Sonntag, September 17, 2006

Im Namba Walk

Ein Bild hatte ich schon gezeigt, aber heute möchte ich den Namba Walk etwas detaillierter vorstellen. Er verdient es.

Soweit ich das überblicken kann, ist der Namba Walk eine unterirdische Einkaufsmeile, bestehend aus zwei parallel verlaufenden Gängen, die alle paar Meter durch eine kleine Passage miteinander verbunden sind. In der Mitte wird der Namba Walk durch den Eingangsbereich zur Midosujilinie unterbrochen. Und das ganze ist dichtgesäumt von kleinen Läden, Geschäften, Cafés und Restaurants.


Das hier ist Kuromonya, ein kleines Restaurant, in dem man zu einem vernünftigen Preis schnell ein gutes Tonkatsu-Curry bekommt (Tonkatsu ist die japanische Variante des Schweineschnitzels). Scharf und lecker. Rechts im Schaufenster sind wie fast überall Plastikmodelle der angebotenen Gerichte ausgestellt. Das ist sehr praktisch, da weiß man ungefähr, wie groß die Portion sein wird. Und alle, die die Speisekarte nicht lesen können, winken den Kellner nach draußen vor die Tür und zeigen mit dem Finger auf das Gewünschte. Wie gesagt, das ist sehr, sehr praktisch.


In diesem kleinen Kabuff habe ich meinen Yukata samt Zubehör erworben. Direkt daneben ist noch mal ein Kimonoladen, der doppelt so groß ist. Ob das Konkurrenten sind oder sie doch irgendwie zusammengehören, weiß ich nicht. Richtige Kimonos jedenfalls sind teuer. Was da neben einer komplett ausstaffierten Schaufensterpuppe auf dem Preisschild steht, entspricht oft meinem Monatsgehalt. Und dann bin ich mir nicht mal sicher, ob man bei dem Preis den Zubehör (Bänder zum Festschnüren, Obi, ...) nicht noch extra bezahlen darf. Vorstellen kann ich es mir schon.


Hier ist die Mode wesentlich preiswerter. Die ersten beiden Tore gehören zu dem einen Laden, die beiden hinteren zu dem anderen. Vor allem im vorderen kaufe ich oft ein. Hosen leider nicht, obwohl die auch oft schicke haben, die sind mir ja alle zu kurz, aber Oberteile oder Blazer passen mir in der entsprechenden Größe auch. Die Mode ist schon sehr japanisch, mit viel zu vielen Schleifchen und Rüschchen und ähnlichem Gedöns, aber trotzdem finde ich oft etwas, was auch meinen Geschmack trifft.


Direkt gegenüber befindet sich dieses Damenbekleidungsgeschäft. Man sieht es schon an der etwas spärlicheren Schaufensterdekoration: hier ist es teurer. Vor ca. einem Monat haben sie umgebaut, seitdem gibt es hier Schaufenster aus Glas, während die anderen Läden alle offen sind und abends einfach die Rolläden runterlassen. Was man jetzt nicht so gut sieht: modisch sind sie irgendwann in den 50ern stehengeblieben. Nicht, daß die Mode in den 50ern so schlecht gewesen ist, in den guten, alten Hollywoodfilmen sehen die Frauen oft einfach nur schick aus (mit Ausnahme der Frisuren), aber merkwürdig ist es trotzdem. Außerdem hat dieser Laden hier keine anständigen Schaufensterpuppen, sondern nur so merkwürdige Holzgestelle. Nun sind die Japanerinnen alle schon sehr zierlich und (meistens) schlank, bei vielen jungen Frauen in der U-Bahn habe ich den Verdacht, daß sie unter akuter Magersucht leiden, da passen diese Puppen schon ganz gut - aber ist es wirklich geschickt, die Mode auf Holzgerippen zu präsentieren, an denen auch die schönsten Kleider, Blusen und Röcke nur noch sackartig herunterhängen?


