Dienstag, Mai 23, 2006

Gaaaaanz viele torii

"Ich kann keine japanischen Tempel mehr sehen", sagte meine Mutter am Freitag, als ich ihr telefonisch zum Geburtstag gratulierte, "die sehen doch alle gleich aus". Banausen. Zur Strafe gibt es jetzt jede Menge Bilder von torii, den schönen roten Toren, die ein Kennzeichen der Shintō-Schreine sind und auch immer gleich aussehen.

Aber der Reihe nach. Hier hat urplötzlich der Sommer angefangen, und bevor die Temperaturen ins unerträgliche steigen, wollte ich noch ein paar Besichtigungen machen. Ein Punkt auf meiner Wunschliste war Fushimi Inari-Taisha in Kyōto. Ein bißchen unter den Kollegen rumgefragt, wer Lust hat, und so sind Cari und Ellie am Montag mitgekommen. Mit JR ging es nach Kyōto Station, wo wir auf eine andere Linie umsteigen mußten. Über eine halbe Stunde saßen wir auf dem Bahnsteig herum und warteten auf einen Local Train, der uns zur JR Inari Station bringen sollte. Dafür konnten wir einer gewagten Rettungsaktion zusehen. In dem Express, der an dem Bahnsteig zur Abfahrt bereit war, war jemand kollabiert. Aufgeregte Fahrgäste verließen den Zug, rannten zum Führerhäuschen, um dem Zugführer Bescheid zu geben, der alarmierte offensichtlich die Notfallkräfte. Zuerst kamen Polizisten. Nach einer Weile auch die Feuerwehr. Nach einer weiteren Weile wurden einige Tragen herbeigeschafft, nach weiteren Minuten brachte jemand ein zusammenfaltbares Brett (das dazu dient, den Spalt zwischen Bahnsteig und Zug für Rollstuhlfahrer zu überbrücken), dann kamen noch ein paar Leute in Uniform. Das klingt jetzt dramatisch, aber das alles ging unglaublich langsam vonstatten. Die meisten standen die ganze Zeit untätig herum. Und wozu man mehrere Tragen benötigt, wenn eine Person zusammengebrochen ist, konnten wir uns auch nicht erklären.
Nachdem der Zug endlich abgefahren war, bemerkte Ellie dann, daß die Local Trains von einem anderen Bahnsteig aus abfuhren. Dumm gelaufen. Na ja, Gaijins in Japan.

Die Fahrt zur Inari Station dauerte nur fünf Minuten, und als wir aus dem Stationsgebäude traten, war auf der anderen Straßenseite schon der Eingang zum Schrein. Das nenne ich mal gute Verkehrsanbindung.

Das Sehenswerte an diesem Schrein sind die unzähligen torii, die von Einzelpersonen, Familien oder Unternehmen gespendet worden sind und werden. Der eigentliche Inari-Schrein liegt auf dem Gipfel eines Berges, und die Wege dorthin führen unter den torii hindurch.


Ganz am Beginn des Weges stehen die größten torii. Hier mit mir zum Größenvergleich. Man beachte übrigens die sommerliche Kleidung - es war heiß! Zum Glück kann man unterwegs zum "Gipfel" alle paar hundert Meter Getränke kaufen, denn unsere mitgebrachten Wasserflaschen waren bald leer (bzw. das Wasser zu warm zum trinken).

Nachdem wir eine Weile unter den riesigen torii entlang marschiert waren, gabelte sich der Weg plötzlich.


Nach kurzem Überlegen beschlossen wir, daß es wahrscheinlich egal ist, welchen der beiden Tunnel wir nehmen, und wir hatten recht. Nach einer Weile fanden die Wege wieder zusammen.


Die torii stehen hier so dicht an dicht, daß sie wirklich einen Tunnel bilden, den das Sonnenlicht nur durch schmale Spalten erleuchtet.


Irgendwann sahen wir dann auch kleinere torii, die in Massen an kleineren Schreinen aufgetürmt/aufgehängt/aufgestapelt wurden. Überall an diesen kleinen Schreinen gibt es die obligatorischen Brunnen, an denen man sich die Hände wäscht, bevor man seine Gebete spricht.


Und an einem dieser kleinen Schreine habe ich glatt einen Bekannten getroffen. ;-) Na, wer erkennt ihn?


Der Wald, durch den der Weg führt, steht voller Ahornbäume, die jetzt kräftig grün leuchten. Cari meint, im Herbst, wenn der Ahorn knallrot wird, müsse es besonders schön aussehen. Ich weiß nicht recht. Ich liebe den Ahorn wirklich, aber wenn man dann im Herbst nur noch Rot sieht... Jetzt gibt es immerhin einen schönen Kontrast zwischen dem Grün der Bäume und dem Rot der torii.


Und es ist wirklich schön. Der Weg nach oben dauerte knapp zwei Stunden, runter ging es etwas schneller, und weil wir die ganze Zeit über nur Wasser zu uns genommen hatten, war der Hunger inzwischen gewaltig. Also sind wir, der größeren Auswahl an Essensmöglichkeiten zur Kyōto Station zurückgefahren, wo wir dann zünftig beim Italiener eingekehrt sind. Lecker!

Vorher sind wir aber doch noch einmal durch die Andenkenläden gezogen, um uns in den klimatisierten Räumen etwas abzukühlen. Außerdem suchte Cari noch ein Geburtstagsgeschenk für ihre Großmutter.


Ich habe dann diesen entzückenden kleinen Fuchs gefunden - total kawaii und weich! Da konnte ich nicht widerstehen. Cari auch nicht. Und jetzt behauptet sie, ich sei Schuld daran, daß sie ihn gekauft hat. Cari, did I FORCE you to buy it?! ;-))

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wiedermal wirklich sehr schöne Bilder, aber müsstest du nicht mal langsam alle Tempel in Reichweite gesehen haben?

Anonym hat gesagt…

Heheh, of course you forced me. You did make me realise how soft it was afterall :p See, all your fault. At least I noticed the two different price tags.

You got some good pics! Love the one with the purple bush beside it. And yes I also agree--the red and green contrast is nice. I looked to find d some images online in autumn but so far, no luck.

Have a good day!

Ute hat gesagt…

@ Mirco:
Nein, noch nicht ganz. Und außerdem war ich diesmal ja nicht in einem (buddhistischen) Tempel sondern in einem (Shinto-)Schrein.