Montag, Juni 26, 2006

リバティ大阪 - Ribati Ōsaka

Am Dienstagnachmittag habe ich mein zweites japanisches Museum besucht, das Ōsaka Human Rights Museum, allgemein abgekürzt als リバティ大阪 - Ribati* Ōsaka.
Nun mag sich der eine oder andere fragen: warum geht die mitten im Sommer ins Museum? Die Antwort ist ganz einfach: weil das Museum klimatisiert ist.
Ribati Ōsaka stand ganz oben auf meiner Museumsliste, weil mich das Thema interessiert und mein Reiseführer sich sehr lobend darüber ausgelassen hat. Außerdem behandelt es auch und vor allem innerjapanische Menschenrechtsprobleme mit den ethnischen und sozialen Minderheiten.
Nach dem Japanischunterricht ging es los. Mit Ellie hatte ich mich um 12 Uhr am Silberball im Hof vom OCAT verabredet, dann ging es erst einmal zum Mittagessen (wir zwei Okonomiyaki-Junkies sind natürlich im Okonomiyaki-Restaurant gelandet) und anschließend mit JR in Richtung Museum.
Am Eingang gab es einen netten Empfang, der Eintrittspreis war überraschend niedrig und den Audioguide gab es kostenlos dazu. Außerdem noch ein paar Zettel mit englischen Infos zur Ausstellung.


Zu Beginn der Ausstellung gab es diese nette Videosequenz mit Bildern zur Entwicklung der Menschenrechte. Nett gemacht.


Dann sollten wir uns zunächst einmal über unsere eigenen Werte klar werden. Zum Beispiel: wie "muß" ein Kinderzimmer in Japan aussehen? Wie eine Wohnung? Der Grund:
Values provide an important base for our lives, give us the strength we need to go on living. Yet, these very values can people cause to have discriminatory attitudes.

So steht es auf dem englischen Infoblatt zur Ausstellung. Recht haben sie. Einige Werte wurden anschließend genauer illustriert, z.B. der Wunsch nach einem sicheren Arbeitsplatz, der Wunsch nach Familienzusammenhalt.


Diese Bilder hier illustrieren den Wunsch nach Gesundheit für Körper und Geist. Nett gemacht, aber alles auf Japanisch. Und obwohl die Kanji alle kinderfreundlich mit Hiragana überschrieben waren und somit auch wir die Worte lesen konnten, haben wir doch nichts (ich) bzw. wenig (Ellie) verstanden. Ich hatte zwar mein kleines Wörterbuch dabei, aber wenn wir damit jede einzelne Erklärung durchgegangen wären, wären wir heute noch nicht fertig. Der Audioguide war leider auch keine große Hilfe, denn er beschränkte sich darauf, zu Beginn jeder neuen Sektion anzukündigen, was man nun zu sehen bekommen würde.

Danach ging es weiter zu Teil 3 der Ausstellung: Diskriminierte Gruppen in Japan und wie sie für ihre Rechte kämpfen. Ein interessantes und in Japan immer noch umstrittenes Thema. Für uns bestand hier dasselbe Problem wie im vorhergehenden Teil der Ausstellung: zu wenig englische Erklärungen. Die Bilderklärungen gab es zwar auch in Englisch, und zu jedem einzelnen Thema gab es einen oder auch zwei Videofilmchen mit englischen Untertiteln, aber das, was ich verstehen konnte, blieb doch sehr an der Oberfläche. Da sahen wir beispielsweise zum Thema der koreanischen Minderheit in Japan ein Foto von einem Koreaner mittleren Alters, der ein Foto seines verstorbenen Vaters in den Händen hält, zusammen mit einem Japaner (Anwalt? Menschenrechtsaktivist?), welcher den Fall des verstorbenen Vaters vertritt. Aha. Was für ein Fall war das? Die Info gab es (vermutlich) nur in Japanisch. Wer das nicht versteht, hat halt Pech gehabt.


Weiter ging es dann mit der Bevölkerung Okinawas, von deren traditioneller Musik wir uns ein paar alte Aufnahmen anhören konnten. Ich bin für sowas ja immer aufgeshlossen, aber diese Musik ist bei aller Liebe nichts, was ich mir unbedingt anhören möchte. Klang doch sehr schrebbelig.


Richtig interessant war der Teil über die Ainu, die Ureinwohner Hokkaidōs, wo man sogar ein traditionelles Haus nachgebaut hatte. Auf dem kleinen Fernseher unten liefen in einer Dauerschleife die Erzählung einer alten Frau, wie die Fische entstanden (nette Geschichte), ein alter Mann, der ein Gebet in der Ainu-Sprache sprach und eine junge Frau, die in der Ainu-Sprache erzählte, warum sie jetzt seit einigen Jahren ihre eigene Sprache lernt. Letzteres war eine Rede zu irgendeinem offiziellen Anlaß, und man sah und hörte deutlich, daß die Frau furchtbar nervös war. Süß. Zum Schluß hat sie noch ein kleines Lied gesungen - klang wunderschön.

Weitere Themen waren: die soziale Minderheit der Burakumin, sexuelle Minderheiten, Behinderte, Obdachlose, AIDS-Kranke, Leprakranke und solche, die aufgrund von Umweltverschmutzungen schwere gesundheitliche Schäden davongetragen haben (z.B. die Minamata-Krankheit), und - Frauen. Keine Minderheit, aber diskriminiert.


Hier fanden wir auch Bilder und Dokumente zu den "Trostfrauen" (= Zwangsprostituierten) des Zweiten Weltkriegs.

Alles in allem eine interessante Ausstellung, wenn auch etwas oberflächlich (aber das läßt sich, glaube ich, auch nicht wirklich vermeiden) - und etwas mehr englische Informationen in der Ausstellung wären auch nicht schlecht gewesen.

_______
* "Liberty", wie es die Japaner aussprechen.

1 Kommentar:

Sabine hat gesagt…

Hm, wegen der Klimatisierung im Geschäft hab ich jetzt auch 2 Hosen mehr... (in München am MI war es einfach nur noch warm) - tragisch *g*