Dienstag, Dezember 20, 2005

Überraschungen

Es gibt Dinge, die erwartet man einfach nicht. Zum Beispiel, daß der Brief von der Accomodation section Elisa und mir mitteilt, unsere neue Mitbewohnerin werde ihre erste Nacht am 20. 12. in der Wohnung verbringen, und dann gemeint ist, daß sie in aller Herrgottsfrühe anrückt.
Jedenfalls hatte ich (zugegebenermaßen viel später als geplant) endlich in meinem Zimmer das Licht gelöscht und mich schlafen gelegt, da klingelt jemand an der Tür. Um halb zwei. Nachts. Schade, habe ich mir gedacht, leben wohl doch auch einige Idioten in diesem Haus. Da hilft nur eines: ignorieren. Nur ging dann die Haustür auf, schweres Gepäck wurde herumgewuchtet - et voilà: Claudia. In Begleitung eines Japaners, der irgendwas sagte, ich habe kein Wort verstanden, jedenfalls war es für diese Uhrzeit entschieden zu laut. Meine erste Begegnung mit der neuen Mitbewohnerin bestand also darin, im Schlafanzug aus meinem Zimmer zu blinzeln und sie und vor allem ihren Begleiter darauf aufmerksam zu machen, daß es auch Leute gibt, die um 1:30 nachts schlafen, weil sie am nächsten Morgen zur Frühschicht ausrücken müssen (Elisa, ich hatte heute vormittag ja "nur" Japanischunterricht).
Das hat mich doch, ehrlich gesagt, ein bißchen irritiert.
Heute mittag, als ich aus Namba zurückkam, war Claudia gerade aufgestanden und erwies sich als ausgesprochen nett und sympathisch. Für die späte Störung hat sie sich als erstes entschuldigt und erklärt, daß sie das so auch nicht geplant hatte, aber der Typ, den sie zum Gepäcktransport engagiert hatte (besagter Japaner), kam zwei Stunden zu spät. Ein Japaner, der zu spät kommt. Und dann auch noch mitten in der Nacht in einer typisch japanischen (= dünnwandigen) Wohnung nicht in der Lage ist, seine Lautstärke auch nur ansatzweise etwas zu drosseln. Unglaublich. Andererseits - das hier ist Japan. Anything is possible.

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