Mittwoch, Dezember 21, 2005

Luminarie

Gestern nachmittag bin ich mit Angelica, Pam (aus Australien), Cari (aus New York - wir wissen jetzt ja alle, daß New York nicht Amerika ist) und Junko (aus Osaka - sie arbeitet für LS und hat ungefähr zeitgleich mit uns im MMC angefangen) nach Kobe gefahren, um uns die "Luminarie" oder, wie es auf Japanisch heißt, "Ruminarie" anzusehen. Heute ist der letzte Tag dieses Spektakels, das alljährlich zur Erinnnerung an das verheerende Erdbeben von 1995 veranstaltet wird.
Mit dem Zug waren wir nach einer guten halben Stunde fast am Ziel unserer Wünsche, vom Bahnhof war es nur ein paar Schritte weit. Allerdings haben wir für diese paar Schritte etwas über eine halbe Stunde gebraucht, denn wir waren bei weitem nicht die einzigen Besucher, und so hatte die Polizei einfach ein paar Straßen für den Autoverkehr gesperrt und an beiden Seiten der Straße dicke bewegliche Zäune aufgestellt, innerhalb derer das Publikum langsam und portionsweise zum Ziel geleitet wurde. Das ganze ging erfreulich zivilisiert vonstatten, Japaner sind halt diszipliniert, und gedrängelt wurde daher auch erst, als wir uns sozusagen auf der Zielgeraden befanden. Ursache der Drängelei war da aber auch eher, daß so ziemlich jeder seine Digitalkamera oder sein Fotohandy (andererseits - gibt es noch andere Handys in Japan? Ich glaube nicht!) zückte und alle paar Schritte stehenblieb, um Fotos zu machen, während andere weiterdrängten. Klingt jetzt schlimmer, als es in Wirklichkeit war. Japaner sind, wie gesagt, diszipliniert.
Dennoch hat es Angelica geschafft, uns in der Menschenmenge gleich zweimal verschütt zu gehen. Das erste Mal haben wir sie oder sie uns wiedergefunden, wer weiß das noch so genau, doch die Freude währte nur fünf Minuten, dann war sie wieder weg.

Das hier habe ich ganz am Anfang aufgenommen, als wir noch in einer Nebenstraße standen und uns die Füße abgefroren haben - und als Angelica noch bei uns war.
Von links nach rechts: Pam, Angelica, Junko und ich. Cari ist diejenige, welche den Auslöser gedrückt hat.

Und das hier sind endlich die Luminarie: eine überdimensionale Weihnachtsmarktbeleuchtung, die eine ganze Straße überbrückt und unglaublich beeindruckend ist.

Man hat wirklich den Eindruck, auf eine Art neogotischer Kathedrale aus tausenden kleiner Lämpchen zuzugehen.

Verstärkt wird dieser Eindruck durch die Musik, die aus den Lautsprechern scheppert (ich verstehe ja wirklich nicht viel von Technik, aber einige dieser Lautsprecher waren dermaßen deutlich überdreht - nicht schön!). Cari wundert sich in ihrem Blog darüber, daß die Japaner, ein Volk, das Weihnachten trotz aller Werbung und Kitschbeschallung nicht feiert, bei den Luminarie, die an ein Erdbeben erinnern sollen, Weihnachtsbeleutung anknipsen und dazu Weihnachtsmusik spielen. Aber ich glaube, sie hat bei der Musik das sich ständig wiederholende "Requiem" überhört, das meines Wissens in keinem Weihnachtslied auftaucht. Aber zumindest war die Musik eher westlich-christlich als japanisch, und in sofern hat sie natürlich recht.

Aber irgendwie hätte japanische Musik auch nicht wirklich zu der Lichtinstallation gepaßt.

Zwischendrin hatten die Japaner überdies noch eine Art riesigen Weihnachtsmarkt aufgebaut, mit jeder Menge heißer und kalter (?!) Getränke und allerlei Freßbuden. Alles in allem also eine sehr diesseitsgewandte Art des Katastrophengedenkens.

Und hier ist auch Cari auf einem Foto zu sehen, noch vor dem eigentlichen Eingang zu den Luminarie, aber schon ohne Angelica. Wir anderen haben dann extra aufgepaßt, uns in dem Gedränge nicht zu verlaufen. War auch recht einfach - Cari, Junko und ich haben uns einfach an Pams Mütze orientiert.

Nochmal ein kleines Gruppenbild vor den Luminarie mit Junko, mir und Cari.

Angelica haben wir erst nach einigen Telefonaten (manchmal sind Handys doch ganz praktisch) in der unterirdischen Einkaufsmeile vor dem Bahnhof wiedergefunden.
"Ok, you are at which end of the tunnel?" (sehr gute Frage)
"We' re waiting at exit 10."
Angelica hat es dann noch geschafft, an exit 10 nahezu zielstrebig an uns vorbeizugehen - sooo voll war es da unten nun auch wieder nicht, und wir waren die einzigen anderen Gaijin weit und breit, von Junko mal abgesehen. Nach lautem Rufen wurden wir dann doch bemerkt, und dann haben wir uns wieder in den Zug gesetzt (bzw. gestellt) und sind dann nach Osaka zurück.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

*Waves*

Well like I said, can't read every word but I got the general gist of it. It was an odd experience, but I'm so glad we went and yes--I do think every cell phone here is a camera phone or damn close ;)

What happened to the pic you took of our lost sheep returning to us finally at x 10?

:) See you tomorrow.

Ute hat gesagt…

It was completly blurred, so I've deleted it - like many other pictures, too!