Sonntag, Dezember 17, 2006

Ein letztes Andenken

Ich gestehe es, in der letzten Zeit bin ich vor lauter Nichtstun nicht so recht zum Bloggen gekommen. Dabei hatte ich doch noch einen Nachtrag zum letzten Besuch in Kyōto versprochen. :-( Jetzt aber!

Bei Julia hatte ich zum ersten Mal ein Tempelbuch (ich habe keine Ahnung, wie das Ding auf Japanisch heißt) gesehen, und als ich dann im ersten Tempel diese Bücher zum Verkauf ausgestellt vorfand, habe ich dann doch spontan zugegriffen. Das Buch läßt sich aufklappen wie ein Leporello, und die Seiten sind alle noch leer. In jedem Tempel kann man sich gegen einen kleinen Obolus den Namen des Tempels, das Datum des Besuchs und noch einen kleinen Spruch (?) in schöner Kalligraphie hineinschreiben, nein!, -malen lassen.


In Tempel Nummer 4 (dessen Namen ich vergessen habe) war dafür ein freundlicher Mönch zuständig, den ich darum auch fragte, ob ich ihn fotografieren dürfe. Und dann sah ich weiter fasziniert zu, wie er mit dem Pinsel die Schriftzeichen liebevoll aufs Papier malte und anschließend diverse rote Stempel auf die Seite drückte.

Nach getaner Arbeit klappte er das Buch vorsichtig wieder zusammen und bemerkte den schmalen hellen Streifen auf der Vorderseite. Da gehört der Name drauf. "Soll ich Ihren Namen da hinschreiben?" Klar!

Ich muß gestehen, da habe ich dann ein bißchen gepennt. Denn ich war davon ausgegangen, daß er mir meinen Namen in Katakana hinschreibt. Er wählte aber Kanji aus. Und auch wenn ich von seinen Erklärungen doch nicht allzu viel verstanden habe, war mir doch eines klar: der gute Mann hatte etwas falsch verstanden und meinem Namen noch einen Buchstaben angefügt.


Die beiden unteren Zeichen sollen für meinen Namen stehen. Das untere Kanji kenne ich sogar, es steht für "Himmel". Und eine Lesung lautet: "ten". Da steht jetzt also "Uten" als mein Name. Wie gesagt, ich habe etwas gepennt. Hätte ich besser "Uta" statt "Ute" gesagt. "Uta" heißt nämlich "Lied" und hat ein eigenes Kanji. Meine Freunde in Rußland und Weißrußland nennen mich schließlich auch "Uta". Na ja. Kollege Hans hat mir später die Bedeutung der beiden Kanji erklärt. Sie lassen sich u.a. mit "Großer Himmel", "von himmlischer Großmütigkeit" oder auch "Haus im Himmel" übersetzen. Gefällt mir. Da hat sich der Mönch schöne Kanji ausgesucht.

Die Tinte mußte noch trocknen, und so setzte ich mich für eine Weile auf die nächste Aussichtsterasse und sah mir den Garten an. Da kam plötzlich eine Frau herbeigeeilt, die in dem kleinen Zimmerchen gesessen hatte, wo der Mönch gearbeitet hatte. Sie gab mir einen kleinen Kalender mit zwölf Bildern des Tempels. Ein Geschenk! Warum? Ich weiß es nicht. Vielleicht, weil ich eine seltene ausländische Besucherin war, dazu noch mit Japanischkenntnissen? Jedenfalls hat es mich sehr gefreut, und der Kalender hat jetzt einen Ehrenplatz in meinem Zimmer.

1 Kommentar:

Sabine hat gesagt…

Hallo Uten *g*, bist D inzwischen schon wieder akklimatisiert? (Ich hier im Süden nicht, könnte den ganzen Tag schlafen.)

Wie kommst Du mit der Zeitverschiebung klar, was machst Du den ganzen Tag, wie stehts um die Weihnachtsgeschenke und -plätzchen... Fragen über Fragen!

Rechtfertigung - äh... Details erbeten! :-)