Am Montag habe ich das schöne Wetter (erträglich heiß bei strahlend blauem Himmel) genutzt, um mir mal ein etwas moderneres Bauwerk in der Nähe anzusehen. Akashi Kaikyō Ōhashi, die längste Hängebrücke der Welt und als solche inzwischen schon eine Touristenattraktion für sich. Auf meiner Fahrt nach Himeji im Februar hatte ich vom Zugfenster aus schon einen kurzen Blich darauf erhaschen dürfen und mir fest vorgenommen, mir eines Tages diese Brücke auch etwas genauer anzusehen. Und endlich bin ich dazu gekommen.
Von Shin Ōsaka aus ging es mit dem Schnellzug nach Kōbe, wo ich in eine Bummelbahn umstieg, weil die Brücke nun mal nur an einem kleineren Bahnhof mit dem schönen Namen Maiko liegt. Von da ist es auch gar nicht weit, sobald man das Bahnhofsgebäude verläßt, steht man praktisch neben der Brücke. Und übersehen kann man sie nun wirklich nicht.
Es ist so ein mächtiges Bauwerk von gewaltigen Ausmaßen, die Brückenpfeiler, die die Fahrbahn an beiden Enden abstützen, sind unglaublich groß und dick, stellen alles in den Schatten. Dennoch wirkt die Brücke als ganzes leicht und elegant. Wie schon mal gesagt, ich finde sie wunderschön. Ich habe an dem Tag etwas über 120 Fotos geschossen, und auf ca. 100 davon ist die Brücke zu sehen.
Rechts neben der Brücke (vom Bahnhof aus gesehen) befindet sich das Bridge Exhibition Center, in dem man sich über die Technik des Bauwerks und die zu bewältigenden Schwierigkeiten (Erdbeben, Taifune, Gezeiten, ...), die informieren kann. Das habe ich ausgelassen. Wäre mit großer Wahrscheinlichkeit sowieso wieder alles in Japanisch gewesen, und außerdem reicht mein Interesse für Technik dann doch nicht so weit. Statt dessen habe ich die Maiko Marine Promenade besucht. Die befindet sich nämlich in der Brücke, im letzten, dicken Brückenpfeiler auf dem Festland. Ein Lift fährt die Besucher acht Stockwerke hoch, und dann geht es auf zur Beobachtungslounge direkt unter der Fahrbahn. Auf dem Foto unten ist sie gut zu sehen.
Das war anfangs etwas unheimlich, weil die Brücke vom Autoverkehr ständig leicht vibrierte, aber nach einer Weile hatte ich mich daran gewöhnt. Das sieht jetzt sehr klein aus, aber sie hängt auch 46 Meter über dem Meeresspiegel. Innen ist sie sogar recht geräumig und beherbergt - wie könnte es in diesem Land anders sein - sogar ein kleines Café. Da habe ich mir zu einem vernünftigen Preis ein Mittagessen gegönnt. Und dann bin ich noch etwas weiter raus auf die Beobachtungsplattform gegangen, 47 Meter über NN. Alles gut gesichert, versteht sich, mit dicken Gittern und/oder Glasscheiben. Aber auch das war etwas unheimlich - die Brücke vibrierte und schwankte leicht, über mir donnerten die Autos vorbei, und an einer Stelle war dickes Panzerglas in den Boden eingelassen, durch das man auf das Wasser unter der Plattform sehen konnte. Die meisten Besucher der Lounge zogen es doch vor, drinnen zu bleiben.
Schade, denn die Plattform bietet eine faszinierende Aussicht auf das "Innere" der Brücke, die so lang ist, daß man nicht bis zum Ende sehen kann.
Links von der Brücke wurde ein Park angelegt, mit ein paar Bäumen (aber nur kleinen, die die Sicht auf die Brücke nicht verstellen), Rasenflächen, dem Sun Yat-sen Memorial in einer alten Villa (die für den Bau der Brücke um ein paar Meter verstellt werden mußte!) und einigen Denkmälern.
Bei diesem hier bin ich mir nicht sicher, was es darstellen soll. Sieht ja fast so aus, als habe da jemand ein Denkmal für einen Donut aufgestellt. Schon lustig. Aber es ist tatsächlich ein brauchbares Denkmal:
Es bietet ein fantastisches Fotomotiv!
