Samstag, November 19, 2005

Verpackungswahn

Ich kann mich nicht erinnern, damals in der Schule viel über Japan gehört zu haben - aber an eine aufschlußreiche Karte im Erdkundebuch (oder war es doch der Schulatlas?) erinnere ich mich. Die zeigte nämlich an, wieviel Prozent der wichtigsten Rohstoffe Japan so importieren muß. Was eine gewaltige Menge war. Fazit: Japan ist extrem rohstoffabhängig. Entsprechend habe ich dann vor zwei Monaten im "Länderbericht Japan" gelesen, daß es eigentlich erstaunlich ist, wie dieses rohstoffarme Land es innerhalb weniger Jahrzehnte geschafft hat, zu einer der größten Industrienationen der Welt aufzusteigen.
Was mich aber am meisten verwundert: wie kann ein Land, das sich seine Rohstoffe größtenteils auf dem Weltmarkt zusammenkaufen muß, nur derart verschwenderisch damit umgehen?! Man muß sich hier nur einmal ansehen, wie die Lebensmittel und sonstigen Waren in diesem Land verpackt werden - da kriegst du die Tür nicht zu, wie der Rheinländer sagt.

Beispiel Margarine: bei einem meiner ersten Besuche im Supermarkt habe ich geschlagene fünf Minuten vor dem Kühlregal gestanden und nach der Margarine (oder Butter) gesucht. Die Bilder auf der Verpackung waren nicht sehr aufschlußreich - die sahen beim Streichkäse genauso aus (Messer streicht gelbes Etwas auf Brotscheibe). Ich habe ja versucht, mich an der besonderen Verpackungsform der Margarine (Plastikbox mit Deckel) zu orientieren, wie bei Barbaras Exemplar im Kühlschrank. Irgendwann habe ich dann endlich begriffen, warum ich diese Boxen so nicht finden konnte: die Margarineboxen waren in Pappschachteln gepackt! Das muß man ja auch erst mal wissen. Immerhin hatte ich die Margarine nun doch gefunden (nachdem ich fünf Minuten lang direkt davor gestanden hatte), aber zuhause durfte ich, nachdem ich die Pappschachtel entsorgt und den Deckel der Plastikbox abgehoben hatte, erst noch die Aluminium-Schutzfolie entfernen, bevor ich an den begehrten Brotaufstrich herankam.

Beispiel Postkarten: Die Postkarten, die ich im Einzelverkauf im Osaka Castle erstanden hatte, waren jede einzeln in eine hauchzarte Plastikumhüllung gesteckt. Später habe ich dann auch Postkarten-Sets erstanden, da hatten die Hersteller auf diese Sperenzchen Gottseidank verzichtet.

Beispiel Wiener Würstchen: habe ich diese Woche zufällig im Wurstregal entdeckt. Im Kühlregal in einer etwas festeren, transparenten Plastikumhüllung. Innen drin: es sind wohl Würstchen, sie haben jedenfalls die charakteristische Form (lang und dünn), aber sie waren nicht zu erkennen - die sind alle noch mal einzeln eingewickelt.

Irre. Einfach irre. Und es ergibt einfach nur Müll.
Die Plastiktüten, die man nach dem Einkauf im Supermarkt in die Hand gedrückt bekommt (Einkaufstaschen scheinen hier weitgehend unbekannt zu sein), kann man aber wenigstens noch als Müllbeutel wiederverwerten.

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