Dienstag, August 09, 2005

Für alle, die sich über den Titel meines Blogs wundern, sei es noch einmal kurz erklärt:
Ich gehe nach Japan. und zwar bald, genauer gesagt, in ca. zwei Monaten. Nach anderthalb Jahren Arbeitssuche in Deutschland (Geistes- und Sozialwissenschaftler haben es derzeit wirklich nicht leicht!), nur unterbrochen von einer kurzfristigen wissenschaftlichen Tätigkeit (die aber auch sehr viel Spaß gemacht hat!), habe ich endlich einen Job gefunden. Ich werde für Nova Group in Osaka als instructor im Multimediazentrum Deutsch unterrichten.
Und dafür habe ich nun Politikwissenschaft und Slawistik studiert...
Aber andererseits wollte ich ja immer ins Ausland gehen (damit ich das ewige Gejammer in Deutschland nicht mehr hören muß), und warum eigentlich nicht nach Japan?!
Kurz gesagt, ich freue mich riesig, und habe diesen Blog darum angelegt, um meine Erfahrungen mit Japan, seinen Bewohnern, seiner Kultur und seiner Sprache nur EINMAL aufschreiben zu müssen. Und jeder, der sich dafür interessiert, was ich so treibe und wie es mir geht, der kann es dann hier an dieser Stelle nachlesen.
Momentan gibt es auch noch gar nicht so viel zu berichten. Erst einmal muß ich morgen bei Nova in London anrufen und denen mitteilen, daß ich a) das offizielle Jobangebot und alle damit verbundenen Unterlagen erhalten habe und daß ich b) gewillt bin, die Stelle anzunehmen. Danach muß ich die Unterlagen ausfüllen und nach London schicken (nur zur Information: die Zentrale von Nova sitzt in London, und da war ich auch zum Vorstellungsgespräch). Unterlagen heißt: Letter of Acceptance, Antrag auf Aufnahme in die Krankenversicherung (das ist freiwillig, aber wenn die mir schon den Service anbieten, dann mache ich das doch - eine Sorge weniger), Visumantrag. Dann brauche ich noch Paßfotos, das Führungszeugnis habe ich schon am Freitag im Bürgerbüro bestellt (ist es zu fassen? 13 Euro kostet so was!!) - aber ich sollte morgen besser noch einmal nachfragen, ob sie es auf Deutsch lesen können oder ob ich mich noch um eine Übersetzung kümmern muß. außerdem ist mein Reisepaß nur noch bis März gültig, das könnte auch ein kleines Problem sein, denn die Ausstellung eines neuen dauert ja auch wieder... Allerdings ist er, wenn ich es mal durchzähle (Oktober, November, Dezember, Januar, Februar, März) noch genau sechs Monate ab Einreise gültig - so ich denn gleich Anfang Oktober nach Japan reise - und das ist in der Regel die magische Grenze, die bei einem Visumantrag immer zu beachten ist. Wie gesagt, daß muß ich morgen auch noch erfragen.
Japanisch kann ich auch nicht. Das heißt, nicht viel. Ich habe mir nämlich schon ein Japanischlehrbuch samt Kassette angeschafft und mit Lektion 1 angefangen: Ute des! Ich heiße Ute!
Das Schriftsystem hat es echt in sich. Da gibt es - wenn ich das bis jetzt richtig überblicke - zwei Silbenschriften, Hiragana und Katakana, die nebeneinander benutzt werden. Eines nimmt man wohl v.a. für Lehn- und Fremdwörter, und das andere für "urjapanische" Wörter. Ich habe aber schon wieder vergessen, welches man für was nimmt. Statt dessen bin ich im Verlauf von Lektion 1 auf zwei verschiedene Zeichen für "i" gestoßen... Sehr ermutigend. Man sollte ja meinen, daß zwei verschiedene Zeichensysteme an sich völlig ausreichend sein sollen, aber die Japaner verwenden außerdem noch chinesische Kanji-Schriftzeichen. Und lateinische Buchstaben. Und arabische Zahlen.
Über Japan an sich weiß ich auch nicht viel. Der Premierminister heißt Koizumi und hat eine wallende graue Künstlermähne. Zumindest sind seine Haare etwas länger als die anderer Politiker. Japan ist eine Monarchie, der gegenwärtige Kaiser (Tenno) heißt Akihito (Arihito?), und nach allem, was ich vor ewig langer Zeit mal über das japanische Hofzeremoniell gehört habe, ist der Mann um seinen Job nicht zu beneiden.
Gegenwärtig läuft das deutsch-japanische Jahr, und aus diesem Anlaß hat die "Sendung mit der Maus" vor einiger Zeit eine Sondersendung über das Leben in Japan gebracht. Am meisten beeindruckt hat mich der Beitrag über das Hightech-Klo in einem japanischenRestaurant (dessen zahlreiche Funktionstasten mich Technikmuffel allerdings erst einmal verzweifeln lassen würden). Da kann man ein anhaltendes Spülgeräusch in Gang setzen, das alle anderen Geräusche, die beim Toilettengang so anfallen, übertönt (Japaner sind sehr rücksichtsvoll ihren Mitmenschen gegenüber). Man kann sich den Hintern erst von einem kleinen Wasserstrahl reinigen und anschließend per "Föhn" trocknen lassen. Die Temperatur der Klobrille ist regulierbar. Ich wage allerdings zu bezweifeln, daß dieses Wunderwerk der Technik Grundausstattung in öffentlichen Einrichtungen ist, von Privathäusern ganz zu schweigen.
Man läuft nicht in Straßenschuhen in der Wohnung herum. Die zieht man vorher aus und schlüpft in Hausschuhe (Puschen, wie man die hier, wo ich wech komme, nennt). Dasselbe gilt für Schulen und die Toiletten in Restaurants.
Man verneigt sich zur Begrüßung.
Japaner nennen ihren Familiennamen zuerst (Nachnamen mag ich ihn deshlab gar nicht erst nennen) und den Vornamen danach. Der Premierminister heißt also richtig: Koizumi Junichiro.
Ich habe also noch sehr viel zu lernen.

1 Kommentar:

Sabine hat gesagt…

Hi Ute san!

Na, da sach ich doch mal Glückwunsch zum Blog und viel Spaß in Japan (naja, erst mal bei den Vorbereitungen...).

Laß uns nächste Woche mal bei nem ordentlichen Kaffee schnacken :-)

VG, Sabine