Japaner sind höflich, das ist allgemein bekannt und stimmt auch - mit einer einzigen Ausnahme:
Obwohl in der U-Bahn sogar Schilder aushängen, denen zu entnehmen ist, daß die Sitze vorrangig für Alte, Behinderte, Frauen mit Kindern und schwangere Frauen gedacht sind, sollte man als Frau nie damit rechnen, von einem Kavalier einen Sitzplatz angeboten zu bekommen.
Dasselbe gilt auch, wenn man wie Begemot mit einem Ofen auf dem Arm (plus einer schweren Tüte) in öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist. Ich mußte vier Stationen mit dem Ofen (den ich lediglich auf einer Art Sims notdürftig abstützen konnte, so daß ich mich auch noch an einer Haltestange festklammern konnte) auf dem Arm warten, bis ein Platz frei wurde! Man sollte meinen, daß sich doch zumindest einer der anderen Passagiere denkt: da muß sich eine junge Frau mit dem Ofen und der großen Tüte abschleppen, da biete ich ihr doch besser meinen Platz an. Von wegen!
(Ein kleiner Trost: alten Frauen geht es auch nicht besser. Das muß mit der allgemeinen Geringschätzung der Frau in Japan zu tun haben.)
Aber: ich habe es überlebt, der Ofen steht jetzt auf unserem Küchentisch und harrt seiner Inbetriebnahme (by the way: hat schon mal jemand versucht, jemandem dieses Wort zu erklären?!).
Übrigens ist der Ofen gar nicht schwer, sondern nur etwas sperrig - wenn man ihn auf dem Arm trägt. Die Tüte war schwer.
Ofen und schwere Tüte habe ich gestern von Patrice erworben, einem zukünftigen Ex-Nova-Instructor, der seinen Haushalt auflöst und einen entsprechenden Anschlag am Schwarzen Brett im MMC angebracht hat. Ein kleiner Elektroofen für 5000 Yen - klar war ich interessiert! Nur hatte sich schon jemand anderes vor mir gemeldet und daher den Zuschlag bekommen. Dieser Jemand hat es sich dann aber anders überlegt und ich konnte ihn doch kaufen. Für weitere 1000 Yen habe ich dann noch ein elektrisches Handrührgerät (was auf Englisch übrigens "electric whip" heißt - für "whip" habe ich in meinem Uralt-Wörterbuch nur "Peitsche" gefunden: Engländer peitschen den Teig also, anstatt ihn zu rühren...) plus eine kleine Waage und diverse winzige Kuchenformen erstehen können. Die befanden sich in der Tüte. Und die machte die ganze Angelegenheit kompliziert, weil ich eigentlich beide Hände brauchte, um den Ofen zu halten, aber an einer Hand zusätzlich die Tüte baumeln hatte.
Wenn ich heute nicht wieder Überstunden geschoben hätte, hätte ich heute wohl den Ofen ausprobiert und einen kleinen Kuchen gebacken. Und zwar nur einen kleinen, denn schon eine normalgroße TK-Pizza von einem weltbekannten Lebensmittelkonzern aus Bielefeld würde nicht hineinpassen. Aber: es ist ein Ofen!!
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