Stellt Euch vor, ich bin am Mittwoch nachmittag spontan für ein paar Stunden nach Deutschland geflogen und habe einen Weihnachtsmarkt besucht!!! Schön, wenn man nur eine halbe Schicht arbeiten muß! :-)
Scherz beiseite, ich bin natürlich schön brav in Osaka geblieben und habe zusammen mit Angelica und Nicole den Weihnachtsmarkt hier besucht.
Und ja, es gibt in Osaka tatsächlich einen richtigen Weihnachtsmarkt!
Das ist schon ein ziemlich surreales Gefühl, wenn man aus der U-Bahn-Station kommt, an japanischen Geschäften vorbei auf die Fußgängerunterführung zum Umeda Sky Building zusteuert, die unter vielen Gleisen zum Ort der Wünsche führt, aus selbiger wieder ans (nach 16:30 schon wegdämmernde) Tageslicht kommt und dann als erstes "Willkommen zum Weihnachtsmarkt" zu lesen bekommt.
Surreal, aber kein Wunder, denn der Weihnachtsmarkt wird vom Goethe-Institut (und/oder dem deutschen Generalkonsulat) veranstaltet, die beide im Umeda Sky Building ihren Sitz haben. Der Weihnachtsmarkt befindet sich daher auch im Hof des riesigen Gebäudes. Und es ist alles sehr deutsch, das Verkaufspersonal an den Ständen ist deutsch und japanisch, es gibt Glühwein (und Kinderpunsch für die Antialkoholikerfraktion), Thüringer Bratwurst, Mutzen, gebrannte Mandeln und Lebkuchen. Außerdem einen Stand mit russischen Matrjoschka-Puppen aus der Ukraine (samt ukrainischem Verkäufer; ich habe es mir nicht verkneifen können, mein Russisch auszuprobieren - und außerdem wollte Nicole dann noch unbedingt eine kleine Matrjoschka kaufen), Kitsch aus Indien und was es sonst noch so auf einem deutschen Weihnachtsmarkt gibt.
Inklusive Tannenbaum mit kleiner Bühne davor, wo dann um fünf Uhr alle Lichter angingen und eine japanische Boygroup erst "We Wish You A Merry Christmas" und danach japanischen Pop intonierte. In den Pausen kam Musik vom Band, eine bunte Mischung aus sehr alten und neueren Weihnachtsklassikern von "Adeste Fideles" bis "Last Christmas". Ein bißchen habe ich die deutschen Weihnachtslieder vermißt, das muß ich ganz ehrlich zugeben.
Aber der Anblick der Buden sorgte dann doch für ausreichend "deutsche" Weihnachtsstimmung.
Darf ich vorstellen: Nicole aus Australien (wo man laut ihrer Aussage an Weihnachten mit einer Dose Bier in der Hand im Top am Strand steht und laut "I'm Dreaming Of A White Christmas" singt) und Angelica aus England. Beide waren bereit, von mir in das Abenteuer "Deutscher Weihnachtsmarkt" eingeführt zu werden. Also: Glühweintrinken (die Becher mit der Aufschrift "Heidelberger Weihnachtsmarkt" durften wir behalten, und in zwei Wochen gehen wir wieder hin und nehmen dann die Becher mit der Aufschrift "Osaka Weihnachtsmarkt"!) und Bratwurstessen (inklusive einer Einführung in den Trick, den schmalen perforierten Streifen vom Pappteller abzureißen und um die Bratwurst zu wickeln, damit die Finger halbwegs sauber bleiben - diese geniale Erfindung muß im gesamten angelsächsischen Sprachraum vollkommen unbekannt sein), dabei Herumstehen und über Gott und die Welt quatschen. Mit dem schönen Nostalgiekarussell sind wir auch gefahren (der Kartenverkäufer hat vielleicht einen komischen
Gesichtsausdruck gehabt - versteh' ich gar nicht *zwinker*), an einem der Stände habe ich mich mit Rooibos-Tee (mit Vanille) eingedeckt, und zum Abschluß haben wir uns eine große Tüte frisch gebrannter Mandeln gegönnt, deren Suchtpotential Nicole und Angelica rasch erkannt haben. Wobei die beiden echt mutig waren, schließlich kannte ich das englische Wort für "Mandeln" nicht und geriet deswegen kurz in Erklärungsnot, aber Nicole hat es ziemlich bald selber rausgekriegt ("It has a bit a taste like almonds!").
Wie gesagt, in zwei Wochen gehen wir wieder hin.
Gestern kam dann der langersehnte dicke Briefumschlag aus Deutschland mit Pottasche und Pfefferkuchengewürz an, heute habe ich den Teig angerührt, der jetzt im Kühschrank ein wenig ruhen darf, bis ich Dienstag die erste Ladung backe.
Jetzt kann Weihnachten kommen - ich bin bereit!
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3 Kommentare:
Guten Morgen!
Jaja, bald ist Weihnachten und der Glühwein lockt... =)
In Nara ist am 17.12. ein Festumzug in Kasuga-Wakamiya-Schrein und am 9./10.1. in Osaka "toka ebisu" (Imamiya-Schrein). Sacht mein Reiseführer von 2001 - kannst ja mal berichten, ob das (noch) stimmt und wie's war, falls Du hingehst.
Unglaublich! Da sind die Leute so fernab der Heimat früher auf einem Weihnachtsmarkt als ich hier zu Hause *g* Aber wenigstens haben wir jetzt ordentlich Schee - Bier am Strand - pah! ;-)
@ Sabine: der 17. Dezember fällt in diesem Jahr auf einen Samstag, da muß ich arbeiten - keine Zeit, mir den Festumzug anzusehen. Aber der 9. und 10. Januar sind Montag und Dienstag - mein Wochenende!!
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