller auch etwas höher in den Abendhimmel geschossen, und wir sahen dann etwas mehr. Aber Fotos habe ich nicht. Pech gehabt.
Währendessen fuhr ein schwimmender Schrein den Fluß entlang. Der eine oder die andere meiner Leser erkennt das Motiv möglicherweise von dem Bild auf einer Postkarte, die ich in den letzten Tagen gleich mehrmals verschickt habe.
Wir beschlossen dann, uns weiter in Richtung U-Bahnstation zu bewegen, um vielleicht doch etwas mehr vom Feuerwerk zu sehen. Außerdem hatten wir die Idee, daß sich dort etwas weniger Menschen befinden würden, da ja alle in die entgegengesetzte Richtung zogen. Beides erwies sich als Irrtum. So schoben wir uns in Gegenrichtung durch die Menschenmasse, während die zahlreichen Ordner uns durch ihre Megaphone zuriefen, wir sollten bitte in die andere Richtung gehen (um am anderen Ende der Brücke auf die Gegenfahrbahn zu wechseln und auf diesem Weg dann zur U-Bahn zu gelangen). Manchmal ist es doch von Vorteil, Ausländer in diesem Land zu sein: wir haben einfach nicht verstanden, was die Männer von uns wollten ... *g*
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