Freitag, November 11, 2005

Kanji und Käsekuchen

Dienstag habe ich meine erste Japanischstunde gehabt. Barbara hatte mir von dem Osaka Municipicial Learning Centre im OCAT-Gebäude (direkt neben dem MMC) erzählt, wo jeden Dienstag von 10 bis 12 Japanischunterricht angeboten wird. Die Lehrer sind allesamt Freiwillige, deshalb kostet das ganze auch bloß schlappe 200 Yen im Monat.

Die Stunde war so weit in Ordnung, ein bißchen Japanisch kann ich ja schon, und was in dieser Stunde dran kam, war für mich praktisch eine Wiederholung plus etwas neues Vokabular („Wie heißen Sie?“ „Woher kommen Sie?“ „Was ist das?“).

Zusätzlich habe ich mir in einer großen Buchhandlung in Umeda ein Japanischlehrbuch angeschafft, das wie mein deutsches auch von Anfang an mit den japanischen Schriftzeichen arbeitet und überdies ab Lektion 3 in jeder Lektion ca. 15 Kanjis einführt, inklusive Schreibanleitung. Dazu habe ich mir noch ein kleines Büchlein gegönnt, „Kanji Starter“, in dem etwas über 200 einfache und elementare Kanjis vorgestellt werden. Zuerst allerdings immer nur mit einer Bedeutung, denn das gemeine bei den Kanjis ist, daß sie je nach Kontext unterschiedliche Bedeutungen haben und auch unterschiedlich ausgesprochen werden.

Heute habe ich ein wichtiges Kanji „gelernt“: das Zeichen für Salz. Ich wollte nämlich meinen Ofen ausprobieren und Käsekuchen backen (Sonntag hat Barbara Geburtstag), und suchte zu diesem Zweck Butter oder Margarine ohne Salz. Die Frühstücksmargarine, die ich neulich gekauft hatte, ist salzig, und Elisa meinte heute auf Anfrage, daß Butter und Margarine in Japan tatsächlich meistens gesalzen sind. Da stand ich also mit meinem Wörterbuch bewaffnet über fünf Minuten vor dem Kühlregal mit den Milchprodukten und studierte die Rückseiten der zahlreichen Butter- und Margarine-Packungen. Endlich hatte ich eine gefunden, auf der ich das Kanji für „Salz“ nicht finden konnte. „Hokkaido Butter“, tatsächlich salzfrei.

Das nächste Problem: Quark. Magerquark. Steht nicht im Wörterbuch. Letztlich habe ich dann halt zwei Packungen Frischkäse einer auch in Deutschland wohlbekannten Marke erstanden. Vanillezucker konnte ich auch nicht entdecken, wohl aber ein Fläschchen mit flüssigem Vanillearoma.

Mein Hauptproblem war es ja übrigens erst einmal, daß ich Intelligenzbestie das Rezept für den guten Käsekuchen in Deutschland vergessen habe und mir daher erst alles mühsam aus dem Gedächtnis rekonstruieren mußte. Und dann alle Zutaten durch zwei teilen, weil der Ofen und daher auch die Kuchenform so wahnsinnig klein sind. Und wegen der Zeitverschiebung konnte ich auch nicht bei meinen Eltern anrufen. Email fiel auch aus, da hätte ich mich frühestens morgen drum kümmern können, und da muß ich schon um 15:10 wieder im MMC auf der Matte stehen (und zwar tunlichst rechtzeitig vorher, damit ich meinen Stundenplan einsehen und die Lektionen planen kann), und da ich abends spät ins Bett komme, stehe ich eben auch erst spät auf. Und Sonntag hat Barbara ja schon Geburtstag.

Der Ofen funktioniert jedenfalls, und der Kuchen riecht gut. Fünf Minuten weniger hätten es vermutlich auch getan, er sieht jetzt etwas dunkel aus, aber das ist nicht weiter tragisch. Ich hoffe nur, daß es kein Klitschkuchen geworden ist. Aber das sehen wir erst am Sonntag.

4 Kommentare:

Andreas hat gesagt…

Wie geil! "Klitschkuchen". Ich dachte, das wäre eine Eigenkreation meiner Mama. Aber offensichtlich scheint das dann wohl doch eher eine lokale Mundart zu sein.

Guten Apetit übrigens!

Sabine hat gesagt…

Nee, "klitsch" kennt man sogar über die Grenzen OWLs hinaus... Und, wie war er, der Kuchen?

Patrick hat gesagt…

Den Klitschkuchen bekommt man meist,wenn das Verhältnis zwischen den Zutaten und nicht richtig paßt; und wenn er "richtig" klitschig ist, sollte man ihn lieber nicht essen - führt bei übermäßigem Genuß zu Flitzekacke, wie der Holländer sagen würde ;-)

Und war die Rekonstrucktion des Rezeptes erfolgreich???

Ute hat gesagt…

Gottseidank kein Klitschkuchen, Konsistenz so, wie es sein muß (habe ich schon erwähnt, daß die Waage spinnt und ich das Mehl nach Gefühl in den Teig gekippt habe?), Geschmack soweit o.k., wenn auch etwas ungewohnt (und Philadelphia wegen seines starken Eigengeschmacks kein wirklicher Ersatz für Magerquark ist), von außen etwas brauner als üblich - aber er ist eßbar, und Barbara und Elisa waren begeistert. Was will man mehr?
(Magerquark)