Das Japan-Buch aus der Beck’schen Reihe von Manfred Pohl habe ich nun weitestgehend gelesen. Aktuell ist es inzwischen ja überhaupt nicht mehr (zur Erinnerung: es ist 1991 erschienen). Das merkt man schon auf der ersten Seite, wo es um so wahnsinnig tagesaktuelle Themen wie die Geographie des Landes geht:
(...) das Japan-Meer trennt die Inseln von Korea, China und dem asiatischen Teil der Sowjetunion. (S. 9)
Jetzt aber Schluß mit dem Lästern über nicht mehr ganz so aktuelle Bücher. Die Lektüre lohnt sich nämlich trotzdem. Der größte Teil des Buches behandelt die japanische Geschichte, und die veraltet eben nicht (das einzige, was sich da ändert, sind die Bewertungen der Geschichte durch die Historiker, aber das muß mich jetzt nicht kümmern). Natürlich macht einen die Lektüre des Buches nicht zu einem Kenner der japanischen Geschichte, und ich bin auch weit davon entfernt, mir all die Namen, Daten, Orte und Ereignisse gemerkt zu haben, aber ich habe einen Überblick gewonnen. Im 17. Jahrhundert hat sich Japan nahezu vollständig von der Außenwelt abgeschottet, nur holländische Kaufleute durften auf einer künstlichen Insel vor Nagasaki eine Niederlassung unterhalten. Und auch chinesische Kaufleute durften den Hof in Edo (heute: Tokyo) besuchen.
Mitte des 19. Jahrhunderts erzwangen dann die Amerikaner die Öffnung Japans. Unter dem Meiji-Tenno wurde dann eine atemberaubende Modernisierung des Landes gestartet. Innerhalb weniger Jahrzehnte gelang es so, einen agrarisch geprägten Feudalstaat in einen aufstrebenden Industriestaat mit moderner (na ja, für damalige Zeit halt) Verfassung und Rechtswesen zu verwandeln – und zwar nach westlichem Vorbild, aber mit ausgeprägt japanischer Prägung.
Der Nachteil dieser Entwicklung bestand darin, daß das japanische Kaiserreich, kaum daß es die Gefahr einer Kolonialisierung durch Europäer und Amerikaner erfolgreich abgewehrt hatte, selbst zur Kolonialmacht wurde. Bis zur Niederlage im zweiten Weltkrieg 1945 nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki. Nach dem Krieg gelang Japan eine erneute Modernisierung, diesmal von einer Militärmacht zu einer Wirtschaftsmacht – die sich im übrigen derzeit mit Deutschland, Indien und Brasilien um einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat bemüht (aber das steht in dem buch noch nicht drin!).
Tja, die Kapitel über die Wirtschaft und Kultur habe ich mir dann geschenkt – das gibt es ausführlicher und aktueller im „Länderbericht Japan“ der Bundeszentrale für politische Bildung, dessen Herausgeber Manfred Pohl ist, der Autor des hier besprochenen Buches. Dafür ist die Geschichte Japans im Länderbericht weniger ausführlich dargestellt – beide Bücher ergänzen sich somit auf das vortrefflichste.
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