Weiter geht's: ein kleiner Stand mit Kosmetikprodukten, ein Reisebüro, ein japanisches Eiscafé (in dem man geschabtes Eis mit Früchten bekommt - interessant) und dieses Omiyagegeschäft. Die Verkäuferin war gerade mit Verkaufen beschäftigt, sonst hätte ich sicher noch mehr oder weniger unauffällig einen Videoschnipsel zum ewigen Andenken aufgenommen. Wenn keine Kundschaft da ist, müssen die Verkäuferinnen die potentiellen Kunden auf die Ware aufmerksam machen. Soll heißen: sie preisen ihre Produkte an. Diesen Job bekommt grundsätzlich, wer über ein ausreichend durchdringendes Organ verfügt. Dummerweise sind das auch immer die unangenehmsten Stimmen. Bei der jungen Frau, die hier für die Kundenaquisition zuständig ist, ist das besonders extrem. Mit anderen Worten: sie hat die ideale Stimme, um den Mund zu halten.


Voilà: "Die Güte", deutsche Bäckerei. Irgendwann habe ich das Brot in der hintersten Ecke des Angebots entdeckt. Deutsches Brot. Mischbrot. Brot zum Kauen. Gerettet!

Das war der Teil vom Namba Walk, den ich auf meinem Weg zur Arbeit immer entlang gehe. Am Dienstag war ich dann noch mal auf der anderen Seite von der U-Bahnstation, wo ich so gut wie nie hingehe. Aber ich wollte doch auch davon ein paar Fotos machen. Ich habe den Eindruck, daß die Restaurantdichte auf "meiner" Seite etwas größer ist, dafür gibt es hier wesentlich mehr Bekleidungsgeschäfte. Damenoberbekleidung, Dessous (am besten wieder gleich zwei Geschäfte direkt nebeneinander), Modeschmuck, Herrenbekleidung, ...


Zum Beispiel dieses hier, das sich auf Socken und Strümpfe spezialisiert hat. Und offensichtlich auch auf lange Unterhosen, wenn ich den Bildhintergrund richtig interpretiere. Natürlich gibt es hier zunächst einmal simple Damenstrumpfhosen, schlicht oder mit dezentem Muster, Füßlinge (von denen viele nicht ohne wilde Blümchenmuster, Rüschen und Schleifen - gerne auch alles in Kombination - auskommen). Dann gibt es aber auch diese langen grellbunten Strümpfe, am besten auch noch mit Rüsche am Saum. Als ich die das erste Mal gesehen habe, mußte ich sofort an die "schicken" langen Strümpfe denken, die werdende Mütter im Kreißsaal anziehen. Hier sind diese Teile, die bis zur Mitte des Oberschenkels reichen, anscheinend ein unverzichtbares Modeaccessoir. Man trägt sie zu knappsten Shorts und Miniröcken. Und natürlich gibt es ein ungeschriebenes Gesetz, welches strengstens verbietet, wenigstens farblich zum Höschen oder Minirock passende Strümpfe anzuziehen. Es sieht einfach nur unmöglich aus.


Ausländische Namen, am besten englische, sind cool, bei Mode darf es auch mal Französisch sein. Ob das dann angemessen ist, interessiert keinen. Das englische Wort "plump" jedenfalls heißt "drall" oder "prall". Es kann aber auch "plump" (jetzt deutsch ausgesprochen) bedeuten. ICH würde ein Geschäft für schicke DamenOBERbekleidung jedenfalls nicht so nennen.
Es ist aber auch kein Einzelfall. Immer wieder schön finde ich "Misch Masch", eine Kette für Damenoberbekleidung. Leicht gehobene Preisklasse, sieht alles gar nicht schlecht aus - und schon gar nicht nach einem wilden Mischmasch.

Unser Rundgang durch den Namba Walk neigt sich dem Ende zu. Fazit: hier gibt es wirklich alles.


Inklusive eines Geschäfts für den gehobenen Hippiebedarf.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Was machen Mütter in einem Kreissaal??? Drehen die sich im Kreis?
Wohl eher nicht.
kreißen: veraltet für in den Geburtswehen liegen; Kreißsaal.
Siehe Duden...
Aber niemand ist perfekt...

Ute hat gesagt…

Upps!
Aber danke für den Hinweis, wird sofort verbessert!