Sehr viel mehr gab es dort allerdings auch nicht zu sehen, und so beschloß ich, nach Awajishima zu fahren. Am besten mit dem Bus über die Brücke. Also zurück zum Bahnhof, von wo Schilder den Weg zur Bushaltestelle wiesen. Dortselbst angelangt, informierte mich ein Schild, daß man die Fahrkarten nur im Bus selbst kaufen könne und vom Fahrer höchstens 1.000-Yen-Scheine akzeptiert würden. Dummerweise hatte ich nicht mehr ausreichend Kleingeld im Portemonnaie, und die Getränkeautomaten nehmen auch keine 10.000-Yen-Scheine. Dumm gelaufen. Also wurde der Plan mit dem Bus verworfen. Statt dessen ging es mit dem Zug zwei Stationen weiter bis nach Akashi, wo die Fähre nach Iwaya (dem ersten kleinen Örtchen auf Awajishima) ablegte. Das erwies sich als die bessere Wahl, denn im Bus hätte ich wohl kaum diese Aussicht auf die Brücke gehabt.
Ziemlich genau zwischen den beiden Pfeilern lag das Epizentrum des großen Erdbebens von Kōbe am 17.1.1995. Die Brücke war zu dem Zeitpunkt noch im Bau, wurde daher nicht zerstört. Aber die beiden Pfeiler wurden um einen Meter auseinandergeschoben, so daß sich die Mittelspannweite von den ursprünglich geplanten 1.990 Metern auf die heutigen 1.991 Meter erweitert werden mußte. Wahnsinn.
Das ist der Gegenverkehr, die Fähre von Iwaya nach Akashi. "Meine" sah ähnlich aus. "Takoferri" heißt sie, auf Deutsch: "Oktopusfähre". Wer hätte das gedacht. ;-)
Die Überfahrt war klasse. Es dauerte ungefähr 20 Minuten, bis wir in Iwaya ankamen. Es ging der Brücke immer näher, dann darunter hindurch. Und das alles bei herrlichstem Wetter. Iwaya dagegen war eine Enttäuschung. Mein Reiseführer sprach von einem netten Landschaftspark hinter dem Ort, aber gut ausgeschildert war das nicht. Wie der Park heißt, verriet das Buch leider auch nicht, das wäre ja schon etwas hilfreich gewesen. Es fuhren zwar Busse, aber auch nicht zu oft, und dann konnte ich die Fahrpläne nicht lesen.
Ich bin dann erst einmal Richtung Brücke marschiert, weil ich hoffte, da Hinweise zu finden. Es ging eine kleine, im wahrsten Sinne des Wortes verschlafene Straße entlang. Montagnachmittag, und alle Läden hatten geschlossen. Ja, hallo?!
Am Landepunkt der Brücke waren dann auch keine Hinweise auf einen Park zu entdecken, aber immerhin hatte wenigstens dort ein Andenkenladen geöffnet, wo ich ein Omiyage für Kayo kaufen konnte. Awajishima ist für seine besonders leckeren Zwiebeln berühmt, daher mußte es natürlich was mit Zwiebel sein. Das haben wir uns nach dem gegenseitigen Unterricht (diese Woche war es mal am Dienstagnachmittag) dann gegönnt: ein Keks mit einer leicht süßen Füllung mit einem dezenten Zwiebelgeschmack. Interessant, aber gar nicht mal schlecht.
Als der Einkauf getätigt war, bin ich dann in die andere Richtung zurück ein Stück am Fähranleger vorbei zur Hauptattraktion von Awajishima: einer winzig kleinen Sandsteininsel mit Namen Esimajima.
Esimajima gilt als die erste japanische Insel, die von den beiden Göttern Izanagi und Izanami geschaffen wurde. (Wer sich für die Geschichte interessiert: bitte hier lesen.) Andere glauben auch, daß Awajishima diese erste Insel war, sagte die Informationstafel neben der kleinen Brücke, die auf das Inselchen führt. Ja, Esimajima ist eine so wichtige Sehenswürdigkeit, daß man sogar eine englischsprachige Informationstafel für die zahlreichen ausländischen Touristen aufgestellt hat.
Aber viel gibt es dort wirklich nicht. Nach zwei Minuten hatte ich auf Esimajima alles gesehen, bin dann noch ein bißchen am Ufer entlanggewandert. Aber es war wirklich nichts los. Also habe ich die nächste Fähre zurück nach Akashi genommen, bin dort noch kurz im Park spazieren gegangen und anschließend zurück nach Ōsaka gefahren.
Fazit: Awajishima hätte ich mir schenken können, aber ansonsten war es ein toller Tag. Einer meiner Schüler war nach eigenen Angaben als Ingenieur am Bau der Brücke beteiligt. Sollte ich ihn demnächst mal in einer Einzelstunde erwischen, werde ich ihm sagen, wie gut sie mir gefällt.
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2 Kommentare:
Die Miniinsel is ja klasse. In der Bretagne gibts sowas auch en masse. Ich vermute allerdings, daß das einfach der Meeresgrund ist, der mal seine Fühler ausstreckt, um herauszufinden, ob die Irren und das verrückte Wetter noch das sind... ;-)
Nicht klasse. Langweilig.
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