Eine Buchbesprechung aus meiner Liste stand ja tatsächlich noch aus. Höchste Zeit, das zu ändern, zumal ich es schon einmal verlängert habe und es in den nächsten Tagen wieder abgeben muß (und will).
Die Rede ist von „Knaurs Kulturführer in Farbe: Japan“, erschienen 1989 in München. Nun lese ich die Bücher aus dieser Reihe nicht so furchtbar gern, weil es in ihnen wirklich nur um Denkmälern und sonstige Sehenswürdigkeiten geht. Andererseits sind die Beschreibungen zugegebenermaßen sehr ausführlich und fundiert. Die Autoren haben wirklich Ahnung (und vermutlich Kunstgeschichte oder ähnliches studiert). Aber das ist auf Dauer eben etwas langweilig. Bin ich eine Ignorantin? Manchmal ja, aber dazu stehe ich auch.
Nun heißt das Buch ja auch „Kulturführer“ und nicht „Reiseführer“, und folgerichtig findet man darin auch keinerlei Informationen über Ausgehmöglichkeiten, Unterkünfte (gut – zumindest in Osaka muß ich mir darum ja auch keinen Kopf machen), Restaurants oder Geschäfte (Shopping!). Für einen Reiseführer fände ich das Buch auch schon wieder zu schwer – wer will dieses Buch einen ganzen Tag lang in der Handtasche mit sich herumschleppen?!
Schön sind allerdings die vielen Farbfotos von Japans Städten, Parks, alten Schreinen und Palästen. Beim Betrachten konnte ich es kaum erwarten, das alles mit eigenen Augen zu sehen.
Ich denke, der Kulturführer ist die ideale Lektüre für Leute, die eine Gruppenreise mit allem Drum und Dran gebucht haben und sich zu Hause schon mal etwas vorbereiten wollen, damit man a) bei den Erklärungen des Reiseleiters ein Aha-Erlebnis hat und die vielen Informationen sich nicht gleich am nächsten Denkmal wieder verflüchtigen, sondern möglichst etwas länger im Gedächtnis hängenbleiben (die freundliche Variante), oder b) den Reiseleiter auf Falschaussagen in seinem Vortrag hinweisen kann (die nervige Variante, Typ Studienrat im Bildungsurlaub).
Ehrlich gesagt hatte ich dann doch keinen Nerv, mir das ganze Buch durchzulesen – Angesichts der Informationsfülle wäre auch nicht allzuviel hängengeblieben. Ich habe daher zuerst einmal nachgesehen, was ich mir in Osaka unbedingt ansehen muß. Offensichtlich nicht viel, wie sich herausstellte. Das Buch hat gut 400 Seiten, und davon befassen sich ganze neun mit Osaka (nur zum Vergleich: Kyoto, die alte Hauptstadt, wird auf gut 80 Seiten behandelt!). Gut, ich fahre ja auch nicht zum Vergnügen dahin...
Osaka war als führendes Handelszentrum (erst nach dem Zweiten Weltkrieg trat es hinter Tokyo zurück) die Geburtstätte der bürgerlichen Kultur in Japan. Zentrum dieser Kultur waren das Freudenviertel Shinmachi und das Vergnügungsviertel am Dotombori-Kanal mit seinen vielen Theatern.
Hauptsehenswürdigkeit der Stadt ist die Burg auf dem Ishiyama-Hügel. Sie wurde Ende des 16. Jahrhunderts errichtet und war die größte japanische Festung dieser Zeit. Allerdings wurde sie nach der Abdankung des letzten Shoguns 1867 durch einen Brand zerstört. In den 1930er Jahren wurde der Zentralturm wieder aufgebaut – in Beton. Auf den Fotos sieht er aber doch recht eindruckvoll aus. Und innen befindet sich ein Museum zur Stadtgeschichte.
Das nächste wichtige Baudenkmal ist der Shitenno-ji – der erste buddhistische Tempel Japans. Er hatte jahrhundertelang eine Sonderstellung inne. Aber – auch bei ihm ist von den ursprünglichen Gebäuden keines erhalten geblieben. Der Hauptbezirk wurde in den 1960er Jahren rekonstruiert – richtig geraten, in Beton... Die alten Feste, die da immer noch gefeiert werden, sollen aber sehr sehenswert sein. Aber da muß ich mich bis nächstes Jahr gedulden. Und wenn ich Pech habe, muß ich an den Tagen arbeiten.
Die Gebäude des Shinto-Schreins Sumiyoshi-taisha sind wenigstens etwas älter, sie wurden Anfang des 19. Jahrhunderts errichtet. Gewidmet ist er den drei Meeresgottheiten, die der Kaiserin Jingu zu ihrem großen Erfolg bei ihrem sagenumwobenen Feldzug nach Korea (im 3. Jh. n.Chr.) geholfen haben. Die Kaiserin ist die vierte Gottheit, der der Schrein geweiht ist. Hier gibt es auch ein interessantes Fest, die Reispflanzzeremonie am 14. Juni.
Was es sonst noch gibt: einen weiteren Schrein, zwei Museen (Keramiksammlung und Kunstsammlung mit viel Keramik).
Interessanter ist da schon die Umgebung: das Freilichtmuseum Hattori-minka-shuraku mit alten Bauernhöfen aus Westjapan. Oder das Ethnologische Museum in Ibaraki. Und die fast 2000 Jahre alten Hügelgräber an der Grenze zwischen Sakai und Osaka, von denen das größte in seinen Ausmaßen sogar die Pyramiden übertrifft. Aber da kann das Gelände nicht betreten werden, weil es sich im Besitz der kaiserlichen Familie befindet (aber wer weiß: seit 1989 ist viel Zeit vergangen, der Tenno hat zwischendurch mal gewechselt, vielleicht besteht da doch noch Hoffnung auf eine Besichtigung).
Ich habe dann auch noch etwas über Kyoto gelesen. Der Shugaku-in ryo, Villa eines Ex-Kaisers aus dem 17. Jh., ist berühmt für seine herrliche Gartenanlage, die im Herbst, wenn die Ahornblätter ihre bunte Färbung annehmen, ganz besonders schön sein soll.