Schon wieder bin ich mit meinem Tagebuch gewaltig im Rückstand. Schon letzten Montag war ich mit Ellie auf Hiei-zan, und einen anständigen Bericht dazu gibt es immer noch nicht. Denn man tau.
Hiei-zan ist das Gegenstück zu Kōya-san: ein heiliger Berg, auf dem sich das Zentrum einer weiteren buddhistischen Sekte (Tendai) befindet. Von Kyōto aus ist der Berg schnell zu erreichen, und bei dem gegenwärtigen Wetter in diesem Land (schwül!) ist es immer eine gute Idee, sich zumindest für ein paar Stunden auf einem Berg aufzuhalten - zumal wenn man bequem mit Seilbahn rauf kommt.
Zusätzlich verspricht mein Reiseführer von dort oben eine wunderbare Aussicht in alle Richtungen, zum Beispiel auf den Biwa-ko, den größten See Japans und drittältesten der Welt. Wenn das keine Rekorde sind!
Nach einem kurzen Fußmarsch von der Seilbahnstation waren wir auch schon an der ersten Aussichtsplattform mit Blick auf den Biwa-ko angelangt:
Die aktuelle Aussicht war leider nicht ganz so berauschend. Hiei-zan hatte sich in eine dicke Wolke gehüllt, und wo hinter mir eigentlich der See und ein paar mehr Berge hätten sichtbar sein sollen, war nichts als Nebel. Immerhin war es da oben tatsächlich angenehm frisch, wenn auch nicht kalt. Das Jäckchen konnte in der Tasche bleiben.
Die Tempelanlagen waren von der Seilbahnstrecke aus, die wir benutzt hatten, ein ganzes Stück entfernt, und so gingen wir erst einmal zur Blumenschau ins Gartenmuseum.
Nicht die schlechteste Entscheidung, denn das Museum wurde von französischen Gartendesignern (oder ist das deutsche Wort dafür doch Landschaftsarchitekt?) gestaltet. Die Blumen und Pflanzen sind die gleichen, die die Impressionisten zu einigen ihrer schönsten Gemälde inspiriert haben.
Daher wurden überall im Gartenmuseum wind- und wetterfeste Reproduktionen der berühmtesten impressionistischen Gemälde aufgestellt. Schöne Idee!
Ein Seerosenteich durfte natürlich nicht fehlen. Ganz stilecht mit elegant geschwungener Brücke. Monet wäre begeistert gewesen, sowohl von dem Nebel als auch von dem Teich. Als kleines Zugeständnis an die japanische Flora wuchs an einer Ecke auch ein bißchen Bambus, und die Fauna war eh durch und durch japanisch. Die Monsterbienen, beispielsweise. Oder die Frösche, die inbrünstig im Seerosenteich quakten, aber leider unsichtbar blieben, die sind garantiert nicht extra aus Frankreich importiert worden. ;-)
Nach dem Seerosenteich bewunderten wir die zweite große Attraktion: den Rosengarten mit zahlreichen Züchtungen aus aller Welt. Ein paar deutsche und amerikanische Rosen waren auch dabei. Und die oben abgebildeten, bei denen ich mir nicht so sicher bin, ob das noch Rosen sind. Die Entscheidung bleibt der Expertin überlassen. Auf alle Fälle sind sie wunderschön und stammen aus Lateinamerika.
Dann setzte ein gewaltiger Platzregen ein, und wir begaben uns schnell ins Museumscafé zum Mittagessen, wo wir gemütlich im Trockenen saßen, bis der Regen wieder aufhörte.
Wie das im Leben oft so spielt, folgte auf den Regen auch alsbald der Sonnenschein.
Und siehe da: sogar die Wolken verzogen sich und gaben den Blick auf Biwa-ko frei. すごい!*
Nach fünf Minuten hatten diese es sich aber anders überlegt und kamen in alter Stärke und Dichte zurück. Wir zogen dann zur Bushaltestelle weiter.
Nur um festzustellen, daß der Bus zum Enryaku-ji nur einmal pro Stunde fährt und wir ihn gerade um buchstäblich eine Minute verpaßt hatten.
Blieb nur der 30minütige Fußweg. Aber angesichts des dichten Nebels und ohne Karte hatten wir keine Lust, auf einem schmalen Trampelpfad durch die Pampa zu marschieren, und so kehrten wir zur Seilbahnstation zurück und fuhren wieder nach Hause. Die Tempel sehen wir uns dann vielleicht ein anderes Mal an - bei klarem Himmel. Und dann nehmen wir auch die andere Seilbahn, die näher am Enryaku-ji ankommt.
___
* sugoi!
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